Losch (1981) |
PLZ:
73614GPS:
N 48° 49.292', O 9° 29.389'Standort:
Im Waldteil "Spielmannsklinge", etwa 3km nordwestlich der Stadtmitte, etwa 600m südlich vom Königstein, neben einem Waldweg.Größe / Material:
85:46:18 / SandsteinGeschichte:
Ein Arm ist fast ganz abgebrochen. Auf dem Kopf Kreuzrillen. Das Kreuz ist stark zur Seite geneigt. Form: Breiter, hoher Längsbalken; schmale, kurze Arme. Der Schaft verschmälert sich leicht. Datierung: ca. 17./18.Jh. (Losch 1981)Sage:
Irgendwann früher sollen Spielleute an dieser Stelle überfallen worden sein; das Kreuz sei ihnen zur Erinnerung errichtet worden. Auch der Name "Spielmannsklinge" gehe auf dieses Ereignis zurück.Quellen und Literatur:
GPS:
Standort:
Vor dem Heimatmuseum.Größe / Material:
Geschichte:
Benennung: "Moserkreuz".Sage:
Quellen und Literatur:
"Nur" ein Grabmal? Nun, dieses, das vor kurzem am Westgiebel des Heimatmuseums aufgestellt wurde - nur war es dann sogleich wieder durch
zum Verkauf ausgestellte Christbäume zugedeckt, seit ein paar Wochen aber präsentiert es sich freistehend dem Betrachter -, hat seine besondere Bewandtnis. Es
dokumentiert ein kleines Stück Schorndorfer (Familien-) Geschichte, und es handelt sich um das älteste noch einigermaßen gut erhaltene Grabkreuz (Dank der
Renovierung durch einen Stuttgarter Bildhauer aufgrund der Vermittlung des Heimatvereins) in Schorndorf. Es handelt sich um das Grabkreuz des 1779 verstorbenen
Steinhauerobermeisters und "Gerichtsverwandten" Johann Friedrich Moser, einer bedeutenden Schorndorfer Persönlichkeit. Es wurde vor vielen Jahren von einem
Nachfahren, Frau Elise Wöhrle geborene Moser, entdeckt und "gerettet". Der Schorndorfer Eugen Nestle hat den Weg und die Bewandtnis dieses Grabkreuzes
zurückverfolgt. Hier seine Abhandlung dazu:
In früheren Jahrhunderten scharten sich die Gräber um die Kirche, wie wir es häufig noch bei Dorfkirchen antreffen. So war es auch bei der
Schorndorfer Stadtkirche, doch hat man - nach den Ermittlungen Reinhold Zeyhers - dort nur bis 1525 Gräber angelegt. Dann beerdigte man außerhalb der Stadtmauer
auf dem Grundstück des Landwirts Böhringer (Ecke Schul- und Johann-Philipp-Palm-Straße). Beim Festungsbau 1538 aber mußte dieser Kirchhof aufgegeben werden.
Der dritte Friedhof bestand fast dreihundert Jahre - von 1538 bis 1834 - längs der Karlstraße auf dem Gelände der Firma L.&C. Arnold. Die Gräberanlage blieb teils noch
bis zur Jahrhundertwende erhalten, was auch für den im Jahr 1834 begonnenen "Alten Friedhof" bis heute noch gilt. Sicher sind an der Karlstraße manch historisch
interessante Grabstätten der Zeit zum Opfer gefallen, so wahrscheinlich auch das Grab der 1741 gestorbenen Bürgermeistersfrau Barbara Walch-Künkelin. Reinhold
Zeyher vermutet, daß noch im Jahr 1888, dem 200. Gedenktag an die Tat der Schorndorfer Weiber, ihr Grabstein dort gestanden hat, seit langem ist er jedenfalls
verschwunden. Immerhin wurde 1718 "aus dem Kirchhof vor dem oberen Tor" das Grabdenkmal des 1580 verstorbenen Wilhelm Palm, das von seinen Söhnen, den
Edlen von Palm in Wien, errichtet worden ist, in den Chor der Stadtkirche gebracht (I.C. Rösler, Stadtkirche 1927).
Irgendwie ist einst auch das jetzt am Heimatmuseum aufgerichtete Kreuz "gerettet" und vor Jahrzehnten vom dritten in den vierten Friedhof
versetzt worden, wo es eine Zeitlang an der südöstlichen und auch südwestlichen Friedhofsmauer gestanden hat, bis es vor einigen Jahren - wer weiß wie? - auf der
Abfallstelle des Kirchhofes endete. Dort hat Frau Elise Wöhrle, geb. Moser, das zertrümmerte Grabkreuz ihres Vorfahren, des 1779 verstorbenen Johann Friedrich
Moser, "entdeckt" und die zwei Zentner Bruchstücke im Handwägele auf das Wöhrlegrab (Nähe des Westtörchens) geschafft. Dort wiederum habe ich es im März
1974 bemerkt und wiederholt fotografiert, ehe es bald darauf ins Heimatmuseum kam (Bild in Schorndorfer Nachrichten vom 23.11.1974).
Wie es so geht im Leben, die Jahre gingen hin, bis schließlich durch Vermittlung des Heimatvereins ein Stuttgarter Bildhauer Ende 1979,
nachdem alle Teile beisammen waren, in seiner Werkstätte das ehrwürdige Steinkreuz auf Kosten der Stadt Schorndorf wiederhergestellt hat - und so ist es also während
des Christbaummarktes zu uns zurückgekehrt.
Das Denkmal hat freilich in den Jahren gelitten. Der Fuß weist die in der Barockzeit üblichen Sinnbilder der Vergänglichkeit auf, nämlich
Sanduhr und Totenkopf, während oben als Trost der von den Strahlen der sieghaften Lebenssonne umgebene Christuskopf erscheint (1974 noch deutlich zu erkennen).
Vom Text, der ursprünglich im März 1974, in fünf Zeilen fast die ganze Fläche der beiden Querbalken - mit Ausnahme des Mittelstücks - überzog, ist heute nur wenig
übriggeblieben; er war allerdings damals schon kaum zu entziffern.
Wer war Johann Friedrich Moser? Zweifellos eine bedeutende Schorndorfer Persönlichkeit, von Beruf Steinhauerobermeister und außerdem
"Gerichtsverwandter", also Mitglied des Gerichts. Seine Vorfahren wann bereits im 16.Jahrhundert in Schorndorf ansässig (Elise Wöhrle) und bewohnten das prachtige
Patrizierhaus Im Sack Nr.3 (Reinhold Zeyher). Em anderer Zweig der Moser konnte den Salzburger Emigranten entstammen; jedenfalls war 1732 (Dr. Wandel) ein Basil
Moser als eingewandert eingetragen, wobei das Herkunftsland zwar nicht genannt wird, doch fand 1731/32 die Ausweisung statt. Die Moser zeigten sich bekanntlich in
unserer Stadt als weitverzweigte Großfamilie, nach deren Namen 1874 eine Straße benannt wurde, die übrigens an Mosers Gasthaus "Me§lac" vorbeiführt.
Das Bild zeigt schräg gegenüber, unter der Dachrinne der Stadtkirche, die jedem bekannte Sonnenuhr. Und eben diese steht in naher
Beziehung zu dem beschriebenen Grabmal. Oben links lesen wir: Joh. Phil. Moser 1767 Ren. Es ist der Bruder von Johann Friedrich, der die Malerei erneuert hat.
Darunter die Jahreszahl der Entstehung (1660), zugleich das Einweihungsjahr der Kirche nach dem Wiederaufbau seit der Zerstörung 1634. Rechts: Ren.:1908. Die
interessanten Einzelteile lassen sich nicht ohne weiteres erkennen, aber die Schorndorfer Nachrichten haben am 28.8.1975 ein kleines dreispaltiges Foto von der
ganzen Fläche veröffentlicht (dieses Bild wie auch das Foto vom 23.11.1974 wird gern im Stadtarchiv - links vom Hirschbrunnen - gezeigt).
Die Gesamtanlage ist mit wissenschaftlicher Genauigkeit angefertigt, die Monatsnamen erscheinen in lateinischer Sprache mit den
dazugehörenden uralten Tierkreissymbolen, die Monate März bis Mai werden durch mathematische Kurven mit den rechts stehenden Monaten der zweiten Jahreshälfte
verbunden - es hat den Anschein, als wäre ein Mathematikprofessor der gegenüberliegenden früheren Lateinschule der Schöpfer der Sonnenuhr.
Im Band der Kirchenbau-Rechnungen des Stadtarchivs 1767 bis 1770 fand sich bei "Johann Philipp Moser, Handelsmann" der Eintrag: "Wegen
Reparierung der Sonnen Uhr an der Kirch gegen Mittag vor Öhlfarb und Arbeit 2 Gulden 30 Kr(eutzer)" und einige Zeilen darüber das Wort "Paillefarbduch" was
wahrscheinlich die Bezeichnung für eine bestimmte Farbe (paille: französisch = Stroh) in diesem Falle wohl eine Art Strohgelb bedeutete. Nun, die Grundfarbe der
gesamten Sonnenuhrfläche ist - strohgelb.
(Schorndorfer Nachrichten vom 31.Januar 1980)