Deutschland Bayern Lkr. Miesbach

Tegernsee

PLZ: 83684

GPS: N 47° 42,349', O 11° 45,509'

Standort: An der Uferpromenade, ca. 100m östlich vom ehemaligen Kloster.

Größe / Material: 105:56:23 / Tuffstein

Geschichte: Das Tatzenkreuz entspricht in seiner Form und Entstehungsgeschichte einem weiteren, mit der Jahreszahl 1544 bezeichneten Steinkreuz in Rottach-Egern.

Sage: Am Egerner Seeufer beim Landungssteg des Überführers, aber auch in Tegernsee nahe der Hoffischerei am See, steht je ein altertümliches Tuffsteinkreuz mit der Jahreszahl 1544. Seine Form ist dem Eisernen Kreuz der letzten Kriege ähnlich und geht wohl in die Zeit der Gotik zurück. Die Überlieferung berichtet, daß in diesem Jahr in der Egerner Kirche - gegründet 1111 - eine Hochzeit stattgefunden hat. Nach der kirchlichen Feier fuhr die ganze Hochzeitsgesellschaft mit großen Bauernschiffen, das sind flache Holzboote, hinüber nach Tegernsee zum Gasthof "Post" am See, wo das Hochzeitsmahl angerichtet wurde. Nur eine solche Gaststätte, die eine realgerechtsame Taverne war, durfte Gesellschaften mit Tanz abhalten. In dem Wort Tavrne steckt noch das lateinische "tabernae" drin, was so viel heißt wie Bude, Wirtsbetrieb in römischen Kastellen. Solche Wirtshäuser haben heute noch das Recht zum Auskochen, zum Ausschank, das Brennrecht, dazu auch die Erlaubnis, eine Bäckerei und Metzgerei mitzubetreiben. Dazu hatten sie aber auch die Pflicht, fahrende Leute zu beherbergen oder sie ihre Wohnwägen im Hofraum, höchstens 3 Tage, aufstellen zu lassen, was nicht immer nur angenehm war. Sicher ist es damals hoch hergegangen in der Alten Post in Tegernsee, grad so, wie genau in dieser Zeit schon der erste bayerische Geschichtsschreiber Johannes Turmair, genannt Aventinus (1477-1534), von unserem Volk schreibt: "... Große und überflüssige hochzeit, totenmal und kirchtag haben ist êrlich und unsträflich, raicht kainem zu nachtail, kumpt kainem zu übel ..." Die sagenhafte, mündliche Überlieferung berichtet, daß bei der nächtlichen Heimfahrt die Hochzeitsleute mitsamt dem jungen Brautpaar in einen schweren Sturm gerieten und allesamt - 14 waren in dem Schiff - untergingen in den hohen, aber recht kurzen, heimtückischen Sturmwellen und ertrunken sind. Vielleicht war das Boot ohnehin überladen und schlug schnell voll Wasser, vielleicht strandeten sie an dem Felsenriff am Ufer der Point.
Beim Einmarsch der Besatzungstruppen am 5. Mai 1945 hat das schlichte Steinkreuz auf der Egerner Seite den Stoß eines schweren Panzerwagens nicht ausgehalten. Heute steht es wieder gut hergestellt an seinem alten Platz, wo es 400 Jahre lang gestanden hat.

Quellen und Literatur:
Schnetzer, Hans - Ueber Kreuzsteine, in: Volkskunst und Volkskunde, II.Jg., München 1904, Nr.3, S.25-29, 35-42
Tegernseer Sagen aus dem Kulturraum der ehemaligen Benediktinerabtei Tegernsee (746 - 1803), Sepp Mohr, Hausham 1985)
Sagen.at
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine