Deutschland Bayern Kreisfreie Stadt Fürth

Unterfarrnbach / OT von Fürth

PLZ: 90762

GPS: N 49° 29,142', O 10° 57,015'

Standort: An der rechten Seite der "Würzburger Straße" stadtauswärts, an der Einmündung der Straße "Am Kieselbühl".

Größe / Material: 112:90:28 / Sandstein

Geschichte: Wuchtiges Steinkreuz mit mehreren Näpfchen, gestufte Armstützen wohl 16.Jh.

[...] Auf der rechten Seite der Würzburger Straße stadtauswärts, an der Einmündung der Straße Am Kieselbühl, steht ein ganz einfaches, grob behauenes Steinkreuz. Solche Steinkreuze erinnern bis heute an einen Totschlag. Bei diesem Kreuz wissen wir sogar, wer ihn begangen hat.
Es war Graf Wolf von Wolfsthal aus Burgfarrnbach, der seinen Diener wegen eines angeblichen Diebstahls silberner Knöpfe erschlagen hat.
Anders als bei Mord konnte im Mittelalter die Bestrafung eines Totschlags ohne Richter geregelt werden, indem ein privater Sühnevertrag zwischen dem Täter und den Angehörigen des Getöteten geschlossen wurde. Demnach musste der Täter
• einen Geldbetrag an die Hinterbliebenen zahlen - bei Graf Wolf waren es 2000 Gulden, weshalb er dann seine Burgfarrnbacher Besitzungen verkaufen musste
• eine Messe für das Seelenheil des Getöteten lesen lassen
• für die Kosten des Begräbnisses aufkommen
• eine Wallfahrt machen, damit er einer möglichen Sippenrache entzogen war
• und ein Steinkreuz setzen, das an die Bluttat erinnern und die Vorübergehenden zu einem Gebet für den Getöteten auffordern sollte. (Ohm 2002)

   11. Steinkreuz
   An der Straße nach Burgfarrnbach, da wo der Weg nach Unterfarrnbach abzweigt, steht nördlich auf der Anhöhe ein Steinkreuz 90x30x30cm. Auf der Vorderseite sind drei kleine Kreuze eingehauen, und tiefe Verwitterungslöcher. Flur: "Am Kieselbühl". (Zettler 1960)

Sage:
Die Sage erzählt: "In Burgfarrnbach wohnte im Schloß ein Freiherr Wolf von Wolfstal. Eines Abends nach fröhlicher Gesellschaft, als die Gäste verabschiedet waren, bemerkte Wolfstal, daß ein goldener Trinkbecher fehlte. Auf einen seiner Gäste hatte er keinen Verdacht, jedoch auf seinen Diener. Wolfstal ließ den Diener kommen, sagte ihm auf den Kopf zu, daß er der Dieb sei, doch der Diener beschwor seine Unschuld. Am nächsten Morgen ritt Herr von Wolfstal nach Fürth und befahl seinem Diener, ihn zu begleiten; als sie beide am Kieselbühl angekommen waren, stieg er vom Pferd und befahl seinem Diener dasselbe zu tun. Dann faßte er ihn an der Brust und rief: "Nun gesteh, daß du den Becher gestohlen hast!" Doch der Diener beteuerte seine Unschuld aufs neue. Da packte den Freiherrn die Wut, er zog sein Schwert und schlug den Diener nieder, daß er tot liegen blieb. Als Wolfstal wieder nach Hause kam, erwartete ihn seine Frau schon an der Tür mit dem Trinkbecher in der Hand. Ein Gast hatte ihn in fröhlicher Stimmung in einer Truhe versteckt. Nun bereute Wolfstal seine jähzornige Tat und ließ an der Stelle des Totschlags zur Sühne ein Steinkreuz errichten. Geschehen am 19.April 1598. (Staatsarchiv Nürnberg. Rep.110, S.54/55). (Zettler 1960)

Quellen und Literatur:
Zettler, Franz - Die Flurdenkmale des Stadt- und Landkreises Fürth, Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, Jahrgang 16, 1960, Heft 1/2, Nr.11
Ohm, Barbara - Rundgang führt zu drei sagenumwobenen Stellen in der Stadt, in: Fürther Nachrichten, 29.06.2002
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 24.9.2008)


Sühnekreuze & Mordsteine