Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Lkr. Nordvorpommern

Steinhagen


Kohlenach-
zeichnung
um 1994

PLZ: 18442

GPS:

Standort: Im Turmdurchgang der Kirche in Steinhagen.

Größe / Material: 240:60:21 / Gotländischer Kalkstein

Geschichte: Typische Stelenform mit rundem Kopfstück. Höhe 2,40m (mit eingelassenem Fuß 3,40m), Breite 0,60m, Dicke 0,21m, Gewicht 25 Zentner.
Dieser Sühnestein stand bis ca. 1994 im benachbarten Ort Grün Kordshagen. Um der starken Verwitterung entgegenzuwirken, wurde dieser Originalstein zur Kirche in Steinhagen gebracht. Hier steht der Stein seitdem wettergeschützt im Turmdurchgang.
Auf der Vorderseite des Steines:
Im oberen Teil eine eingeritzte Darstellung Christi als Weltenrichter. Darunter ganzfigurige Darstellung eines betenden Mönches, dem sich von unten ein Schwert in den Leib, oberhalb der Gürtellinie, bohrt. Nach den durch die Parierstange und die Größe des Griffes angedeuteten Maßverhältnissen muß die Verletzung sofort tödlich gewesen sein.
Von den Händen ausgehend verläuft ein nach unten geschwungenes Spruchband. Dessen Minuskelinschrift lautet:
misere[re] mei deus.
Das heißt: "Gott erbarme dich meiner". Unter der Figur ist eine fünfzeilige Minuskelinschrift angeordnet:
Anno dni m [c]ccc.xc [...] fei sec•post d[o]minica[m] q•canta’ incovavit obii[t] frater detmarus mwrdorp or p eo.
Das heißt: "Im Jahre des Herrn 1440 zwei Tage nach dem Fest Incovavit (also am 18. Februar) starb Bruder Detmarus Mordorf (Muurdorp). Bittet für ihn".
Detmarus Mordorf war Landreiter des in der Nähe liegenden Zisterzienserklosters Campe (später Neuenkamp / Franzburg).
Auf der Rückseite des Steines:
Im oberen Teil eine Darstellung der Kreuzigungsgruppe, darunter unter einem mit Krabbenornamenten besetzten Bogen die ganzfigurige Gestalt eines betenden Mönches. Ganz unten ist eine vierzeilige plattdeutsche Inschrift:
Alle de her henne gan ik bidde se en klenasta unde bidde got kortedit make desele pyne qujd.
Das heißt: "Alle die hier gehen (vorübergehen), ich bitte sie, ein Kleines stehen (zu bleiben) und bitte Gott, kurze Zeit mache die Seele von Pein frei.
Die Inschrift und ihre Übertragung werden nach einer im Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Schwerin, erhaltenen handschriftlichen Aufzeichnung des früheren Konservators A. Stubenrauch wiedergegeben, der den Stein um 1895 säuberte, beide Seiten fotografierte und die Inschrift deutete. Die in [ ] gesetzten Buchstaben waren damals bereits unkenntlich.
Etwa 1994 wurde am alten Standort in Grün Kordshagen eine Säuberung und eine Nachzeichnung der Ritzzeichnungen mittels Holzkohle von ABM-Kräften angefertigt. 1995 erfolgte eine erneute Säuberung des Steines durch den Bildhauer H.-P. Jaeger.
Mit der Umsetzung nach Steinhagen erläutert seit etwa 1996 eine Tafel diesen Sühnestein.
Eine Kopie dieses Steines wurde wieder in Grün Kordshagen, am westlichen Ortsausgang aufgestellt.

Sage: 1. Als ein Mönch eine Bäuerin vergewaltigen wollte, hörte der bauer ihre Hilferufe, erstach den Geistlichen und floh.
2. In der zweiten Sage geht man davon aus, dass Mönch und Bäuerin ein Techtelmechtel hatten. Der Bauer hatte beide überrascht und den Mönch umgebracht. Als Sühne mußte der Bauer diesen Stein setzen.

Quellen und Literatur:
Schmied, Hartmut - Die schwarzen Führer Mecklenburg-Vorpommern, Eulen Verlag, Freiburg i. Br., 2001, Seite 54-55
Grötschel, Günter - Mittelalterliches in Steinhagen – In: Norddeutsche Neueste Nachrichten?, Rubrik Aus der Heimatgeschichte
"Witwe wegen schlechter Haushaltsführung verklagt"- In: Norddeutsche Neueste Nachrichten?, vom 29.10.1994, Seite 15
Ende, Horst - Denk- und Sühnesteine in Mecklenburg – In: Informationen des Bezirksarbeitskreises für Ur- und Frühgeschichte, Heft 13 (1973), Seite 56-67
Recherche und Bilder von: Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V.


Sühnekreuze & Mordsteine