Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Lkr. Ludwigslust

Dammereez


Abbildung bei
Iggensen (1972)

PLZ: 19273

GPS:

Standort: Am Feldweg von Dammerez nach Dersenow, etwa 750m hinter dem Ortsausgang, mitten auf der rechten Ackerfläche.

Größe / Material: 160:38:20 / roter Granit

Geschichte: [...] Der andere Sühnestein, oder Schäferstein, wie er im Volksmund genannt wird, stammt vermutlich aus dem späten Mittelalter. Er steht auf freiem Felde, nahe der Fernverkehrsstraße 5 Hamburg-Berlin. Aus einem roten Granitblock wurde das Kreuz grob herausgehauen, es hat verhältnismäßig kurze Arme, eine Höhe von 160, Breite von 38 und Dicke von 20cm und trägt keine Inschrift. Um das Kreuz herum liegt ein kleiner Geröllhaufen. Diese etwa faustgroßen Steine finden sich fast immer bei Sühnekreuzen in waldferner Gegend, anderswo treten Reisighaufen auf. Nach alter Sitte wollte man einen Erschlagenen bedecken, um nicht den Verdacht eines Mordes aufkommen zu lassen. Später kam wohl der Aberglaube hinzu, daß man den Toten damit bannen und unschädlich machen könne, wer das unterläßt, dem "hackt wat up".
Über den Dammereezer Stein sind bisher keine geschichtlichen Nachrichten bekannt. Nur die Sage erzählt davon, daß das Kreuz als Sühne für einen Totschlag am Tatort aufgestellt worden sei. Unser verstorbener Heimatforscher Hans Vick, Boizenburg/E., berichtet darüber in seinem Sammelband "Sagen und volkskundliche Überlieferungen aus dem Kreise Hagenow".
Wegen Fehlens von Urkunden steht es also bisher nicht fest, ob die Sühnekreuze von den Totschlägern, oder von den Angehörigen der Erschlagenen bzw. von dritter Hand, d.h. weder von den Totschlägern noch von den Angehörigen des Erschlagenen, gesetzt wurden, um, nach dem damaligen Glauben, den Tatort von der Unheimlichkeit des Mordes oder eines anderen Verbrechens zu entsühnen.
Es gibt in unserem Kreis noch ein Steinkreuz. Es ist kein Sühnekreuz, sondern ein Mal, das den Ort eines tragischen Unglücksfalles bezeichnet, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel; somit erhält es die Bedeutung der "Marterl", wie wir sie aus dem Alpenland kennen. Dieser Kreuzstein steht an der Hamburg-Berliner Chaussee, in der Nähe des Dorfes Horst beim Kilometerstein 76,9. In einem Granitblock ist ein Kasten eingehauen, in dem sich ein aus dem Block herausgeschlagenes einfaches Kreuz befindet. Der Stein ragt 70cm über den Erdboden, er ist 36cm breit und 20cm stark. Die Maße des Kastens betragen 52:29cm, die des Kreuzes 32:22cm. Auf der Rückseite finden wir die Jahreszahl 1844. An dieser Stelle ist ein adliger Gutsbesitzer vom Pferde gestürzt und zu Tode gekommen. Bei einer kürzlich erfolgten Kontrolle stellten wir fest, daß das Steinkreuz jetzt verschwunden ist. (Iggensen 1972)

Sage:

Quellen und Literatur:
Vick, H. - Sagen und volkskundliche Überlieferungen aus dem Kreise Hagenow. Petermänken-Verlag, Schwerin, Schwerin 1959
Iggensen, Jochen - Steinkreuze im Kreise Hagenow, in: Deutscher Kulturbund. Bezirksleitung Schwerin. Kommission Natur und Heimat. Informationen des Bezirksarbeitskreises für Ur- und Frühgeschichte Schwerin, Nr.12, April 1972, S.39-42
Nachlaß Walter Saal, Merseburg (Ordner Mecklenburg)
dammereez.de
aktuelle Aufnahme von Karl-Heinz Oelke


Sühnekreuze & Mordsteine