1892 gründete Pfau den Rochlitzer Geschichts- und Altertumsverein und übereignete ihm einen Teil seiner Sammlung; damit war der
Grundstock für das künftige Museum im Schloss Rochlitz gelegt; 1893 gelang es Pfau, die seit dem 18. Jh. profanierte Schloßkapelle
zur Unterbringung der Sammlung zu nutzen;
Pfau vertrat als einer der ersten in Sachsen die Notwendigkeit einer staatlichen Aufsicht über die Bodendenkmäler.
In der Chronik des Rochlitzer Geschichtsvereines lesen wir dazu:
Vor über 100 Jahren, am 22. Februar 1892, gründete der damals 27jährige Realschullehrer Dr. William Clemens Pfau in
Rochlitz den Geschichts- und Altertumsverein. Er selbst schrieb dazu in seiner Familienchronik:
"In einer kleinen Stadt wie Rochlitz einen eigenen Geschichtsverein und ein Museum zu gründen, war keine leichte
Sache. Das Unternehmen hatte mit zahlreichen Vorurteilen und einer ziemlichen Interessenlosigkeit seitens der Bürgerschaft zu
kämpfen. Durch Veröffentlichungen und Mundpropaganda wurde Stimmung für den Verein betrieben. Nach und nach erklärten etwa
30 Herren, dem Verein beitreten zu wollen. An der geplanten Gründungssitzung erschienen nur zwei Herren! Die Stimmen die sich
erfreut darüber aussprachen, daß aus der Sache nichts geworden war und nichts werden würde, mehrten sich. Ich forderte die
Herren, die früher zugesagt hatten, dem Verein beizutreten, auf, ihre Zustimmung schriftlich in ein Rundschreiben einzutragen, was
sie notgedrungen doch tun mußten. Auf einer freilich ziemlich schwach besuchten Sitzung erklärte ich den Verein für gegründet."
Zur damaligen Zeit hatte die kleine Schul- und Beamtenstadt Rochlitz 6200 Einwohner, war Sitz einer königlichen Amtshauptmannschaft
und seit Generationen Verwaltungsort der Landschaft. Hier gab es seit 1879 eine Pflegschaft des Germanischen Museums Nürnberg.
Ihre Leitung wurde von 1890 bis zur Auflösung der Einrichtung 1898 von Pfau übernommen und trug sicherlich neben seiner aktiven
heimatgeschichtlichen Forschungstätigkeit dazu bei, daß ihm die Idee für ein Altertumsmuseum seines Vereins kam.
Für ein solches Vorhaben hatte Pfau von vornherein die Kapelle des Schlosses ins Auge gefaßt. Sie diente bis dahin als
Abstellraum für das Amtsgericht, welchem sozusagen die Rolle des Hausherren im Schloß zufiel. Für ein Museum war dieser Ort
treffend geeignet, zumal dessen Unterkunft nur in einem historischen Baudenkmal in Frage kommen konnte. Das Sammelgut war in ihr
eher dürftig untergebracht. Der Fußboden bestand damals noch aus Holz. Es gab wurmzerfressene Türen und verrottete Fenster, die
nicht ersetzt, sondern bis auf kleine Öffnungen zugemauert wurden und somit einen Luftaustausch schwerlich zuließen. Infolge dessen
roch es immer modrig. Die Winterkälte stand bis in das Frühjahr hinein im Raum. Selbstverständlich war es ein gewisser Erfolg für den
Rochlitzer Geschichtsverein, wie er sich fortan nannte, ein eigenes Museum in den Räumen unserer Burg zu besitzen, aber der Weg
bis dahin gestaltete sich oft als recht schwierig. Es gab viele Rückschläge, vor allem wegen dem geringen Verständnis, das in
einflußreichen Kreisen von Rochlitz, auch bei der Stadtverwaltung, für Denkmalpflege herrschte. Durch Verantwortungsbewußtsein und
unermüdlichen wissenschaftlichen Eifer waren die Geschichtsfreunde, allen voran ihr Vorsitzender Prof. Pfau, für ihr Vorhaben
engagiert.
Es waren freilich nur kleine Schritte, aber das Museum wurde zum Hauptinhalt des Vereins. Die Zahl der Sammlungsstücke stieg
rasch an und bald mußten weitere Räume gefunden werden. Einiges, wie alte Gerätschaften des Handwerks und der Landwirtschaft,
wurde dem Verein von Rochlitzer Bürgern und Bauern aus der Gegend angeboten. Das meiste jedoch fanden Pfau und seine
Mitstreiter durch Absuchen von Bauerngehöften, Wohn- und Abrißhäusern in der Gegend oder durch Ausgrabungen auf Wiesen und
Äckern. Die Ausstellungsstücke zeigten im wesentlichen Funde zur Besiedlungsgeschichte der Heimat und reichten von verschiedenen
Steingut- und Keramikfundsachen bis hin zu Hausrat und Waffen. Einiges aus der Sammlung wird noch heute in den Vitrinen des
Museums gezeigt, vieles wartet in den Magazinen des Fundus auf eine Neuentdeckung.
Der Geschichtsverein hatte im Jahre 1893 bereits 77 Mitglieder, erreichte zwanzig Jahre später mit 113 den höchsten und im
Jahre 1937 mit 70 den niedrigsten Mitgliederstand.
Eine große Breitenwirkung, wie wir sie heute teilweise von unserem Verein kennen, erreichte der damalige Geschichtsverein
noch nicht. Viele Aktivitäten waren Einzelleistungen des Vorsitzenden Dr. Pfau. Mit seiner Forschungsarbeit erhält die Rochlitzer
Geschichtsforschung wissenschaftlichen Charakter. Unser heutiges Wissen über die Vergangenheit unserer Heimat verdanken wir
maßgeblich seinem Wirken, seine Bibliographie umfasst rund 550 Titel.