Deutschland Hessen Lkr. Bergstraße

Unter-Abtsteinach (I) / OT von Abtsteinach


Rückseite

Abbildung bei
Bormuth (1975)

PLZ: 69518

GPS: N 49° 31,407', O 8° 46,731'

Standort: Links des Weges nach Trösel zur Galgenhöhe, in der Nähe einer Ruhebank.

Größe / Material: ca.70:60:20 / Buntsandstein

Geschichte: Das Kreuz weist Beschädigungen auf, siehe Bilder.
Riebeling zeichnet es 1977 bis zum Querbalken versunken.

Sage: 1. Als im Dreißigjährigen Krieg im Land eine unvorstellbare Hungersnot herrschte, erschlugen sich an der Stelle zwei heimkehrende Soldaten gegenseitig wegen einer Maus, - eine häufig vorkommende Wandersage.
2. Neben dem Weg, der von der Straße Unter-Abtsteinach - Trösel zur Galgenhöhe führt, steckt ein niedriges Kreuz, das starke Beschädigungen aufweist. Das Kreuz ist bisher in der Literatur nicht erwähnt. Rolf Reutter fand es, als er Material für die Festschrift von Trösel suchte. Er hat auch die mit dem Kreuz verbundene Sage feststellen können:
"Im Dreißigjährigen Krieg herrschte im Lande große Hungersnot. Selbst auf Mäuse wurde Jagd gemacht. Zwei heimkehrende Soldaten fingen an dem Ort, an dem jetzt das Kreuz steht, eine Maus. Über die Teilung der Beute gerieten sie in Streit und erschlugen einander." Die Maus soll, so Reutters Gewährsmann, die Frau darstellen, die - cherchez la femme! - bei jedem Unheil unentbehrlich ist. Der gegenseitige Totschlag ist ein beliebtes Sagenmotiv, in dem die Sagenforscher zuweilen den Kampf der Jahreszeiten sehen. Wir kennen das Motiv schon von anderen Steinkreuzen im Kreis Bergstraße. Das Kreuz steht m.E. im Zuge einer Altstraße, die nach Heidelberg führt. An dieser Straße steht auch der "Hirtenstein", ein Steinkreuz bei dem ebenfalls von gegenseitigem Töten, hier allerdings aus religiösem Eifer, erzählt wird. Auch der sagenumwobene sog. Falscheid liegt an dieser alten Straße. (Bormuth 1975)

Quellen und Literatur:
Bormuth, Heinz - Die alten Steinkreuze im Landkreis Bergstraße, 1975, Ziff.1.7, mit Abb.7
Riebeling, Heinrich - Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S.195 , Ziff.6418.5
Christ, Carl - Denkmäler aus der Gegend von Heidelberg und vom Odenwald, in: Kurpfälzer Jahrbuch 1925, S.116-125
Matthes, Richard - Sagen aus dem Kreis Bergstraße, Verlag Wilhelm Hess, Bensheim, 1972
Recherche, Wegbeschreibung, aktuelle Infos und Aufnahme von Leopold Hessek, Oedheim
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach




Unter-Abtsteinach (II) / OT von Abtsteinach


Abbildung bei
Schäfer (1975 / 1981)

GPS: N 49° 31,586', O 8° 46,992'

Standort: An einem Feldweg unterhalb der "Hohen Straße", etwa 80m von deren Einmündung in die Landstraße nach Weinheim entfernt. Der Weg läßt sich jenseits der Landstraße weiterverfolgen und erweist sich als die alte Verbindung nach Trösel.

Größe / Material: 200 cm, auf 35cm hoher Sockelplatte / Sandstein

Geschichte: Häuschen und Oberteil des Schafts mit den Reliefs sind aus einem Stück gearbeitet. Der Schaft ist rundum hohlkehlig gefast. Nicht nur die grobe Oberflächenbearbeitung, sondern vor allem die Form und die Reliefs sprechen für ein hohes Alter. Von den Flachreliefs – links Schere, vorne und rechts je eine Hand – läßt sich die Schere zwanglos als Handwerkszeichen des Stifters deuten. Die Deutung der Hände ist schwierig. Sollten sie dem Bildstock auch die Funktion eines Wegweisers verliehen haben *), müßte man seinen alten Standort etwas weiter oben, an der alten "Hohen Straße" ansetzen, von welcher der Weg abzweigt, an dem der Bildstock heute steht. Am heutigen Standort hätte ein Wegweiser keinen Sinn gehabt.
Im engeren Bereich dieser Abzweigung steht auch heute noch eine früher als Wegweiser dienende beschriftete Sandsteinsäule aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vielleicht übernahm sie die Aufgabe des Bildstocks, der, wie die Renovierungsinschrift unter der Schere ausweist - JB / 1881 -, im Jahr 1881 wieder aufgerichtet wurde. Möglicherweise wurde er dabei an seinen heutigen Platz versetzt, da er als Wegweiser inzwischen entbehrlich geworden und an der "Hohen Straße" Beschädigungen durch Fuhrwerke ausgesetzt war.
Die Annahme einer zusätzlichen Funktion (Wegweiser) ist nur Vermutung, die sich auch auf eine, wenn auch nicht mehr sehr verbreitete Überlieferung stützt, welche den alten Standort des Bildstocks ebenfalls an der "Hohen Straße" sieht. Trifft sie nicht zu, muß die Frage nach der Bedeutung der Hände unbeantwortet bleiben, da sich eine verläßliche, nicht dem Bereich der Spekulation entstammende Aussage hierzu nicht machen läßt.
Der Gesamteindruck des Bildstocks rechtfertigt die Annahme, daß er etwa um 1500 errichtet wurde. Der Sage nach soll dort ein Mann einem anderen mit einer Schere die Hände abgeschnitten haben. (Schäfer 1981)

*) Daß Bildstöcken, wenn auch selten, nebenbei diese Aufgabe zugedacht war, mögen die folgenden Beispiele zeigen:
An der Straße Eiersheim-Külsheim steht ein Bildstock aus dem Jahr 1579, dessen Häuschen auf der rechten Seitenfläche eine Hand mit drei ausgestreckten Fingern aufweist. Die Inschrift darunter lautet: AVF EVERSHEIM, so daß die Wegweiserfunktion ganz eindeutig ist.
Ein weiterer als Wegweiser genutzter Bildstock von 1715 befindet sich ebenfalls im Raum Eiersheim.
Auf dem Kreuz von 1608 bei der Josephskapelle nahe Hardheim sind die Seitenflächen der Kreuzbalken mit den Hinweisen versehen: DER WEG NACH WALTHDÜRN / DER WEG NACH AMMERBACH

Sage: 1. Der Sage nach soll dort ein Mann einem anderen mit einer Schere die Hände abgeschnitten haben.
2. Im Volksmund ist folgende Geschichte überliefert: Einem jungen Mädchen wurden wegen eines Diebstahls zur Sühne und zur Abschreckung beide Hände abgeschnitten und als bleibende Mahnung dieser Bildstock errichtet. (Wanderkarte 9).

Quellen und Literatur:
Schäfer, Fritz - Die Bildstöcke im Kreis Bergstraße, 1981, 1975, Ziff.23.3, mit Abb.11
Bildquelle: Wanderkarte 9, TF 20-9, Der Überwald, 1:20.000, Hessisches Landesvermessungsamt, 2000
Recherche, Wegbeschreibung, aktuelle Infos und Aufnahme von Leopold Hessek, Oedheim
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine