Nachruf: |
Wilhelm Brockpähler
1936 trat der damals 42-Jährige Konrektor Wilhelm Brockpähler, dessen erfolgreiche Laufbahn im Schuldienst wegen Schwerhörigkeit abgebrochen werden
mußte, als Mitarbeiter in die Geschäftsstelle des Westfälischen Heimatbundes ein - ein ganz neuer Anfang, für den er freilich gute Voraussetzungen mitbrachte.
In Familie und Nachbarschaft war der Schüler in Horde - mit besonderem Eifer für Deutsch, Geschichte und Musik - im Geist der Jugendbewegung und mit
aufmerksamem Sinn für das aufstrebende Ruhrgebiet herangewachsen. Sein Beruf führte ihn in den deutschen Osten, von dort zurück ins Revier und dann für
10 Jahre in den Grenzbereich niederdeutsch-thüringischer Kultur östlich des Unterharzes: unterschiedliche Lebensbereiche, die ihn frühzeitig zu historischen und
volkskundlichen Veröffentlichungen angeregt haben.
Derart vorbereitet und durch gründliches Aufarbeiten westfälischer Geschichte und Kultur ergänzt, oblag ihm nunmehr von Münster aus vor allem der
organisatorische Ausbau der Heimatarbeit im Münsterland. Hier gewann er viele Mitarbeiter, besonders aus Kreisen der Lehrerschaft, unterstützte die Gründung
örtlicher Heimatvereine, rief Arbeitsgruppen auf überörtlicher, besonders auf Kreisbasis ins Leben und förderte durch konkrete Aufgaben die Koordinierung der
Arbeiten im ganzen Münsterland.
Im Rahmen der Geschäftsstelle unterbaute er zugleich den weitgefächerten Aufgabenkreis des Heimatbundes durch Bereitstellung sachlicher Hilfsmittel. Damit
wurde er, durch eigene Veröffentlichungen und als Herausgeber von Schriftenreihen, in der landschaftlichen Kulturpflege ganz Westfalens tätig. Als Kalendermann
zeichnete er Jahr für Jahr verantwortlich für den "Westfälischen Heimatkalender". Durch Familie und Schule eingeübt, gab er über 50 Folgen der "Westfälischen
Liederblätter" heraus. Von der "Kleinen westfälischen Reihe" liegen über 80 Hefte vor, mit Themen zu Natur und Landschaft, Geschichte und Volkstum, Sprache
und Dichtung, Kulturkunde und Kunst aus allen Teilen Westfalens. Vorträge, Lichtbildreihen, Wanderführer, Ortschroniken fanden in W. Brockpähler einen
sachkundigen Berater und Mitarbeiter. Mit eigenen Arbeiten ging er beispielhaft voran, u.a. mit seinen Ortsgeschichten von Horde und Wettringen und mit einem
volkskundlich-kulturgeschichtlichen Sachbuch über die Steinkreuze in Westfalen.
Wilhelm Brockpähler starb am 21. Januar 1980 im 86. Lebensjahr in Münster. Er war in der Nachkriegsgeschichte Westfalens ein um seine Heimat
hochverdienter Mann.
Hans Riepenhausen
Wilhelm Brockpähler tot
Er prägte Gesicht des Heimatbundes mit
Münster (H. R.). Mittelschulkonrektor a.D. Wilhelm Brockpähler, in Dorsten geboren, im Revier aufgewachsen
und seit den dreißiger Jahren in Münster ansässig, ist vor wenigen Tagen im 86. Lebensjahr verstorben. In der Geschäftsstelle des Westfälischen Heimatbundes
tätig, galt seine jahrzehntelange, unermüdliche Arbeit vornehmlich dem Münsterland, doch war der Vertorbene wegen seines lauteren, redlichen Charakters und in
der Vielseitigkeit seiner Sachkenntnisse, dank seiner Zuverlässigkeit und durch seine selbstlose Hilfsbereitschaft in ganz Westfalen hoch geehrt und anerkannt.
Unentwegt pflegte er vor Ort wie im Dienst der größeren Landschaft Westfalen von Münster aus draußen im Lande den Kontakt mit Heimat- und Bürgervereinen, mit
Lehrergemeinschaften und Wissenschaftlern, und hat doch bei aller Unruhe und Anstrengung dieser Tätigkeit zugleich zielstrebig und erfolgreich am Schreibtisch
gearbeitet, wenn es galt, für Heimatkunde und Heimatpflege Material zu sammeln und zu ordnen, Arbeitsvorschläge zu formulieren, Hilfsmittel für Mitarbeiter und
Interessenten zum Druck zu befördern und das Heimatverständnis der Gegenwart auch geschichtlich zu unterbauen.
Beispielhafte, wissenschaftlich anerkannte Bücher aus der Feder Brockpählers über die Steinkreuze in Westfalen, über die Ortsgeschichte
von Horde und Wettringen stehen neben seiner langjährigen Herausgeberschaft und Redaktion des "Westfälischen Heimatkalenders", der langen Reihe der
"Westfälischen Liederblätter", der über 80 Hefte der "Kleinen Westfälisehen Reihe" mit Einzelheiten zur Natur und Landschaft, Geschichte und Volkskunde,
Dichtung und Sprache, Kunst und Kultur Westfalens, auch zur Pflege des ostdeutschen Volkstums in Westfalen, alles im Verlag Aschendorff, Münster, erschienen.
Weitere Arbeitsgebiete zu nennen, ist an dieser Stelle nicht möglich. Mit alldem hat Wilhelm Brockpähler das Gesicht des
Westfälischen Heimatbundes in der Nachkriegszeit entscheidend mitbestimmt und die Heimatarbeit in Westfalen auch organisatorisch ausgebaut und gefestigt.
(WN Münster Anzeiger, 9. Februar 1980)
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