William Clemens Pfau


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Prof. Dr. William Clemens Pfau

*  20.4.1862 in Rochlitz
 25.7.1946 in Rochlitz

Lebensdaten: 1887Lehrer für neuere Sprachen an der Realschule in Rochlitz
1890 - 1898Leitung der seit 1879 bestehenden Pflegschaft des Gymnasium in Rochlitz
1892Gründung des Rochlitzer Geschichtsvereins
1892 - 1912Vorsitzender des Rochlitzer Geschichtsvereins
1912stellvertretender Direktor am Realgymnasium in Waldheim
1912Pfau wird Ehrenbürger der Stadt Rochlitz
1918Ruhestand infolge eines Augenleidens, nurmehr Ausübung heimatgeschichtlicher Forschungen
1922 - 1930Vorsitz des Rochlitzer Geschichtsvereins

Hauptverdienste:

1892 gründete Pfau den Rochlitzer Geschichts- und Altertumsverein und übereignete ihm einen Teil seiner Sammlung; damit war der Grundstock für das künftige Museum im Schloss Rochlitz gelegt; 1893 gelang es Pfau, die seit dem 18. Jh. profanierte Schloßkapelle zur Unterbringung der Sammlung zu nutzen;
Pfau vertrat als einer der ersten in Sachsen die Notwendigkeit einer staatlichen Aufsicht über die Bodendenkmäler.

In der Chronik des Rochlitzer Geschichtsvereines lesen wir dazu:
Vor über 100 Jahren, am 22. Februar 1892, gründete der damals 27jährige Realschullehrer Dr. William Clemens Pfau in Rochlitz den Geschichts- und Altertumsverein. Er selbst schrieb dazu in seiner Familienchronik:

"In einer kleinen Stadt wie Rochlitz einen eigenen Geschichtsverein und ein Museum zu gründen, war keine leichte Sache. Das Unternehmen hatte mit zahlreichen Vorurteilen und einer ziemlichen Interessenlosigkeit seitens der Bürgerschaft zu kämpfen. Durch Veröffentlichungen und Mundpropaganda wurde Stimmung für den Verein betrieben. Nach und nach erklärten etwa 30 Herren, dem Verein beitreten zu wollen. An der geplanten Gründungssitzung erschienen nur zwei Herren! Die Stimmen die sich erfreut darüber aussprachen, daß aus der Sache nichts geworden war und nichts werden würde, mehrten sich. Ich forderte die Herren, die früher zugesagt hatten, dem Verein beizutreten, auf, ihre Zustimmung schriftlich in ein Rundschreiben einzutragen, was sie notgedrungen doch tun mußten. Auf einer freilich ziemlich schwach besuchten Sitzung erklärte ich den Verein für gegründet."

Zur damaligen Zeit hatte die kleine Schul- und Beamtenstadt Rochlitz 6200 Einwohner, war Sitz einer königlichen Amtshauptmannschaft und seit Generationen Verwaltungsort der Landschaft. Hier gab es seit 1879 eine Pflegschaft des Germanischen Museums Nürnberg. Ihre Leitung wurde von 1890 bis zur Auflösung der Einrichtung 1898 von Pfau übernommen und trug sicherlich neben seiner aktiven heimatgeschichtlichen Forschungstätigkeit dazu bei, daß ihm die Idee für ein Altertumsmuseum seines Vereins kam.

Für ein solches Vorhaben hatte Pfau von vornherein die Kapelle des Schlosses ins Auge gefaßt. Sie diente bis dahin als Abstellraum für das Amtsgericht, welchem sozusagen die Rolle des Hausherren im Schloß zufiel. Für ein Museum war dieser Ort treffend geeignet, zumal dessen Unterkunft nur in einem historischen Baudenkmal in Frage kommen konnte. Das Sammelgut war in ihr eher dürftig untergebracht. Der Fußboden bestand damals noch aus Holz. Es gab wurmzerfressene Türen und verrottete Fenster, die nicht ersetzt, sondern bis auf kleine Öffnungen zugemauert wurden und somit einen Luftaustausch schwerlich zuließen. Infolge dessen roch es immer modrig. Die Winterkälte stand bis in das Frühjahr hinein im Raum. Selbstverständlich war es ein gewisser Erfolg für den Rochlitzer Geschichtsverein, wie er sich fortan nannte, ein eigenes Museum in den Räumen unserer Burg zu besitzen, aber der Weg bis dahin gestaltete sich oft als recht schwierig. Es gab viele Rückschläge, vor allem wegen dem geringen Verständnis, das in einflußreichen Kreisen von Rochlitz, auch bei der Stadtverwaltung, für Denkmalpflege herrschte. Durch Verantwortungsbewußtsein und unermüdlichen wissenschaftlichen Eifer waren die Geschichtsfreunde, allen voran ihr Vorsitzender Prof. Pfau, für ihr Vorhaben engagiert.

Es waren freilich nur kleine Schritte, aber das Museum wurde zum Hauptinhalt des Vereins. Die Zahl der Sammlungsstücke stieg rasch an und bald mußten weitere Räume gefunden werden. Einiges, wie alte Gerätschaften des Handwerks und der Landwirtschaft, wurde dem Verein von Rochlitzer Bürgern und Bauern aus der Gegend angeboten. Das meiste jedoch fanden Pfau und seine Mitstreiter durch Absuchen von Bauerngehöften, Wohn- und Abrißhäusern in der Gegend oder durch Ausgrabungen auf Wiesen und Äckern. Die Ausstellungsstücke zeigten im wesentlichen Funde zur Besiedlungsgeschichte der Heimat und reichten von verschiedenen Steingut- und Keramikfundsachen bis hin zu Hausrat und Waffen. Einiges aus der Sammlung wird noch heute in den Vitrinen des Museums gezeigt, vieles wartet in den Magazinen des Fundus auf eine Neuentdeckung.

Der Geschichtsverein hatte im Jahre 1893 bereits 77 Mitglieder, erreichte zwanzig Jahre später mit 113 den höchsten und im Jahre 1937 mit 70 den niedrigsten Mitgliederstand.

Eine große Breitenwirkung, wie wir sie heute teilweise von unserem Verein kennen, erreichte der damalige Geschichtsverein noch nicht. Viele Aktivitäten waren Einzelleistungen des Vorsitzenden Dr. Pfau. Mit seiner Forschungsarbeit erhält die Rochlitzer Geschichtsforschung wissenschaftlichen Charakter. Unser heutiges Wissen über die Vergangenheit unserer Heimat verdanken wir maßgeblich seinem Wirken, seine Bibliographie umfasst rund 550 Titel.


Publikationen: 1898Geschichte des Steinbetriebes auf dem Rochlitzer Berge, erschienen in den Mitteilungen des Vereins für Rochlitzer Geschichte, 2. Heft
1899Archäologische Streifzüge in der Rochlitzer Pflege, Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, Nr.141, S.586
1902Grundzüge der älteren Geschichte des Dorfes Seelitz und seiner Kirche, Sonderdruck aus dem Rochlitzer Tageblatt, Nr.12 ff
1903Das Pferd, Ein Beitrag zur geschichtlichen Volkskunde, Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 3. Bd. (1903-1905), Heft 3, S.70-79; Heft 4, S.108-117
1906Über alte Grenzsteine in West-Sachsen, Unsere Heimat, 5. Jg., Nr.8, S.191-198
1907Sind die alten Steinkreuze Grenzzeichen?, Erzgebirgszeitung, 28.Jg, Heft 4, S.75-79; Heft 5, S.109-113; Heft 6, S.130-135
1913Über alte Grenzsteine in West-Sachsen, Sachsen-Post, 7.Jg., Heft 48, S.4; Heft 49, S.3-6; Heft 50, S.3-5 mit 15 Abb.
1917Die Schützengesellschaft zu Waldheim und ihre Schwestergilden im Rochlitzer Amt zur Reformationszeit, Herausgeber: Ortsgruppe Waldheim vom Verein für sächsische Volkskunde, 1.Aufl., 72 Seiten, 2 Abb.
1919Bußkreuze, Waffenbrauch, Mordtaten u.a.; Einzelheiten aus dem Gebiet der Rochlitzer Geschichte, Sonderdruck aus dem Rochlitzer Tageblatt, Nr.171, S.12-30
1924Die mittelalterlichen Wall- und Grabanlagen der weiteren Rochlitzer Gegend, Sonderdruck aus dem Rochlitzer Tageblatt
1932Beiträge zur Geschichte des Rochlitzer Gerichtswesens, 11. Heft des Vereins für Rochlitzer Geschichte
1941Die Bedeutung des Rochlitzer Porphyrs für das Wirtschaftsleben, Sonderabdruck aus dem Rochlitzer Tageblatt


Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen zuzsammengetragen.
Keine Garantie auf Vollständigkeit.
Quellen und Bilder: Hans-Jürgen Köttnitz (Geschichtsverein Rochlitz)


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