Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Ludwigsburg

Möglingen

PLZ: 71696

GPS: N 48° 53,403', O 9° 7,056'

Standort: Südwestlich auf der Böschung der Straße nach Markgröningen, 120m nach Abgang der "Königsberger Straße" vor einer hölzernen Schallschutzwand.

Größe / Material: 82:67:19 / Sandstein

Geschichte: Zeichen: Dicht am Boden ist am Schaft die Jahreszahl 1980 eingemeißelt. Sie befindet sich in einer 1cm vertieften Vierecksfläche von 8x13cm.
Das originale Kreuz kam 1970 abhanden, als die Straße verbreitert wurde. Zuerst wurde es weggenommen und abgelegt. Dann verschwand es, es wurde entweder als Bauschutt beseitigt oder gestohlen. 1980 wurde eine Replik angefertigt und aufgestellt.
Benennung: "Hasenkeuz" - Als solches ist es bereits 1627 genannt (Haasen Creutz). Wahrscheinlich hat es Bezug zu einer Familie Hase (im 15.Jh. Hahs nachgewiesen). (Werner 03/2012)

Das Möglinger Hasenkreuz hat der umliegenden Flur seinen Namen gegeben. Eintragungen lassen sich zurückverfolgen bis November 1627 (Haasen Creutz), 1745 wurde es Hasencreutz, 1826 und in der Urkarte von 1831 Hasenkreuz benannt.
Leider lässt es sich nicht mehr feststellen, warum es aufgestellt wurde.
Das Kreuz auf dem Bild ist übrigens noch gar nicht so alt: erst im Jahr 1980 wurde es neu aufgestellt.
Zuvor stand etwa an dieser Stelle das alte Hasenkreuz. Als die Markgröninger Straße um 1970 ausgebaut und verbreitert wurde, wurde das alte Kreuz ausgegraben und lag einige Zeit an der Baustelle - bis es eines Tages fehlte! Entweder es wurde gestohlen oder mit Bauschutt abtransportiert.
Erst im Juni 1980 wurde ein neues Steinkreuz aufgestellt. Der Schwieberdinger Steinmetz Widmann fertigte ein neues und stellte es auf. (Quelle: nicht mehr aufrufbare Internetseite)

Ersatz für ein 1976 abhanden gekommenes Sühnekreuz. (Wolf 2008)

[...] Verlässt man Möglingen in Richtung Markgröningen, so steht links in einem kleinen Hain an einer Böschung ein unscheinbares Steinkreuz. Betrachtet man es näher, so erkennt man die Zahl "1980" eingemeißelt, die zeigt, dass das Kreuz noch nicht einmal 25 Jahre alt ist. Was soll daran also Besonderes sein? Das Möglinger Heimatbuch gibt Auskunft:
"... so konnte am Donnerstag, den 12.Juni 1980 am alten Standort ein Ersatz-Hasenkreuz aufgestellt werden...". Dieses neue Kreuz ersetzt ein uraltes und verwittertes Steinkreuz, ca. 74cm hoch und 70cm breit, das viele Jahrhunderte an dieser Stelle überdauert hatte und im Sommer 1976 beim Ausbau des letzten Teilstücks der Straße Möglingen-Markgröningen von seinem Standort entfernt werden musste. An einen Bauwagen gelehnt wartete es darauf, nach Abschluss der Straßenarbeiten wieder seinen Platz in der Erde zu bekommen. Kein Mensch kam auf die Idee, dass dieses Kreuz als eines der wenigen historischen Denkmäler Möglingens in diesem Zustand das Ziel von Dieben sein könnte, doch eines Morgens war es weg! Und das ist es bis heute: einfach weg!
Erstmals genannt wird das Kreuz in einem Lagerbuch aus dem Jahre 1565, wo "Äcker am Gröninger Weg, beim Hasen Creutz" erwähnt werden. 5 Nennungen sind aus Möglinger Kaufbüchern zwischen den Jahren 1627 und 1826 bekannt, doch keine gibt auch nur den kleinsten Hinweis darauf, warum das Hasenkreuz überhaupt da war und woher es seinen Namen hatte. Überliefert sind fünf unbelegte Erklärungen für das schlichte Denkmal:
1. Nach der Jagd wurden beim Kreuz alle erlegten Hasen abgelegt.
2. Ein Jäger hielt den Kopf eines Treibers, der im damals vorhandenen Hohlweg ging, für den Kopf eines Hasen und erschoss ihn.
3. 1525 wurde in einem Tal zwischen Möglingen und Markgröningen der fliehende Bauernführer Jäcklin Rohrbach nach der vernichtenden Niederlage der Bauern in der Schlacht bei Böblingen gefangen genommen. Möglicherweise wurde damals einer seiner Begleiter beim Hasenkreuz umgebracht, denn die Bauern flohen "wie die Hasen" über das Land. Rohrbach selbst kam bei Neckargartach zu Tode, wo er an einen Weidenstamm gebunden und verbrannt wurde.
4. Die wahrscheinlichste Erklärung für den Namen "Hasenkreuz" dürfte wohl im Ort selbst zu suchen sein. Im Jahre 1470 lebten in Möglingen eine Els Hesing, ein Auberlin Hahs und ein Conradt Hahs, wahrscheinlich nicht sehr begüterte Leute. Schon 1522 wurde niemand mehr in Möglingen mit diesem Familiennamen genannt. Es ist möglich, dass beim Hasenkreuz ein Hahs ermordet wurde oder einen Totschlag begangen hat, doch das wird wohl für immer im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben. Tatsache ist, dass im 15. und 16.Jahrhundert viele sog. Sühneverträge geschlossen wurden, die zur Errichtung eines Totschlag-Sühnekreuzes verpflichteten. Nach damaligem Recht wurden Mörder am Galgen hingerichtet, mit Totschlägern wurde ab und an etwas milder umgegangen. Eine der geistlichen Bußen hierfür war die Errichtung eines "steinin crutzes", wie es in einem Sühnevertrag aus dem Landkreis Schwäbisch Hall überliefert ist.
5. Bereits 1523 könnten im Markgröninger Urbar (Lagerbuch) für Möglingen schon Hinweise auf das Hasenkreuz vorhanden sein, denn es gibt zwei Einträge, die sich auf Liegenschaften "bey dem pild" bzw. "beym bild" beziehen. Da Möglingen um diese Zeit katholisch war (und erst unter Herzog Ulrich 1535 evangelisch wurde), ist anzunehmen, dass damals auch hier so genannte Bildstöcke standen, wie es heute noch in katholischen Gegenden üblich ist. Vielleicht besteht also auch ein Zusammenhang mit dem Hasenkreuz und hier ehemals vorhandenen katholischen Bildstökken. Das kann heute niemand mehr mit Sicherheit sagen.
1947 hing das Hasenkreuz leicht nach vorne und war im Lauf der Jahrhunderte so tief in den Straßengraben abgesackt, dass Bürgermeister Otto Hönig es an den oberen Rand der etwa zwei Meter hohen Böschung heraufsetzen ließ. Insgesamt 14 dieser alten Kreuze gibt es heute noch im Kreis Ludwigsburg, die Nachbildungen von Großingersheim und Möglingen mitgezählt. Die meisten wurden inzwischen von der Ortsbebauung eingeholt, nachdem sie ursprünglich weit vor der Grenze des Ortes, dem Ortsetter, gestanden haben (1850 war das Möglinger Kreuz noch 400m vom Ortsetter, am heutigen Standort der RathausApotheke Möglingen, entfernt). [...] (Der Möglinger 2004)

Etwa 500m ab Ortsausgang, links an der alten Straße nach Markgröningen; gestohlen nach 1970. Benennung und Flurname: "Hasenkreuz". Familienname "Hahs" im 15.Jahrhundert nachweisbar. Andere Erklärungen: Bei einer Treibjagd wurde die Hasenstrecke hier abgelegt. - Der Bauernführer Jäcklin Rohrbach soll 1525 hier gefangengenommen und hingerichtet worden sein. (Losch 1981)

Sage: 1.Nach der Jagd wurden beim Kreuz alle erlegten Hasen abgelegt. (Losch 1981 / Der Möglinger 2004)
2. Ein Jäger hielt den Kopf eines Treibers, der im damals vorhandenen Hohlweg ging, für den Kopf eines Hasen und erschoss ihn. (Der Möglinger 2004)
3. Der Bauernführer Jäcklin Rohrbach soll 1525 hier gefangengenommen und hingerichtet worden sein. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Seybold, Adolf - Das Möglinger Hasenkreuz, in: Hie gut Württemberg, 30.Jg., 1979, S.7
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.36 als verschwunden
Gühring, Albrecht - Möglingen: Pforte zum Strohgäu, Stuttgart 2000, S.501
Das Möglinger Hasenkreuz, in: Der Möglinger, August 2004, Ausgabe 52
Wolf, Reinhard - Von Ort zu Ort, 2008, S.149
recherchiert und bebildert von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 23.03.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine