im Detail |
PLZ:
F-57960GPS:
N 48° 57,251', O 7° 22,060'Standort:
Südöstlich vom Forsthaus "Colonne", an der Grenze zum Elsass, an der Straßengabelung D 12 / D 37.Größe / Material:
420:120:100 / SandsteinGeschichte:
Der uralte Menhir wurde 1787 an seiner Spitze zu einem Kreuz umgestaltet. Schon wenige Jahre später wurden während der französischen Revolution – wahrscheinlich 1794 – die Köpfe der beiden Assistenzfiguren abgeschlagen.Sage:
1. Unter dem Stein soll ein berühmter heidnischer Feldherr ruhen. Mit dem Einbruch der Nacht sammelte er die ihm treu gebliebenen Soldaten und hielt mit ihnen Paraden ab. Dadurch war es unmöglich, bei Nacht den Breitenstein zu passieren. Die Pferde scheuten und warfen den Reiter ab. Zugtiere gingen keinen Schritt mehr vorwärts. Zugriemen und Leitseile zerrissen.Quellen und Literatur:
Nr. 8 Meisenthal, Dep. Moselle. Frankreich
Der "Breite- oder Zwölfapostelstein"
Material: Vogesensandstein
Höhe: 4,20 m.
Dicke und Breite 1 zu 1,20 m.
Standort: Meßtbl. Bouxwiller 1-2 r. 968 320. h. 1151 560 (Lambert zone I).
Etwa 1,7 km südöstlich von Meisenthal an der Straßengabelung Althorn-Wimmenau. Oder: Wenn man von Götzenbrück nach
Wimmenau fahrt, trifft man zunächst auf das Forsthaus "Colonne", in dessen Hof steht eine mehrere Meter hohe Straßensäule. Die
Landstraße geht heute aber nicht mehr durch das Areal des Forsthauses. sondern als östliche Umgehungsstraße daran vorbei. Hat
man das Forsthaus passiert, so ist es noch ein Kilometer bis zur Straßengabelung Althorn-Wimmenau.
Dieser Monolith ist wohl der bemerkenswerteste seiner Art in Elsaß-Lothringen. Sein heutiges Aussehen entspricht aber nicht
mehr seiner früheren Gestalt, denn der wohl ursprünglich oben spitz zulaufende Stein wurde 1787 infolge eines Gelübdes durch
einen Meisenthaler Holzhändler christianisiert. Dieser ließ den oberen Teil abhauen und an seiner Stelle ein Kreuz errichten. Um den
oberen Rand hat man die zwölf Apostel bildlich dargestellt und deren Namen auf einer Tafel auf der Ostseite des Steines eingemeißelt.
Die Inschrift ist leider heute kaum noch lesbar. Nach F. Kessler sind folgende Apostel dargestellt: St. Petrus, St. Thomas. Judas
Tadeus. St. Jakobus Bador, St. Simon. St. Johannes. St. Philippus, St. Matheus. St. Andreas. St. Matthias, St. Bartolomeus und
Jakobus Minner.
Der mächtige Stein wird bereits im Jahr 713 als lata petra das heißt "Breiter Stein" in einer Grenzbeschreibung zwischen Elsaß
und Lothringen genannt. Die nächste Nennung erfolgt dann erst wieder 1170, ebenfalls in einer Grenzbeschreibung der Herrschaft
Bitsch und in einer von Elsaß-Lothringen. Da er an einer sehr alten Straße stellt, wurde er 1347 als End- und Wendepunkt des
Lichtenberger Reitergeleits bestimmt. So schied der uralte Terminalstein Herrschaften und Länder. Er soll nach Linkenheld aber
schon vor Christus die keltischen Stämme der Triboker, Mediomatriker und der Belgier geschieden haben.
Die Sage berichtet, daß in alten Zeiten die Riesen den Stein aufgerichtet hatten, und daß Melanchthon auf einer seiner Reisen
durch Elsaß-Lothringen hier zu dem Volke gepredigt habe.
Sein Name soll aber nicht daher kommen, weil er "breit" wäre. sondern von der Flur, die hier den Namen "Breiten" hat. Nach
Schröder (Deutsche Rechtsgeschichte) geht dieser Flurname auf römische Limitation zurück.
Am Stein wurde noch bis 1931 alljährlich ein Vieh- und Verkaufsmarkt abgehalten, zu dem die Menschen aus den Dörfern der
ganzen Umgebung kamen, um ihren Bedarf an Nützlichem und Unnützlichem zu decken. Dieser Markt gehört aber schon in seiner
Entstehung zu den alten keltischen "Grenzmärkten", wie sie von der Forschung in Elsaß-Lothringen nachgewiesen wurden.
Auf dem Stein haben sich im unteren Bereich bis zu einer Höhe von etwa 1,5m etliche Zeichen erhalten, die ihn als reinen
Grenzstein ausweisen. So befinden sich auf der Ostseite zwei eingehauene Grenzkreuze, deren Verwitterung jedoch schon stark
fortgeschritten ist. Das größere von beiden ist 30x35cm groß und seine Querbalken sind leicht herabhängend. Dieses Zeichen ist
eigentlich gar kein Kreuz, sondern ein "Hühnerfuß" und somit apotropäisches Zeichen und kommt auf allen Grenzsteinen dieser
Kategorie Elsaß-Lothringen, der Pfalz und dem Saarland vor. Die Westseite trägt neben dem Lothringer Kreuz ein normales Kreuz
und ebenfalls einen "Hühnerfuß", der aber zur Spitze gerichtet ist. Auf der Nordseite ist als Schaubild eine Jakobinermütze (?)
eingeritzt und darin ein Lothringer Kreuz. Darunter ist das 'P 8' sehr alt. Noch darunter sehen wir drei Hausmarken und ein Kreuz.
Rechts neben der Mütze stehen die gleichen Marken und zwar ein "Beil", eine "Pflugschar" oder "Schäferschippe" und darüber
nochmals ein Lothringer Kreuz eingegraben. Weiterhin ist der Stein nicht von Buchstabengruppen verschont geblieben, die Besucher
eingeritzt haben, um sich hier zu verewigen.
(Gödel, Otto - Menhire - Ein wissenschaftlich-volkskundlicher Beitrag zu unseren Steindenkmälern, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 96.Bd., Speyer 1998, S.27-76)