Deutschland Bayern Lkr. Starnberg

Wangen


Detail Corpus

Detail Inschrift-Tafel

Stein-Opfer

ein Teil der
rückseitigen Inschrift

seitliche Ansicht

PLZ: 82319

GPS: N 48° 0,991', O 11° 23,312'

Standort: "Wildmoosstraße", zwischen Wangen und Leutstetten, am Waldrand, direkt neben der Fahrbahn.

Größe / Material: 245:75:?

Geschichte: Das Kreuz mit Christusfigur ist sehr gut erhalten. Vorne ist eine kleine Schale eingearbeitet (für Weihwasser?). Die beiden einst daneben gepflanzten Bäume wurden in ca. 2m Höhe abgesägt. Spaziergänger oder Besucher legen kleine Steine auf die hohen Baumstümpfe. Die Inschrift lautet:
Zur frommen
- Erinnerung -
an die ehren=
geachtete Frau
Sophie Banzer
- geb. Egger -
ahnungslos
zusammengeschossen
bei der Besetzung
Wangens
auf Albertshöhe
am 30/4/1919
Bauchdurchschuß
† 6/7. 1919 ebenda
Auf der Rückseite ist noch eine Inschrift, direkt im Kreuz. Schwer zu entziffern:
Während 25 Jahren
wandelten wir in überaus glücklicher Ehe -
oftmals vielen Iden Hand in Hand
Der trauernde Gatte Olaf A. Adal Banzer
Gesetzt 1920
Albertshöhe
Der Titel / Vorname des Gatten, sowie die Jahreszahl vor "1920" sind schwer lesbar und vermutlich fehlerhaft interpretiert. Bei Baumann (1989) ist die Bildunterschrift des älteren Bildes falsch, angegeben wurde 1919, obwohl das Kreuz erst 1920 gestellt wurde. Beim Bild von 1989 stehen die beiden Bäume noch, die jetzt nur noch Stumpen sind.

Sage:

Quellen und Literatur:
Baumann, Günther - Vom ersten Weltkrieg zum Unglücksfall in Wangen, in: Leutstetten - Die aufregende Geschichte eines "Königlich-bayerischen Dorfes", 1989, S.123-125 (ISBN 3-927317-30-6)
recherchiert und bebildert von Claus Piesch, Tutzing (Fotos vom 6.08.2008)



Vom ersten Weltkrieg zum Unglücksfall in Wangen
von Günther Baumann

Das Attentat am 28.Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand löste den ersten Weltkrieg aus.
Im Verlauf des Krieges wird am 7.November 1918 mit dem Haus Wittelsbach die erste Monarchie in Deutschland gestürzt und Bayern wird zur Republik (Übersetzung des Begriffs Freistaat).
In den beiden folgenden Tagen überschlagen sich die Ereignisse im Reich. Es kommt so weit, dass Prinz Max von Baden die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert übergibt. Die Ereignisse und Verstrickungen dieser Zeit sind sehr umfangreich und können an anderer Stelle nachgelesen werden.
Die Kampfhandlungen wurden mit dem Waffenstillstand von Compiégne am 11.November 1918 um 11 Uhr beendet.
Im Dezember 1918 gibt es Unstimmigkeiten über die künftige Form der Regierung im Deutschen Reich. In der Folge brechen in Berlin blutige Unruhen aus.
Am 11.Februar 1919 tagt in Weimar die Nationalversammlung und dabei wird Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten gewählt.
Tat sich Franz, Ritter von Epp mit seinem Freikorps, das in München maßgeblich an der Zerschlagung der Räterepublik beteiligt war hervor, so trägt er jedoch offensichtlich an diesem hier begangenen Verbrechen die Schuld.
Am 29.April 1919 rückten die Weißgardisten (Angehörige des Korps Epp) in Starnberg und die umliegenden Orte ein. Die Rotgardisten versuchten großteils aus Starnberg zu fliehen.
In der Münchner Straße wurden 27 gefangen genommene Männer standrechtlich erschossen. Bei der folgenden "Säuberungsaktion" durch die Weißgardisten wurde auch die Umgebung von Wangen durchkämmt und der Ort besetzt. Dabei wurde angeblich eine Ausgangssperre verhängt und der Bevölkerung jeglicher Waffenbesitz verboten.
Am Abend des 30.April 1919 wurde in der Nähe der damaligen Mooswirtschaft, aus großer Entfernung und ohne Vorwarnung die ahnungslose Sophie Banzer mit einem Bauchschuss getroffen und sie verstarb wenige Tage darauf. Selbst wenn sie gegen die Ausgangssperre verstoßen hätte, wäre die Tötung nicht gerechtfertigt gewesen.
Am 28. Juni 1919 wurde der Friedensvertrag von Versailles endgültig unterzeichnet.

1919
1989

(Baumann, Günther - Leutstetten - Die aufregende Geschichte eines "Königlich-bayerischen Dorfes", 1989, S.123-125)


Sühnekreuze & Mordsteine