Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Karlsruhe

Odenheim (I - III) / OT von Östringen

PLZ: 76684

GPS: N 49° 12.096', O 8° 44.492'

Standort: Steinkreuznest südlich von Östringen am Südrand des Kreuzsteiner Waldes im Bereich der Gemarkungsgrenze zu Odenheim, am Rundwanderweg "Siegfriedsweg".

Größe / Material: 70:65:20 / Sandstein
95:78:23 / Sandstein
70:63:20 / Sandstein

Geschichte: Die beiden äußeren Kreuze wurden 1934 als Nachbildungen erstellt, das mittlere Kreuz ist noch original erhalten. Jedes der Kreuze trägt ein Symbol: eine Schuhsohle, ein „Richterschwert“ (der Ring im Knauf ist Zeichen fürstlicher / ritterlicher Gerichtsbarkeit) und eine Schneiderschere. Das mittlere Kreuz zeigt auf dem Kopf ein 8x8cm großes Tatzenkreuz, was darauf hindeuten könnte, dass es früher als Grenzstein genutzt wurde.

Sage: 1. Der Sage nach sollen hier ein Schuster, ein Schmied und ein Schneider gestorben sein.
2. Mahnmal und Hinweis auf die Hinrichtung eines Schusters und eines Schneiders wegen vorsätzlicher Missachtung der Zunftregel (hohes Gebot – heiliges Gesetz).

Quellen und Literatur:
Waas, Franz - Die Dreikreuzsteine im Kreuzsteiner Wald bei Östringen, in: Badische Heimat, 1929, S.19-22
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Die Dreikreuzsteine
Im Kreuzsteiner Wald bei Östringen

Von Franz Waas, Östringen

Die Dreikreuzsteine (Federzeichnung)

Die Dreikreuzsteine (photographische Aufnahme)

Fußweg durch den Kreuzsteiner Wald
   Die große Gemarkung der Gemeinde Östringen, Amt Bruchsal, wird in ihrem südlichsten und südöstlichen Teil durchzogen von der "Hohen Straße" (vulgo Houchstroß’); von der ehemals recht stattlichen Breite der alten römischen Heeresstraße ist allerdings im Laufe der jahrhunderte durch Besitzer der anliegenden Äcker soviel "weggezackert" (weggepflügt) worden, dass nur noch ein leidlich breiter Feldweg übriggeblieben ist; die alte Straßendecke ist durch Anschwemmung und Anflug bis zu 1 Meter überschichtet. Gelegentliche Funde von Straßenpflaster und Maultierhufeisen lassen keinen Zweifel an der Zugehörigkeit der "Hohen Straße" zu dem altrömischen Straßennetz, das die linksrheinischen Städte, in unserem Falle Speier, mit dem Zehntland und dem Limes verband. Die "Hohe Straße" nimmt heute ihren Ausgang von Stettfeld, wo wichtige römische Funde gemacht wurden, führt über Zeutern, kreuzt südöstlich von Östringen den Weg von Östringen nach Odenheim; an dieser Kreuzung erinnert das Gallusbildhäusel an die Sitte der Römer, an wichtigen Wegkreuzungen ihrem Wegegott (Merkur) Heiligtümer zu errichten. Unmittelbar darauf durchquert die "Hohe Straße" auf dem kürzesten Wege das Ulrichsbruch, durch seinen Quellenreichtum sicher von großer Bedeutung für die Straßenbenutzer. Hier liegt, noch heute die Quellen des Bruchs von einem kleinen Hügel aus beherrschend, die Ruine der "Ulrichskirche". Noch 1723 fand alljährlich eine der drei Flurprozessionen nach der Ulrichskirche statt, wo Predigt und Amt gehalten wurden. Über die Zerstörung der Ulrichskirche ist merkwürdigerweise nichts bekannt. Es ist wohl anzunehmen, dass mangelnde Pflege die alte Kapelle baufällig werden ließ; sicher ist, dass die Ruine von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften als willkommener Fundort für schön behauene Steine betrachtet wurde, so dass nur ein roher Trümmerhaufen übrigblieb. Ehemals umgab die Ulrichskirche eine ausgegangene Siedlung "Eberhardsweiler", die 1366 zuletzt erwähnt ist.
   Bei der Ulrichskirche tritt von Südosten her ein schöner, hochstämmiger Wald ziemlich nahe an die "Hohe Straße" heran; ein von der Odenheimer Straße her zunächst südlich, dann östlich verlaufender Weg bildet die Grenze zwischen Östringer und Odenheimer Gemarkung; auf diesen Weg stößt im spitzen Winkel von der "Hohen Straße" her ein Fußweg, der in Richtung Nordwest – Südost den "Kreuzsteiner Wald" durchschneidet. Den Namen gaben die "Dreikreuzsteine", etwa 100 Schritte einwärts von dem südlichen Rand des "Kreuzsteiner Waldes" gelegen. Da gerade dieser Teil des Waldes vor nicht allzu langer Zeit neu aufgeforstet wurde, umgibt nur Jungwald das geheimnisvolle Plätzchen, das früher unter hohen, dichten Bäumen wohl noch mehr einen rätselvollen, vielleicht auch schaurigen Eindruck gemacht haben mag. Beim Fällen der alten Bäume kamen die alten Steinkreuze leider zu nicht wieder gutzumachenden Schäden. Nur das mittlere Kreuz ist noch ganz erhalten; das Kreuz mit der dargestellten Schere ist ganz jungen Datums, durch "zierliche" Bearbeitung des Steines leider gar nicht mehr passend zur einprägsamen, schlichten Wucht des Mittelkreuzes und zur zwar zerstörten, aber doch noch unverfälschten Schlichtheit des dritten Kreuzes. Fünf Schritte breit, drei Schritte tief liegt in seiner kreuzbehüteten Ruhe das Plätzchen und birgt sein Geheimnis im lichtdurchzitterten Schatten und im vogeldurchsungenen Waldesrauschen.
   Keine Inschrift, kein altes Buch gibt Kunde von dem Anlaß, von dem Sinn dieser Gedenksteinsetzung. Der Volksmund allerdings liest aus den Zeichen auf den alten Steinen ihre Geschichte:
   Drei Handwerksburschen, auf gemeinsamer Wanderschaft durch diesen Wald hatten in notvoller Zeit für ihren jungen Hunger nur noch ein Stücklein Brot zu teilen. Es kam zum blutigen Streite, und nicht eher war der Hader geendet, als bis alle drei Gesellen tödlich getroffen aus ihren Wunden verblutet waren. Am Ort der schaurigen Tat wurden sie bestattet und zum immerwährenden Gedenken über eines jeden Grab ein Kreuzstein mit dem Handwerkszeichen des Toten errichtet. Die im Leben zusammen wanderten, ruhen nun, im grausigen Tode vereint, im "Kreuzsteiner Walde": der Schneider, der Soldat und der Schuster.
   Die Darstellung auf dem mittleren Kreuz wird teils als Schwert, teils als Metzgerstahl gedeutet; so ist der darunter Ruhende in der Legende bald ein Soldat, bald ein Metzger. Das Zeichen auf dem dritten Stein wird als der Leist eines Schusters gedeutet. Auffallend ist, dass dieses Zeichen in den Stein nur eingeritzt ist, im Gegensatz zu der schönen, plastischen Darstellung des Mittelkreuzes. Über den ursprünglichen Zustand des Schneiderkreuzes ist nichts Näheres bekannt. Nach dem Zustand der Verwitterung ist für die zwei älteren Steine auf ein ungefähres Alter von 3-400 Jahren zu schließen; der Stein, aus dem die Kreuze gearbeitet sind, wird heute noch im Kreuzsteiner Walde zu Bauzwecken gewonnen.
   Das mittlere Kreuz hat eine Höhe von 108 Zentimeter, eine Breite von 78 Zentimeter, eine Stärke von 27x29 Zentimeter; auf der Abschlußfläche des oberen Längsbalkens am mittleren Kreuze findet sich in vertiefter Arbeit eine kreuzförmige Figur nach Art eines vierblättrigen Kleeblatts. Das Schusterkreuz, dessen Querbalken abgebrochen sind, misst in der Höhe 80 Zentimeter, in der Stärke 22x24 Zentimeter. Das Schneiderkreuz hat folgende Maße: Höhe 100 Zentimeter, Breite 54 Zentimeter, Stärke 16x16 Zentimeter. Der untere Längsbalken ist hier aus einem Stück gearbeitet, der Querbalken ist aus einem Stück mit dem oberen Längsbalken; eine entsprechende Vertiefung an der Basis des Querbalkens dient zur Befestigung auf dem unteren Längsbalken. Das Schneiderkreuz zeigt in seinem heutigen, mehrfach gebrochenen Zustande die deutliche Unterlegenheit der späteren, verniedlichten Handwerksleistung gegenüber der form-, stil- und materialgerechten Arbeit früherer Jahrhunderte.
   Es ist ein reizvolles Unternehmen, die stummen und doch so beredeten Zeugen vergangener Zeiten und Geschlechter, die drei Kreuzsteine auf heute abgelegenen, einst so viel begangenen Wegen aufzusuchen und ihren Geheimnissen nachzuforschen. Und wenn der Wanderer seinen Blick wegwendet von der Düsterkeit alter Bluttat, seine Augen mit dem Wege aus dem Waldesdunkel nach Osten in fröhliche Helle schweifen lässt, so wollen gar bals die Füße folgen zu dem jungen, frohen Leben, das dort am Schindelberg seit einigen Jahren in zwei neuen Siedlungen erstanden ist. Fröhlich grüßen ihn dort menschliche Wohnstätten, frohe Landleute und erquickte Ausflügler, die Leute vom Wackerhof und die allzeit vergnügten Gäste vom Kurhaus Schindelberg. Die halten gute Nachbarschaft, und alljährlich am Allerseelentag schmückt auch ein Kränzlein von ihrer Hand die drei Kreuzsteine im Kreuzsteiner Wald.
(Badische Heimat, 1929, S.19-22)



Odenheim (IV) / OT von Östringen

GPS: N 49° 11.718', O 8° 44.510'

Standort: Siefriedsbrunnen an der L 635 zwischen Odenheim und dem Weiler Schindelberg.

Größe / Material: heller Sandstein

Geschichte: Die Gestaltung des Brunnens wurde durch S. Odenheimer (USA) gestiftet und unter Bürgermeister Vogel 1932 umgesetzt. In einer Felsplatte ist als Relief die Szene dargestellt, wie Hagen den Recken Siegfried ermordet. Daneben ist ein Textauszug aus dem Nibelungenlied angebracht:
Wenn ihr den Brunnen suchet wo Siegfried man erschlagen Sollt ihr die rechte Kunde mich auch noch hören sagen. Dort vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenhain dort fließet noch der Brunnen

Sage: Aufgrund der zitierten Textstelle wird der Brunnen mit der Siegfriedssage in Verbindung gebracht. Wo Siegfried noch überall erschlagen worden sein soll, sieht man am besten bei Kunstgeographie.

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Odenheim (V) / OT von Östringen


Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Eichhorn (1975)

GPS: N 49° 12,146', O 8° 45,614'

Standort: In der Einfahrt des früheren Kurhauses auf dem Schindelberg.

Größe / Material: 88:58:15 / Sandstein

Geschichte: Von der früheren Eisenklammer sind noch die Löcher zu erkennen, die letzte Ziffer der Jahreszahl ist nicht mehr lesbar. Darunter eine Reihe nicht deutbarer Buchstaben: P I T P I L D D F II I I I.

Früherer Standort am Kapellenberg. Kopf nach 1960 abgeschlagen. Am rechten Arm obere Hälfte der Ansicht abgesplittert. Abgebrochener Schaft mit Querbalken verklammert. Rillen im Kopf.
Inschrift: Im Kreuzungsfeld IHS mit Kreuz. Auf dem linken Arm 16, auf dem rechten 74, darunter auf der ganzen Querbalkenlänge eine Reihe von Großbuchstaben. (Losch 1981)

Versetzt auf den Schindelberg in den Hof der Wirtschaft "Zum Schindelberg" auf Anregung der GEEK. Das am alten Standort (am Kapellenberg) gefährdete Kreuz wurde zuvor sichergestellt und restauriert. (Losch 1987)

Sage:

Quellen und Literatur:
Eichhorn, Karl - Alte Steinkreuze im Bruhrain und Kraichgau, in: Kraichgau, Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 4, 1974/75, S.86-95
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken, Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.148
Losch, Bernhard u.a. - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Nachtrag 1987, S.265
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto: 30.11.06)
Ergänzungen von Leopold Hessek, Oedheim


Sühnekreuze & Mordsteine