Deutschland Hessen Odenwaldkreis

Bad König


Aufnahme vom
Februar 2001
(Volker Rumpf)

PLZ: 64732

GPS: N 49° 44,820', O 9° 01,144'

Standort: Am verlängerten Mainweg, ca. 150m östlich einer Grünanlage.

Größe / Material: 35:80:70 / Sandstein

Geschichte: Der Steinsockel steht in der Böschung des alten "Wörther Weges". Ein quadratisches Loch von 31:31:11cm Größe diente zur Aufnahme eines Bildstocks oder Steinkreuzes. An der Vorderseite ist der Rest eines Reliefs zu erkennen, das sich möglicherweise auf dem Oberteil fortsetzte.

Sage: Es soll sich um den Rest eines 1608 beseitigten Bildstocks handeln.

Im März-April-Heft 1924 von "Volk und Scholle" findet sich eine Mitteilung "Wie Bildstöcke verschwanden". Ein Bildstock, der vor König i.O. stand, wurde auf Anordnung des Grafen Magnus von Erbach ausgegraben, in kleine Stücke zerschlagen und in die Mümling geschüttet, weil er gehört hat, was die Untertanen zu König "vor hochsträfliche Abgötterei und schändlichen Mißbrach des allerheiligsten Namens Gottes mit und bey dem steinern Bildstock, so vor dem Dorfe an der Straße stehe, treiben, indem sie in der Opinion und Permasion stehen, wann ihnen Pferde oder Vieh krank werden und sie dieselbe um berürten Bildstock im Namen der heiligen Dreifaltigkeit herumführen und dann ein Stücklein von demselben herabschlagen, klein verstoßen und es dem kranken Vieh eingeben, daß es demselben wieder zur Gesundheit helfe." Der Vorgang spielte sich im Jahre 1608 ab. (Müller 1926)

Daß katholische Gebiete mit neueren Bildstöcken besonders hervortreten, versteht sich leicht. Der Raum von Bensheim und Heppenheim, von Radheim und Pflaumheim und der gesamte bayrische Odenwald zeichnen sich auf der Karte deutlich ab. Einige Einzelheiten seien noch genannt. So gab es noch 1753 zwei Bildstöcke in Michelstadt am Wingertsweg und an der Waldstraße, die jedoch längst verschwunden sind. Auch in Bad König wissen wir von einem Bildstock. Er wurde im Jahre 1608 auf Anordnung des Grafen Magnus von Erbach von der ganzen Gemeinde ausgegraben, in kleine Stücke zerschlagen und diese in die Mümling geschüttet. Es sollte darauf geachtet werden, daß kein Stück von den Bauern vertuscht und zurückbehalten werde. Es war bekannt geworden, was die Untertanen zu König "vor hochsträflicher Abgötterei und schändlichen Mißbrauch. des allerheiligsten Namens Gottes mit und bey dem steinern Bildstock, so vor dem Dorfe an der Straße stehe, treiben, indem sie in der Opinion und Permasion stehen, wann ihnen Pferde oder Vieh krank werden und sie dieselbe um berürten Bildstock im Namen der heiligen Dreifaltigkeit herumführen und dann ein Stücklein von demselben herabschlagen, klein verstoßen und es dem kranken. Vieh eingeben, daß es demselben wieder zur Gesundheit helfe". Die wunderwirkende Heilkraft des Steinmehls, uns sonst auch bekannt von Grenzsteinen, vor allem von Dreimärkersteinen, wird hier erhöht durch die göttliche Segenskraft, die in dem Bildstock nach Meinung der Leute ruht. Wo der Bildstock stand, wissen wir nicht. Zwar liegt noch heute an der alten Wörther Straße oberhalb von Bad König ein mächtiger Sockelstein mit einem tiefen Loch, doch dürfte darin ein Steinkreuz und wohl kaum unser Bildstock gesteckt haben. (Mößinger 1962).

Im Februar 2001, als die nebenstehende Aufnahme entstand, trug der Bildstock-Sockelstein noch ein kleines schmiedeeisernes Kreuz mit geschweiften Verzierungen in den Kreuzungswinkeln. So auch in der 1998 erschienen Denkmaltopographie des Odenwaldkreises abgebildet und als "moderne" Zutat erwähnt.

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.12
Mößinger, Friedrich - Was uns der Odenwald erzählt, Bd. 3, 1955, Reprint 1992
Müller, K.Th.Ch. - Heilige Steine und Viehkrankheiten, 1926
Teubner, H. / Bonin, S. - Kulturdenkmäler in Hessen, Denkmaltopographie des Odenwaldkreises, 1998
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach und Volker Rumpf, Ebsdorfergrund


Sühnekreuze & Mordsteine