Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Freudenstadt

Vierundzwanzig Höfe (I) / OT von Loßburg


Abbildung bei
Losch (1981)

PLZ: 72290

GPS:

Standort: Am Feldweg in Richtung Romishorn.

Größe / Material: 60:50:22 / Sandstein

Geschichte: Am Weg vom Weiler in Romishorn auf der ersten Weide.
Beschreibung: Sandstein. Linker Arm fehlt. Das Kreuz liegt neben dem aus der Erde ragenden Schaft. Neuaufstellung in einer geplanten Anlage mit Schutzhütte und Bank vorgesehen.
Maße: H (60), B (50), T 22, HK 29. LA 28, AK 25-30, AA 24-27, AS 25-30.
Form: Tatzenkreuz. Kräftige Proportionen.
Zeichen: Auf dem Kreuz Relief eines geschwungenen Tatzenkreuzes, asymmetrisch, mit eingezogenen Balkenenden und parallelkantigem Schaft, der am Ende mit verschmälertem Fuß auf einem gestuften Sockel sitzt.
Datierung: ca. 15.Jh.
Flurnamen: "Streitwasen", "Blutacker". (Losch 1981)

Sage: 1. Zwei sollen sich in einer Hungersnot wegen einer Maus gegenseitig erstochen haben.
2. Zwei Bauern sollen sich mit dem Pflugsech gegenseitig erschlagen haben. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.216
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Foto von August 2011)



Vierundzwanzig Höfe (II) / OT von Loßburg


Abbildung bei
Losch (1981)

Abbildung bei
Hertlein (1904)

GPS:

Standort: Rechts an der Straße Richtung Loßburg.

Größe / Material: 155:70:22 / Buntsandstein

Geschichte: Benennung: "Bärenkreuz". Auf der Erläuterungstafel ist zu lesen:
1539 Schwegler-Kreuz genannt (Kopie nach einer Urkunde des 15.Jahrhunderts).
Datierung: 15.Jahrhundert, frühere Datierungen in die romanischen Zeit sind nicht belegt.
Darstellung: Jäger mit Speer und Hund; Gegenseite: Bär (oder Hirsch, Wildschwein?) von einem Hund verfolgt.
Volkssage: Ein Bär überfiel an einem nebeligen Morgen einen Bauern, welcher das Tier tödlich verletzte. Die stürzende Bestie erdrückte jedoch den Mann samt seinem Hund. Nach einer anderen Überlieferung wollte ein Metzger, begleitet von seinem Hund, ein Kalb heimführen. Er wurde von einem Bären angefallen und nebst Hund und Kalb getötet.
Grenzverlauf: Am früheren Standort des Kreuzes mit den Jagdmotiven (ca. 30m westlich) verlief ursprünglich die Herrschafts- und Jagdgrenze zwischen den Brandeckern und den Geroldseckern.

Rechts an der neuen Straße Richtung Loßburg.
Beschreibung: Buntsandstein. Beim Straßenbau auf Zementsockel gestellt.
Maße: H 155, B 70. T 22, HK 29, LA 22, AK 28-32, AA 28-32 bzw. 30-33, AS 30-33.
Form: Breitflächig, kurze Arme, sehr hoher Schaft. Kopf- und Armverbreiterung. Arme asymmetrisch angesetzt. Am Schaftende Fußklotz.
Zeichen: Jäger mit Speer und Hund in grobem, hoch herausgehobenem Relief. Auf der Gegenseite Bär oder Hirsch, vielleicht auch Wildschwein, von einem Hund verfolgt.
Datierung: ca. 15./Anfang 16.Jh. (Losch 1981)
Benennung: "Bärenkreuz". Flurname: "Bärenwäldchen". (Losch 1981)

   Nicht viel mehr Beispiele schwäbischer Steinkreuze mit eigentlich plastischem Schmuck kann ich unter den vielen anderen, ganz leeren oder nur mit Kleinfiguren geschmückten Denkmälern anführen. Bekannter ist das sog. Bärenkreuz bei Loßburg (Freudenstadt) an der Straße nach Vierundzwanzighöfe, 1,92m hoch, 0,20m dick, 0,30m breit, in seiner ganzen Größe neuestens wieder aufgerichtet. Nach der Volkssage, die sich, wie an bayrischen Kreuzen, auch hier in leichter Deutungsarbeit angeknüpft hat, würde es sich freilich nicht um ein Sühnekreuz, sondern nur um Erinnerung an einen Jagdunfall handeln. In roher Reliefarbeit ist auf der Vorderseite des etwas spitzwinkelig geformten Kreuzes ein Jäger mit Spieß ind Hund abgebildet, unter der Mannsgestalt auf der Hinterseite 2 Tiere: Hund und, wenig unterschiedlich erkennbar, angeblich ein Bär. Daß nach Vorgang der Totschlagssühnekreuze später auch andere jähe Unglücksfälle durch ähnliche Kreuze verewigt wurden, läßt sich nicht bestreiten. Vor allem aus der späteren Zeit, nach Aufhören jenes Rechtsbrauchs, sind Beispiele urkundlich wie monumental nachzuweisen - eine der Zehlreichen Irritationen unserer rechtssymbolischen Steindenkmäler. Die gleiche Sage, weit weniger durch bildliche Darstellung motiviert, geht von einem Steinkreuzstumpf bei Rathendorf, Kreis Rochlitz, in Sachsen aus, wo der Unterteil einer menschlichen Figur noch zu sehen ist, die von einem Bären zerrissen worden sei. [...]
   Bei Loßburg steht das sog. "Bärenkreuz", wahrscheinlich nach der Abbildung (Reliefs: Jäger, Hund, Bär), eine Erinnerung an einen Jagdunfall. Es ist 1,92m hoch, 0,20m dick. Abbildung, falsche und richtige Deutungen, sowie ein Gedicht über das "Bärenkreuz" brachten jüngst die Schwarzwaldvereinsblätter 1904 und 1912.
   "Seltsam Kreuz, du kündest und schweigst, nennst Namen und Zeit nicht. Kämpfer zeigst du im Kampf, Sieger, die sterbend gesiegt.
   Kreuz, du kündest den, der sterbend die Welt überwunden! Flieh nur, Leben, im Kampf, Leben erkämpfst du dir!" L(oßburg) B(ölter) Pfarrer.

Das Bärenkreuz bei Loßburg.
Seltsam Kreuz, du kündest und schweigst,
nennst Namen und Zeit nicht,
Kämpfer zeigst du und Kampf, Sieger die sterbend gesiegt.
Kreuz, du kündest den, der sterbend die Welt überwunden!
Flieh nur, Leben, im Kampf, Leben erkämpfst du dir! L.B. (Hertlein 1904)

   Das Bärenkreuz bei Loßburg. Im Gewand Härlen, 1km südlich von Loßburg, steht am Bärenwäldle ein auffallend großes Sühnkreuz mit rohen Bildwerken. Auf der Südseite erkennt man ein kleines Tier, das sich an einem größeren verbissen hat. Auf der Nordseite ist noch der Oberkörper einer männlichen Figur zu sehen.
   Die allgemeine Sage der Gegend erzählt: Hier hat ein erbitterter Kampf stattgefunden zwischen einem Metzger und seinem Hund einerseits und einem Bären andererseits. Der Bär habe das Kalb des metzgers angefallen gehabt. Das Ende des Streits seit der Tod aller Beteiligten gewesen.
   Wer weiß etwas Näheres über dieses merkwürdige mannshohe Steinkreuz? Aus welchem Jahre stammt es? (Regelmann 1895)

Sage: 1. Nach der Volkssage erhält der Bärenstein das Andenken eines Bauern, der einst an einem nebligen Morgen hiervon einem Bären angefallen, denselben zwar mit seinem Spießstocke tödtlich verwundete, aber nebst seinem ihm treu beistehenden Hunde von der auf beide stürzenden Bestie erdrückt wurde, so daß man alle drei todt beisammen liegend fand.
2. Eine andere, ebenso unwahrscheinliche Sage ist, es sei hier ein Metzger, der ein Kalb mit seinem Hunde nach Hause treiben wollte, von einem Bären angefallen und nebst Hund und Kalb getötet, während des Kampfes aber auch der Bär tötlich verwundet worden. (Losch 1981)

Quellen und Literatur:
Regelmann - Das Bärenkreuz bei Loßburg, in: Aus dem Schwarzwald, Blätter des württembergischen Schwarzwald-Vereins, 3.Jg., Nr.6, Dez. 1895, S.79
Hertlein, Friedrich - Steinkreuze [Schwarzwald], in: Aus dem Schwarzwald, Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins, 12, 1904, S.203
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.394a, 399b, 416b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.216
recherchiert und bebildert von Thomas Schnepf, Reutlingen (Foto von August 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine