Nachruf: |
Dr. Max Walter war der bedeutendste Volkskundler des
badischen Odenwaldes. Er ist am 13. August 1888 in Schalhof bei Coburg geboren. Nach Besuch der Oberrealschule wurde er
Anwärter für den mittleren gehobenen Justizdienst und wurde bald darauf als Assistent an das Justizministerium versetzt. Durch die
nahen verwandtschaftlichen Beziehungen der Häuser Coburg und Leiningen (Amorbach) kam Walter 1910 als Anwärter für den
Rentamtmannsdienst in die Dienste des Hauses Leiningen und wurde 1912 an das Rentamt Ernsttal versetzt. Dort heiratete er seine
Jugendliebe Frieda Ritter. Aus der Ehe gingen 3 Buben hervor, von denen einer im Kindesalter verstarb und einer im Krieg fiel, der
letzte, Dr. Bruno Walter, war ein bedeutender Kunsthistoriker, der allerdings seinen Vater nur um sechs Jahre überlebte. Nach dem
1. Weltkrieg kehrte Walter nach Ernsttal zurück.
Max Walter wurde 1938 Leiter der Leininger Domänenverwaltung und zog nach Amorbach um, dort hatte er schon 1931 das
bekannte Amorbacher Museumgegründet. Nachdem 2 Weltkrieg und einer mehrjährigen Internierung lebte er wieder in Amorbach und
übernahm die Leitung des leimingischen Archivs und der Hofbibliothek. 1953 wurde ihm das Bundeskreuz verliehen.
Walter war ein unermüdlicher Forscher, der den Odenwald kannte, wie kein Zweiter. Auf seinen vielen Exkursionen, zu Fuß
oder mit dem Fahrrad, hat er Material für sein umfassendes Archiv gesammelt, das eine reiche Quelle für die volkskundliche
Forschung bietet. Max Walter war auch ein hervorragender Zeichner, viele Zeichnungen, die auf seinen Exkursionen entstanden, sind
in seine Veröffentlichungen und in sein Archiv eingegangen. Walter kam schon früh mit Vertretern der wissenschaftlichen Volkskunde,
mit Museumsleitern und den Schriftleitern von Fachzeitungen in Verbindung: so mit Kurat Frank
in Kaufbeuren (Deutsche Gaue), Hermann-Eris Busse (Bad. Heimat, Heimatblätter vom Bodensee zum Main, Ekkhart-Jahrbuch etc),
nach dem 1. Weltkrieg hatte er enge Beziehungen zu Prof Fehrle in Heidelberg, dem er sein Buch Die Volkskunst im badischen
Frankenlande (1927) widmete. Auch die Odenwalder Heimatforscher Trunzer, Heimberger, Vierengel, Baader und andere mehr
gehörten zum Freundeskreis, der sich oft im Hause Walter traf. Später hatte er enge Kontakte zu Prof. Dünninger in Würzburg, die
dortige Philosophische Fakultät verlieh ihm 1960 nach einstimmigem Beschluss den Titel eines Dr. h. c.
Viele junge Volkskundler haben von dem Wissen Walters profitiert, so vor allem der leider so früh verstorbene Volkskundler
Prof Dr. Assion in Freiburg. Am 28.6.1971 ist er dann verstorben, sein Grab ziert ein Sandsteinkreuz mit eingeritztem Pflugsech.
Die Odenwälder nannten ihn "Bildstöckleswalter", wegen seines Engagements für die Flurdenkmäler, Freunde stellten ihm einen
Bildstock in den Vorgarten seines Hauses in Amorbach. Sein Aufsatz "Vom Steinkreuz zum Bildstock" erschien 1923 in Heimatblätter
vom Bodensee zum Main Nr 25, Karlsruhe 1923. Zahlreiche sorgfaltig recherchierte Aufsätze in der Folge befassen sich mit den
Bildstöcken im Madonnenland, wobei ihn auch die Frage der Handwerker, der Stifter und des Errichtungsgrundes beschäftigte.
(Nachruf von Heinz Bormuth)
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