Dr. J. Maurer, Darmstadt VÖ in: Rebensburg, H. Das Deutsche Dorf Süddeutschland, München 1913 |
Odenwälder Landstrums Foto: Heinrich Winter (ca. 1966) |
PLZ:
69517GPS:
N 49° 32,514', O 8° 42,370'Standort:
Am Ortseingang an der Einmündung des "Buchklinger Weges", im Bereich der Gemarkungsgrenze zu Weinheim.Geschichte:
Der Denkstein erinnert an das Gefecht, das hier der Odenwälder Landsturm am 20. April 1792 französischen Soldaten lieferte. 16 Bauern sind damals getötet worden.deren, die dahier im Jahr 1799, den 20ten Aprill im Streit für das Vaterland gebliebenen tapfere Odenwäl- der gewidmet. |
dicht am Wege, liegt ein Kreuz, das von dem Tod der Helden spricht, seit manchem Jahr bereits. |
Sage:
Vor langer Zeit war bei uns und überall eine große Hungersnot. Es gab kein Fleisch und keine Kartoffeln, nichts. Da gelang es einem von zwei Brüdern, eine Maus zu fangen, um ein wenig Fleisch zu haben. Über die Teilung konnten sie sich aber nicht einigen. Im Zorn erschlug der Ältere den Jüngeren. Zur Sühne für diese Bluttat mußte er das Kreuz setzen. Als er starb, wurde das zweite Kreuz gesetzt, und das alles wegen einer Maus.Quellen und Literatur:
Bormuth (1975) | |
Größe / Material:
nach Bormuth: 53:53:17 / SandsteinGeschichte:
Es handelt sich wahrscheinlich um ein mittelalterliches Steinkreuz. Bei der Neuaufstellung des Denkmals in den 1970er Jahren war es vergraben worden.Sage:
Bormuth (1975) |
neuen Kreuz |
Größe / Material:
KunststeinGeschichte:
Bei diesem Kreuz handelt es sich anscheinend um das ursprüngliche Denkmal des Odenwälder Landsturms. Auf der Rückseite trug es vermutlich die Namen der Gefallenen.Sage:
Am Ortseingang von Gorxheim, wo die alte Straße nach Buchklingen abzweigt, steht ein schlichtes Denkmal:
ein größeres Steinkreuz in der Form des eisernen Kreuzes, zu seinen Füßen zwei kleine Steinkreuze, umgeben von einem niedrigen
Eisengitter in klassizistischen Formen. Die noch recht gut leserliche Inschrift verrät, daß dieses Denkmal für die am 20. April 1799 für
das Vaterland gefallenen Odenwälder Landstürmer errichtet ist.
Zwar hat der verstorbene Birkenauer Heimatforscher Rektor Pfeifer in "Die Starkenburg" im zweiten Jahrgang ihres Erscheinens
(1925) ausführlich über die kriegerischen Geschehnisse berichtet, die zur Errichtung des Denkmals geführt haben. Seine Darstellung
aber ist den wenigsten Lesern zugänglich und nach bald vierzig Jahren kaum noch in lebendiger Erinnerung. Das Denkmal lockt
wegen seiner eigenartigen Gestaltung, besonders wegen der Form seiner Umgitterung, die meisten Wanderer zum kurzen Verweilen.
Doch die wenigsten, die seine Inschrift entziffern, vermögen das darin angedeutete Geschehen mit den gleichzeitigen Ereignissen
der großen Geschichte zu verbinden. Koalitionskriege sind allgemein Kriege mehrerer Verbündeter gegen einen gemeinsamen
Gegner, insbesondere versteht man darunter den Krieg der europäischen Mächte einschließlich Englands gegen die französische
Revolution und Napoleon l. So wurde der erste Koalitionskrieg 1792-1797 als Kampf um Prinzipien: "Krieg den Palästen, Friede den
Hütten" von der neugebildeten französischen Republik gegen die älteren Monarchien geführt. Er endete zugunsten Frankreichs nach
Ausscheiden Preußens (1795) durch das siegreiche Vordringen Bonapartes in Italien mit dem Verzicht Österreichs auf Belgien und
Mailand im Frieden von Campo Formio 1797. Der zweite Koalitionskrieg 1799 bis 1801 war ein Werk des englischen
Ministerpräsidenten Pitt, der den Aufenthalt Napoleons in Ägypten ausnutzen wollte. Nach anfänglichen Erfolgen der Koalitionsarmeen
wandte sich das Kriegsglück mit der überraschenden Rückkehr Napoleons aus Ägypten und der staatlichen Umformung Frankreichs
zur Militärdiktatur zugunsten Frankreichs. Im Frieden von Luneville 1801 mußte infolgedessen das linke Rheinufer an Frankreich
abgetreten werden. Der dritte Koalitionskrieg 1805 stellte den vergeblichen Versuch Rußlands, Österreichs, Schwedens und Englands
zur Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts dar. (Auszug aus Lux: Historisches Lexikon, 1953.) - Das Denkmal des
Odenwälder Landsturms erinnert an den zweiten dieser Koalitionskriege und hierbei an ein Gefecht, das am 20. April 1799 im
Gorxheimer und Birkenauer Tal stattfand.
Am 1. März 1799 - noch war Napoleon mit seiner Armee in Ägypten - überschritten die Franzosen den Rhein. Am 2. März
nahmen sie Mannheim ein. Kurz darauf zeigten sich die ersten französischen Dragoner an der Bergstraße. Die französische
Infanterie folgte dichtauf. Der französische Kommandant versuchte durch einen Aufruf, die Odenwälder Bevölkerung nicht nur neutral
zu halten, sondern auch für die Ideen der französischen Revolution zu gewinnen. Doch waren die Segnungen der Revolution nicht
überzeugend. Es waren nämlich die Franzosen zum Teil ohne Schuhe gekommen, die kontributionsweise erst eingetrieben werden
mußten. Anfangs ließen sich die französischen Patrouillen von den Odenwälder Bauern nur gut bewirten. Bald verlangten sie hohe
Kontributionen. Da begannen (nach einem zeitgenössischen Bericht) die "sonst so kaltblütigen, druckenen Odenwälder Bauern sich
zur Wehr zu setzen und für die Sache ihres Eigentums, für Religion, Sitten und Gesetze zu streiten". Die weiter zurückgelegenen
mainzischen, pfälzischen und erbachischen Dörfer waren der Herd der eigentlichen Widerstandsbewegung. Wald-Michelbach wurde
dessen Mittelpunkt und Hauptquartier des Odenwälder Landsturms. Am 14. April 1799 drangen die Landstürmer von hier zu Hunderten
bis nach Birkenau vor und zwangen die dortigen Bewohner, die sich bisher gegen die aus Weinheim vordringenden französischen
Patrouillen neutral verhalten hatten, auf die Seite des Landsturms zu treten. Der Birkenauer Amtmann Bouthelier wurde, ob er wollte
oder nicht, vom Amtsvogt Kraus aus Fürth und dem Oberamtsverwalter Mack aus Lindenfels zum Oberbefehlshaber des Landsturms
und zum Kommandanten des Birkenauer Tales bis nach Fürth ernannt. Als Adjutanten waren ihm die Schultheißen von Reisen und
Mumbach beigegeben. Nun wurden im Birkenauer und Gorxheimer Tal starke Verhaue errichtet, die dem Feind jedes Eindringen in
die Täler unmöglich machen sollten. Entsprechend wurden die Höhen und Pässe mit Feldwachen und Scharfschützen besetzt. Diese
Stellungen griff der Franzose am frühen Morgen des 20.April, gleich nach 2 Uhr, mit über 2000 Mann an. Der erste Angriff
richtete sich gegen die Stellungen des Landsturms im Gorxheimer Tal. Die dort befindlichen, anfänglich überraschten Scharfschützen
schlugen durch ihre Standhaftigkeit und ihren Mut den Feind mit Verlusten zurück. Dessen zweiter Angriff unmittelbar darauf war
gegen die Birkenauer Stellungen gerichtet. Es wurde höchst erbittert gekämpft. Die feindliche Attacke dauerte bis gegen
5.30 Uhr morgens; dann trommelte der Feind zum Rückzug. Die Verluste an Toten und Verwundeten waren auf der Odenwälder
Seite im Gorxheimer Tal 14 Mann, im Birkenauer Tal zwei Tote und zwei Verwundete. Die Franzosen sollen auf der Weinheimer
Brücke 42 Tote und Verwundete aufgeladen haben, alle nur aus dem Birkenauer Gefecht.
Groß kann der Erfolg des Landsturms nicht gewesen sein, sonst hätte er sich nach dem Gefecht nicht wieder in den Odenwald
zurückgezogen. Nach alten Berichten waren die Bauern recht mutlos geworden. Sie hatten die französische Übermacht gespürt, von
der sie als Freischärler behandelt wurden. Sie fürchteten nicht nur für sich, sondern auch für ihre Familien und Höfe. Dem
ausgebildeten französischen Heer hatten sie letztlich nur ihren Mut und "schlechte Gewehre" entgegenzustellen. Bevor jedoch die
Franzosen von Weinheim aus zu einem neuen Versuch ansetzten, erhielten die Odenwälder Verstärkung. Am 15.Mai 1799 trafen
500 kaiserliche Szekler Husaren ein, die in Fürth und Mörlenbach stationiert wurden. Dazu kamen 2000 Mann Kavallerie und
Infanterie nach Erbach. Den weiteren Verlauf der nun folgenden Kämpfe, in denen der Landsturm nicht mehr allein auf sich gestellt
war, und mit denen deshalb eine andere Etappe im Widerstand und der Befreiung unserer Heimat begann, können wir hier nicht
mehr schildern, obwohl darüber ausführliche Berichte, auch aus Heppenheim, vorhanden sind. Nun konnten die Odenwälder
Landstürmer, die sich selbst „Soldaten des Vaterlandes" nannten, von den Franzosen nicht mehr als Freischärler (Partisanen)
behandelt werden.
(Winter, Heinrich - Heimatliches Erbe, Bd. 1 - Am Wegrand. Heppenheim, ca.1966, S.138-140)