Deutschland Brandenburg Kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel

Brandenburg an der Havel (I)


Blick zum Standort

PLZ: 14770

GPS:

Standort: Über dem Westportal der Katharinenkirche (geweiht 1401) eingelassen.

Größe / Material:

Geschichte: Vermauerter Kreuzstein. Ursprung und Zweck unbekannt. Erhabenes lateinisches Kreuz, der Fuß pyramidenartig verbreitert.

Das Weihedatum 1401 bezieht sich auf das Kirchenschiff. Das Westwerk ist nach Einsturz 1582 komplett wieder aufgebaut worden. Gut möglich, dass der Kreuzstein aus dem alten Westbau der Katharinenkirche stammt, der sehr wahrscheinlich kurz vor oder um 1200 zu datieren ist, ein Findlingsbau, von dem Reste noch in der Westwand der Kirche stecken. (Müller 06/2009)

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Frank-Dieter Peyer, Magdeburg (Fotos vom 25.01.2009)
Ergänzungen von Dr. Joachim Müller, Brandenburg (Juni 2009)



Brandenburg an der Havel (II)


Detail Näpfchen

Flechtbandkreuz
am Fuß

GPS:

Standort: Petrikapelle auf der Dominsel.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Romanische Sandsteinstele (12.Jh.) als Türschwelle verbaut. Auf der Oberseite (ehemalige Trittfläche) viele Näpfchen.

Beim Brandenburger Stein spricht alles für eine liegende Grabplatte: es ist nur eine Seite bearbeitet, die übrigen sind bruchrau. Es gibt keine Standfläche, dafür leichte Belaufungsspuren auf der Bildseite. Es existiert in Leitzkau eine fast identische Grabplatte.
Der Stein ist zu einem unbekannten Zeitpunkt als Schwelle in das Südportal (des 13.Jhs.) als spätere Reparatur eingefügt worden. Erst danach wurde die linke Seite des Steins durch intensive Belaufung um einige Zentimeter zur Außenseite hin abgetreten. Die Art der Abnutzung zeigt, dass die Bildseite des Steins in seiner Verwendung als Schwelle niemals sichtbar war. Die Näpfchen wurden erst in die schon ausgetretene Oberfläche eingekratzt, sind also nochmals später.
Eine Datierung ist an Hand kunsthistorischer Überlegungen nur ungefähr in das 12.Jahrhundert möglich, wahrscheinlich eher, 1.Hälfte oder Mitte des 12.Jahrhunderts. (Müller 06/2009)

Sage:

Quellen und Literatur:
Das "steinerne Fundament" der Mark Brandenburg, Pressemitteilung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum vom 29.04.2009
ad-hoc-news.de
tagesspiegel.de
aktuelle Aufnahme vom BLDAM (April 2009)
Ergänzungen von Dr. Joachim Müller, Brandenburg (Juni 2009)



Das "steinerne Fundament“ der Mark Brandenburg

Ein außergewöhnlicher Fund beschäftigt derzeit Archäologen und Historiker in Brandenburg. Gleichsam die steinerne Basis der Mark Brandenburg wurde bei Ausgrabungen in der Petrikapelle am Dom zu Brandenburg an der Havel freigelegt - eine verzierte steinerne Stele aus dem frühen 12.Jahrhundert. Über Jahrhunderte war sie als Türschwelle verbaut und so den Blicken entzogen.

Arbeiten zum Anschluss des Kirchengebäudes an die Ringheizleitung brachten zunächst Mauerreste der halbrunden Apsis des Vorgängerbaus der Petrikapelle zutage. Dieser Bau stammt aus dem frühen 12.Jahrhundert, schon für das Jahr 1136 ist ein Priester namens Odalricus (Ulrich) überliefert; kurz bevor Albrecht der Bär 1157 die Burg der Heveller eroberte, wurde in dieser Kirche der letzte Slawenfürst Pribislaw-Heinrich zu Grabe getragen.

Im Verlauf der Ausgrabungen entpuppte sich ein Schwellstein, der unter dem Eingang der heutigen Kapelle verborgen lag, als aufwendig verzierte Steinstele. Ein Kreuzmotiv mit Flechtbandkreis schmückt den Sandstein an der nun freigelegten Seite. Ursprünglich war diese Stele wohl als Grabmarkierung bei der Kirche aufgestellt worden, sicher als Monument für eine bedeutende Persönlichkeit, wahrscheinlich für einen Angehörigen der christlich-slawischen Führungsschicht. Bei einer Vergrößerung des Gotteshauses kurz nach 1300 hatte man sie dann als Türschwelle für das Eingangsportal im Süden zweitverwendet. Anhand der Verzierung kann man das Stück ins 12.Jahrhundert datieren, es dürfte das beste Zeugnis romanischer Bauplastik östlich der Elbe darstellen. Der überraschende Fund ist von herausragender landesgeschichtlicher Bedeutung, beleuchtet er doch einen frühen Aspekt der Christianisierung, über den uns die spärlichen Schriftquellen nur sehr lückenhaft Auskunft geben.

Ziel ist es, den Stein unter fachlicher Leitung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums nun so freizulegen, dass er von allen Seiten dokumentiert und historisch eingeordnet werden kann. Eine Herausnahme aus der Kirche ist technisch nahezu unmöglich, ruhen doch die Wände des Eingangsportals nach wie vor auf unserem Stein.

(Pressemitteilung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum vom 29.04.2009)


Sühnekreuze & Mordsteine