Frankreich Lothringen Moselle

Meisenthal


Das Kreuz
im Detail

Zwölf-Apostel-Stein

PLZ: F-57960

GPS: N 48° 57,251', O 7° 22,060'

Standort: Südöstlich vom Forsthaus "Colonne", an der Grenze zum Elsass, an der Straßengabelung D 12 / D 37.

Größe / Material: 420:120:100 / Sandstein

Geschichte: Der uralte Menhir wurde 1787 an seiner Spitze zu einem Kreuz umgestaltet. Schon wenige Jahre später wurden während der französischen Revolution – wahrscheinlich 1794 – die Köpfe der beiden Assistenzfiguren abgeschlagen.
An der Spitze des Kreuzes befand sind damals oberhalb der Taube wahrscheinlich noch eine weitere Figur – eine im westpfälzischen und elsass-lothringischen Grenzraum beliebte Darstellung der Trinität Gottes als Vater, Sohn und heiligem Geist.
Die an der Spitze des Kreuzes angebrachte Figur des Gottvaters wird im Elsass "dieu de tonnerre" oder "Bumberhannes" genannt. Die Ikonographie dieser Figur mit ihrer erhobenen Schwur- oder Wurfhand weist Parallelen zu römischen Jupitergigantensäulen auf. (Eitelmann 1998)

Sage: 1. Unter dem Stein soll ein berühmter heidnischer Feldherr ruhen. Mit dem Einbruch der Nacht sammelte er die ihm treu gebliebenen Soldaten und hielt mit ihnen Paraden ab. Dadurch war es unmöglich, bei Nacht den Breitenstein zu passieren. Die Pferde scheuten und warfen den Reiter ab. Zugtiere gingen keinen Schritt mehr vorwärts. Zugriemen und Leitseile zerrissen.
2. Ein Glasbläser von Meisenthal erzählte die folgende Geschichte:
Eine einfach gekleidete Frau kam den Weg von Althorn her zum Zwölf-Apostel-Stein, ging dicht an den Stein und zog aus ihrer mitgebrachten Tasche ein Kinderjäckchen, das sie dreimal gegen den Felsen drückte. Dann betete sie und steckte es wieder ein. Ein vorbeikommender Arbeiter fragte sie: "Was hat's Kind?" Die Frau antwortete: "S'Abmagern. Der Doktor sagt, er kann nicht mehr helfen." Darum war sie zu dem christlich gestalteten Stein gekommen, um sich dort für ihr Kind Kraft und Beistand zu holen. Wo Menschenkunst versagt, kann der Glaube helfen. (Schoendorff 2001)

Quellen und Literatur:
Eitelmann, Walter - Rittersteine im Pfälzerwald, Neustadt 1998, S.197-206
Schoendorff, Victor - Zwei Menhire jenseits der Grenze, in: Heimatkalender 2001 für das Pirmasenser und Zweibrücker Land, S.168
Gödel, Otto - Der "Breite- oder Zwölfapostelstein", in: Menhire - Ein wissenschaftlich-volkskundlicher Beitrag zu unseren Steindenkmälern, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 96.Bd., Speyer 1998, S.27-76
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Der "Breite- oder Zwölfapostelstein"
von Otto Gödel

Nr. 8 Meisenthal, Dep. Moselle. Frankreich
Der "Breite- oder Zwölfapostelstein"
Material: Vogesensandstein
Höhe: 4,20 m.
Dicke und Breite 1 zu 1,20 m.
Standort: Meßtbl. Bouxwiller 1-2 r. 968 320. h. 1151 560 (Lambert zone I).

Etwa 1,7 km südöstlich von Meisenthal an der Straßengabelung Althorn-Wimmenau. Oder: Wenn man von Götzenbrück nach Wimmenau fahrt, trifft man zunächst auf das Forsthaus "Colonne", in dessen Hof steht eine mehrere Meter hohe Straßensäule. Die Landstraße geht heute aber nicht mehr durch das Areal des Forsthauses. sondern als östliche Umgehungsstraße daran vorbei. Hat man das Forsthaus passiert, so ist es noch ein Kilometer bis zur Straßengabelung Althorn-Wimmenau.
Dieser Monolith ist wohl der bemerkenswerteste seiner Art in Elsaß-Lothringen. Sein heutiges Aussehen entspricht aber nicht mehr seiner früheren Gestalt, denn der wohl ursprünglich oben spitz zulaufende Stein wurde 1787 infolge eines Gelübdes durch einen Meisenthaler Holzhändler christianisiert. Dieser ließ den oberen Teil abhauen und an seiner Stelle ein Kreuz errichten. Um den oberen Rand hat man die zwölf Apostel bildlich dargestellt und deren Namen auf einer Tafel auf der Ostseite des Steines eingemeißelt. Die Inschrift ist leider heute kaum noch lesbar. Nach F. Kessler sind folgende Apostel dargestellt: St. Petrus, St. Thomas. Judas Tadeus. St. Jakobus Bador, St. Simon. St. Johannes. St. Philippus, St. Matheus. St. Andreas. St. Matthias, St. Bartolomeus und Jakobus Minner.
Der mächtige Stein wird bereits im Jahr 713 als lata petra das heißt "Breiter Stein" in einer Grenzbeschreibung zwischen Elsaß und Lothringen genannt. Die nächste Nennung erfolgt dann erst wieder 1170, ebenfalls in einer Grenzbeschreibung der Herrschaft Bitsch und in einer von Elsaß-Lothringen. Da er an einer sehr alten Straße stellt, wurde er 1347 als End- und Wendepunkt des Lichtenberger Reitergeleits bestimmt. So schied der uralte Terminalstein Herrschaften und Länder. Er soll nach Linkenheld aber schon vor Christus die keltischen Stämme der Triboker, Mediomatriker und der Belgier geschieden haben.
Die Sage berichtet, daß in alten Zeiten die Riesen den Stein aufgerichtet hatten, und daß Melanchthon auf einer seiner Reisen durch Elsaß-Lothringen hier zu dem Volke gepredigt habe.
Sein Name soll aber nicht daher kommen, weil er "breit" wäre. sondern von der Flur, die hier den Namen "Breiten" hat. Nach Schröder (Deutsche Rechtsgeschichte) geht dieser Flurname auf römische Limitation zurück.
Am Stein wurde noch bis 1931 alljährlich ein Vieh- und Verkaufsmarkt abgehalten, zu dem die Menschen aus den Dörfern der ganzen Umgebung kamen, um ihren Bedarf an Nützlichem und Unnützlichem zu decken. Dieser Markt gehört aber schon in seiner Entstehung zu den alten keltischen "Grenzmärkten", wie sie von der Forschung in Elsaß-Lothringen nachgewiesen wurden.
Auf dem Stein haben sich im unteren Bereich bis zu einer Höhe von etwa 1,5m etliche Zeichen erhalten, die ihn als reinen Grenzstein ausweisen. So befinden sich auf der Ostseite zwei eingehauene Grenzkreuze, deren Verwitterung jedoch schon stark fortgeschritten ist. Das größere von beiden ist 30x35cm groß und seine Querbalken sind leicht herabhängend. Dieses Zeichen ist eigentlich gar kein Kreuz, sondern ein "Hühnerfuß" und somit apotropäisches Zeichen und kommt auf allen Grenzsteinen dieser Kategorie Elsaß-Lothringen, der Pfalz und dem Saarland vor. Die Westseite trägt neben dem Lothringer Kreuz ein normales Kreuz und ebenfalls einen "Hühnerfuß", der aber zur Spitze gerichtet ist. Auf der Nordseite ist als Schaubild eine Jakobinermütze (?) eingeritzt und darin ein Lothringer Kreuz. Darunter ist das 'P 8' sehr alt. Noch darunter sehen wir drei Hausmarken und ein Kreuz. Rechts neben der Mütze stehen die gleichen Marken und zwar ein "Beil", eine "Pflugschar" oder "Schäferschippe" und darüber nochmals ein Lothringer Kreuz eingegraben. Weiterhin ist der Stein nicht von Buchstabengruppen verschont geblieben, die Besucher eingeritzt haben, um sich hier zu verewigen.
(Gödel, Otto - Menhire - Ein wissenschaftlich-volkskundlicher Beitrag zu unseren Steindenkmälern, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 96.Bd., Speyer 1998, S.27-76)


Sühnekreuze & Mordsteine