Würdigung: |
Benno Liebers und die Eckartsburg
Dem verewigten Heimathistoriker Dr. Benno Liebers (gest. 12.2.1962)
zum 70. Geburtstag am 1.11.1962
Kaum ein Ort wie das bescheidene thüringische Grenzstädtchen Eckartsberga hat eine so große historische Vergangenheit aufzuweisen.
Sie wurde von zwei Männern aufgezeichnet, durch den verstorbenen Superintendenten Louis Naumann (bis 1917) und von da ab durch den in Eckartsberga geborenen
späteren Oberstudiendirektor Dr. Benno Liebers. Louis Naumann hatte bei der Bearbeitung der Ephorieakten seines kirchlichen Amtes eine heimatkundliche Fundgrube
von hohem Wert zur Hand gehabt. Er hat sie nach besten Kräften ausgewertet. Benno Liebers konnte auf diesem Fundament weiterbauen. Brachte er doch persönlich
alle Voraussetzungen dazu durch seinen Werdegang mit. Als Eckartsbergaer Kaufmannskind hatte er von 1905 bis zum Maturum als Stipendiat die "Alma Mater
Portensis", die einst hohe Fürstenschule zu Schulpforta bei Naumburg (1543-1935) besucht. Als Student widmete er sich an der Landesuniversität Halle dem Studium
der Philologie und Geschichte. Schulpforta, die klassisch-humanistische Bildungsstätte hatte ihn dazu besonders günstig vorbereitet. Nach dem ersten Weltkrieg, nach
einer mit Auszeichnung bestandenen Staatsprüfung und seiner am 2. April 1925 erfolgten Promotion zum Dr. phil. mit einer Dissertation "Albrecht Achilles von
Brandenburg und die Wettiner", wirkte Dr. Benno Liebers bis 1928 in Kiel und von da an bis 1938 in Kassel als Studienrat.
Bereits 1926 erschien seine erste
umfangreiche Veröffentlichung "Aus tausend Jahren Eckartsbergaer Vergangenheit" im Eckartshaus-Verlag. Wer das Literaturverzeichnis zu diesem Buch aufmerksam
studiert, wird die umfangreidien Quellenstudien bewundern, die der Autor dazu gemacht hat. Bereits ein Jahr vorher "im Rosenmond 1925" hatte er eine
Miszellensammlung "Alt-Eckartsberga" ins Leben gerufen. Sie wurde von ihm und seinen heimatfreundlichen Mitarbeitern bis zum Kriegsjahr 1941 fortgeführt. Auf über
360 Seiten hat Liebers hier für künftige Heimatgeschichtsschreibung treffliche Vorarbeit geleistet. Er hatte wohl erkannt, daß die in der Fremde lebenden Eckartsbergaer ´
den notwendigen Zusammenhalt mit der Heimat nicht verlieren durften. Um aber das Interesse für Heimatgeschichte auf breiteste Grundlage zu stellen, war auf seine
Initiative hin im gleichen Jahr 1925 "die Burgmannschaft zur Eckartsburg" gegründet worden. Landgerichtspräsident Heinrich Pfeil-Wiesbaden, ein Kind unseres
Kreises, hatte den Vorsitz übernommen. Er und Benno Liebers trafen sich in fast allen Ferienurlauben in Eckartsberga. Ein Vortragsverzeichnis "Zehn Jahre
Vortragsarbeit in der Burgmannschaft" ist bester Beweis für den Geist, der die Eckartsbergaer Burgmannen beseelte.
Kurz vor seiner Berufung zum Oberstudiendirektor
nach Naumburg hatte Benno Liebers die Schriftleitung des "Heimatkalenders für den Kreis Eckartsberga" aus den Händen Heinrich Pfeils übernommen, dessen
treuester Mitarbeiter er schon jahrelang gewesen war. Es mußte sofort der 43. Jahrgang vorbereitet werden. Die alten, heimatverbundenen Kalender-Mitarbeiter stellten
sich auch ihm bedingungslos zur Verfügung. Mit dem Erscheinen des 47. Jahrganges für das Jahr 1941 erlitt diese als kulturell wertvoll anerkannte Kalenderreihenfolge
wie viele ähnliche ihrer Art auf höheren Befehl ein gewaltsames, von vielen Heimatfreunden bedauertes Ende.
Kriegsschluß und Nachkriegszeit machten jede weitere
Arbeit auf unserem Gebiet unmöglich. Tod und erzwungene Flucht hatten eine Neubelebung heimatkundlicher Arbeit völlig unterbunden und unmöglich gemacht. Und
doch lebte in den Herzen aller Heimatfreunde der Wunsch dazu ungebrochen weiter. Der Briefwechsel mit dem verewigten Historiker unserer thüringischen Heimat
beweist dies. Als ich ihm am Weihnachtsfest 1960 meine illustrierte Gedichtsammlung "Eckartsbergaer Melodien" als Festgabe übersenden konnte und er schon
gesundheitlich schwer leiden mußte, schrieb er, daß er beim Lesen der Gesänge neuen Lebensmut geschöpft habe. Konnte es einen schöneren Freundesdank geben?
In drei Jahrzehnten (1998) steht die Eckartsburg eintausend Jahre! Das gelbblühende Sisymbrium eccartsbergense wird dann von Mauern und Türmen her ableuchten,
am Ohrau werden die Heckenrosen blühn. Genauso wird das Andenken an den verewigten Heimathistoriker Benno Liebers in den Herzen aller Heimatfreunde fortleben.
Ihm sei abschließend aus meinem Zyklus "Schloß im Monde" dies Gedicht gewidmet:
Burgrauke
Sisymbrium eccartsbergense
Sonnenstrahlflimmern um Mauern und Tor.
Leuchtend bricht Goldgelb aus Turmwand hervor.
Burgzauberblüte im grauen Gestein,
Wer spendet Nahrung und Trank zum Gedeihn?
Wurzel im Mauerwerk nistet gewagt.
Hast du auch Wolken und Winde gefragt?
Mauerkalk nährt dich, gibt Atzung allein.
Morgentau stillet die dürstende Pein.
Sonnengold malte zu herrlicher Zier
Helios' Farbe verschwenderisch dir.
Wer gab den Namen, wie Glockenklang rein?
Lindenduft mischte sich heimlich hinein.
Kündest uns allen, was edel und wahr.
Blühe, Sisymbrium, zweitausend Jahr!
Apotheker Hermann Gittner
Eckartsberga - Essen/Ruhr
Schloß im Mond
Vignette v. H. Gittner |
(Thüringer Heimatkalender 1963, hrg. von Dr. phil. Julius Kober, S.90-91)
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