Deutschland Hessen Odenwaldkreis

Finkenbach (I) / OT von Rothenberg


Skizze nach
Mößinger (1962)

PLZ: 64757

GPS: N 49° 32.051', O 8° 55.138'

Standort: In der Hainbrunner Straße in Unter-Finkenbach.

Größe / Material: 173:69:38 / roter Sandstein

Geschichte: Die Rückseite des Bildstocks ist nur grob bearbeitet. Es mangelt der Ausführung an Exaktheit und Präzision. Das Bildhäuschen ist insgesamt asymmetrisch und seine Wandstärken unterschiedlich. Die Form des Häuschens mit eingerückten Giebelwangen ist in der Region einmalig. Im Gegensatz zu dem grobschlächtigen Gesamteindruck steht ein exakt gearbeitetes Johanniterkreuz, das flächig im Schaft eingetieft ist. Das in ein Loch im First des Häuschens eingesteckte kleine Steinkreuz wurde erst in jüngerer Zeit als Ersatz für das verloren gegangene historische Kreuz angebracht.
Der Bildstock steht, wie eine Reihe weiterer Bildstöcke im Odenwald, an einem Pilgerweg zum Wallfahrtsort Walldürn.

Mößinger ordnet den Bildstock - ebenso wie den bei der Rockenmagd - der Gotik zu:
"Auf einem vierten Bildstock, der hier noch besprochen werden soll, und der in Unter-Finkenhach steht, fehlt in der Nische jedes Bild (Abb.). Dennoch gehört er wohl in den Kreis der hier behandelten Stücke. Die eingehauene Nische ist zwar anders als die im Erbacher Bildstock, aber mit ihren oberen Absätzen doch irgendwie ähnlich. Die Verbreiterung des Oberteils ist, wenn auch wesentlich schwächer, ebenfalls vorhanden. Auch der obere Abschluß erinnert keineswegs an einen Hausgiebel, sondern eher an die Bildstöcke von Erbach und Brombach. Das in der Mitte oben befindliche Loch diente wohl zur Aufnahme eines Kreuzes, wie das auch sonst bei Bildstöcken vorkommt. Bemerkenswert ist das vorn auf dem Schaft eingetiefte Kreuz, das bei Bildstöcken selten, bei alten Steinkreuzen in verschiedener Ausführung häufiger zu sehen ist. Die etwas plumpe und im einzelnen sogar ungenaue Arbeit deutet auf höheres Alter hin. Vor vielen Jahren lag der Bildstock, von einem Hochwasser umgerissen, offen in der Wiese und konnte in seiner ganzen Länge gemessen werden. Diese beträgt mit Schaft zwei Meter. Heute steht er wieder aufrecht und ist tief in den Boden eingegraben.
Einen Namen hat er im Munde der Leute nicht. Doch soll nach den Angaben einer etwa 86jährigen Frau früher ein Muttergottesbild in der Nische gestanden haben. Die Walldürner Wallfahrer zogen dort vorbei und wurden von den evangelischen Kindern ein Stück begleitet. Auch bei der Rückkehr der Wallfahrer zogen die Kinder ein Stück mit und zwar bis zum Kreuz, einem Holzkreuz mit Heiland, auf der Höhe nach Unter-Schönmattenwag zu. Wer von den Kindern zum ersten Male bei dieser Begleitung der Wallfahrer mitging, trug ein Blumenkränzchen im Haar." (Mößinger 1962)

Sage:

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.33
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund, und Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Finkenbach (II) / OT von Rothenberg


Informationstafel
neben dem Stein
am alten Kirchweg

GPS:

Standort: Ca. 600m südlich des Ortes am steil ansteigenden alten Kirchweg nach Rothenberg im Wald.

Größe / Material: 64:61:23 / roter Sandstein (Nachbildung)

Geschichte: Am zuvor beschriebenen Standort befindet sich die auf dem Foto dargestellte Kopie des "Armbruststeins". Das Original befindet sich seit 1998 in der Finkenbacher Kirche, eine Aufnahme dort war nicht möglich, da am Tag der Erfassung die Kirche verschlossen und der Schlüssel nicht zu beschaffen war.
Der Stein wird schon in einer Grenzbeschreibung von 1518 erwähnt, in der es (in heutiges Deutsch übertragen) heißt: "[...] bis auf den Stein oberhalb dem Finkenbacher Kirchweg an dem eine Armbrust steht [...]"
So ist im oberen Teil des Steines ein armbrustähnliches Symbol eingeritzt; das darunter eingeritzte Zeichen, das als Mühlrad interpretiert wird, wird in der Grenzbeschreibung nicht erwähnt. Auf dem Steinkopf ist ein kleines Kreuz eingekerbt.
Die Tatsache, dass Darstellungen sich nur auf einer Steinseite befinden, drei Seiten jedoch frei von Zeichen sind, nährt die Vermutung, dass der Stein nicht ursprünglich Grenzstein war, sondern diese Funktion erst später erhielt.

Sage:

Quellen und Literatur:
Azzola / Bormuth - Der Armbruststein vom Kirchpfad zwischen Unter-Finkenbach und Rothenberg, jetzt in der Kirche von Finkenbach, 2002, in: Der Odenwald, 49.Jg., S.100-105
www.rothenberg-odw.de
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund


Sühnekreuze & Mordsteine