Deutschland Niedersachsen Lkr. Region Hannover

Hannover (I)


Skizze bei
Hoffmann (1935)

Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

PLZ: 30XXX

GPS: N 52° 22.936', O 9° 44.732'

Standort: Lister Meile 27 / Weißes-Kreuz-Platz.

Größe / Material:

Geschichte: Es handelt sich um die Nachbildung des verschwundenen, sogenannten "Weißen Kreuzes". Die Aufstellung der Nachbildung erfolgte 1980.

Auf der Grünanlage des "Weiße-Kreuz-Platz" seit September 1980 errichtet.
Der von der Flurdenkmalforschung sehr begrüßte Gedanke der erneuten Aufstellung eines steinernen Kreuzes auf dem o.g. Platz wurde von der Anliegervereinigung mit Kostenbeteiligung gefaßt. Es soll die Erinnerung an das noch vor etwa 200 Jahren dort vorhanden gewesene Weiße Kreuz (welches dem späteren Platz und einer Straße den Namen gab wachhalten. Die Herstellung wurde der Fa. Natursteinwerk Hans Kaufhold, Herrenhausen übertragen und der sich dort im 3. Lehrjahr befindliche Steinmetz Knut-Birger Fisch mit der Arbeit beauftragt, dem dabei eine alte, vom hannoverschen Historiker Redeker (s.o.) überlieferte Skizze vorlag (Bild-Box).
Das Steinkreuz fand im September 1980 Aufstellung. Doch bereits in der Nacht danach haben es Unbekannte aus seiner Verankerung gerissen und umgestürzt, wobei es an der schmälsten Schaftstelle durchbrach. Mit hohem Kostenaufwand hat dann der junge Steinmetz den Schaden repariert. Aber kaum stand das Kreuz wieder an seinem Platz, da wurde es von Unbekannten mit einem rosa Farbton angestrichen und das Relief des Kleeblattkreuzes (auf der Vorderseite) mit rotbrauner Ölfarbe versehen. Diese Verschandelung ist jetzt beseitigt, und es bleibt nur zu hoffen, daß man das Denkmal in Zukunft unangetastet läßt. (Müller / Baumann 1988)

[...] Redecker (Historische Kollektaneen 1723-64) berichtet über vier Kreuzsteine, "die beym Ausgang von dem (Döhrener-) Thurme, zur rechten Seite am Wege auf dem Felde stehen" und möglicherweise an den Räuber Hänschen von Rode oder die Mörder Jasper Hahnebut und Caspar Reusche erinnern sollen. Dasselbe könne auch für das "weiße Kreuz" mit Bezug auf die beiden letztgenannten der Fall sein. (Hoffmann 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3624.27
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.18-19
aktuelle Aufnahme von Gerhard Müller, Uelzen



Hannover (II)


Abbildung bei
Müller / Baumann
(1988)

Zeichnung bei
Hoffmann (1935)

GPS: N 52° 22.305', O 9° 43.911'

Standort: Im Atrium des Historischen Museums am "Hohen Ufer" (Original), am der ehemaligen evangelischen Pfarrkirche St. Aegidien (Nachbildung).

Größe / Material: 240:58:18 / Sandstein

Geschichte: Seit 1986 im Atrium des Historischen Museums am Hohen Ufer. Vorher am südöstlichen Chorstrebepfeiler der ehemaligen evangelischen Pfarrkirche St. Aegidien, an dem heute ein Ersatzstück angebracht ist. Das Scheibenkreuz stand zuerst an einer Marienkapelle außerhalb der Stadtmauern. Sie wurde 1534 abgerissen, dann als hölzerne Kapelle an anderer Stelle neu erbaut, bis sie 1645 bei der Erweiterung der Stadtbefestigung endgültig verschwand. Das Scheibenkreuz blieb erhalten.
Das "Siebenmännerstein" genannte Scheibenkreuz stellt eine Sonderform der Scheibenkreuzgruppe dar und erinnert in der Ausführung an die in Norddeutschland häufig vorhandenen Beischlagwangen. - Die Scheibe, mit vier Halbkreisbossen am Rand, zeigt in vertieftem Feld in Flachrelief Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes. Der schmale Schaft darunter trägt in gerahmtem Feld erhaben einen Wappenschild mit Kleeblatt. Die folgende Minuskelinschrift lautet:
gi.rikn.un.arm
en.lat.iu.dese.dot
erbame.mcccclxxx
Unterhalb, auf verbreitertem Sockel ein Relief mit sieben knieenden, barhäuptigen, betenden Männern. (Müller / Baumann 1988)

[...] Die Geschichte, die im folgenden kurz erzählt werden muß, ist in Hannover in den unterschiedlichsten Varianten bekannt: Ein Bürger der Stadt, ein Zuspätkommender, der erst am Abend des 23. November nach Schließung der Stadttore nicht mehr nach Hause in die Stadt gekommen war und deswegen in der Feldmark bei der Marienkapelle übernachten mußte, machte im Morgengrauen des 24. Novembers 1490 die folgenreichste Entdeckung seines Lebens. In den Büschen versteckt vor der Stadt hatte er Soldaten liegen gesehen, die offensichtlich nur darauf warteten, daß die Stadttore geöffnet werden würden. Nach einer List des der Stadt feindlich gesonnenen Herzogs sollte ein als Kaufmannswagen getarnter Planwagen mit Soldaten nach der Öffnung des Aegidientors unter das Fallgitter fahren und dort einen Schuß als Zeichen dafür abgeben, daß die übrigen Bewaffneten in die Stadt eindringen könnten. Der Zuspätkommende aber erkannte die Gefahr und warnte einen Wächter, der nun mit einem Schuß aus seiner Büchse die Stadt in Alarmbereitschaft versetzte. Die Soldaten des Herzogs gaben sich nach dem vermeintlichen Signal zu früh zu erkennen. Die Tore blieben verschlossen. So war der Plan des Herzogs, Hannover mit einer List zu erobern, trotz bester Vorbereitung gescheitert. Auch eine Belagerung der Stadt in den anschließenden Tagen und Wochen führte nicht zum Erfolg. Der Herzog mußte unverrichteter Dinge abziehen.
Der Bürger hieß Cord Borgentrick; der angreifende Herzog war Heinrich der Ältere. In späteren Erzähltraditionen gehörte zu dieser Geschichte vor allem die brutale Tötung von sieben Verteidigern des Döhrener Turms, die der Herzog bei lebendigem Leibe habe "totschmauchen" lassen; den angeblichen sieben Opfern der unmenschlichen Tat (Hannovers Spartaner) dichtete man ein Kriegerdenkmal an, den sogenannten Sieben- Männer-Stein an der Aegidienkirche. Keine andere Begebenheit aus der hannoverschen Stadtgeschichte hat eine solche Überlieferungskontinuität aufzuweisen, wie diese „Überfall- Geschichte". 100 Jahre nach den Ereignissen gab es für diejenigen Hannoveraner, die sich dafür interessierten, was anno 1490 in Hannover vorgefallen war, unterschiedliche Möglichkeiten, etwas in Erfahrung zu bringen: Die meisten Hannoveraner konnten um 1590 nur auf mündliche Erzählungen über die Ereignisse zurückgreifen. Wer lesen konnte und in der Lage war, sich teure Bücher zu kaufen, konnte in der 1584/86 gedruckten Chronik des Magister Heinrich Bünting nachschlagen. Wer es genauer wissen wollte, fragte vielleicht den Bürgermeister Bernhard Homeister († 1614). Von dem war bekannt, daß er an einer Chronik der Stadt arbeitete und eine umfangreiche Bibliothek besaß. Ganz genau konnten nur wenige Privilegierte einen Bericht über die Ereignisse nachlesen in einem Stadtbuch (über civitatis), das in der rathäuslichen Registratur verwahrt wurde. (Kreter 1996)

   Der "Siebenmännerstein", ein außen an einem Strebepfeiler der Aegidienkirche in Hannover angebrachter Denkstein, ist von der Sage umwoben. Die bildlichen Darstellungen werden aus der Zeichnung zu erkennen sein. Die eingehauene gotische Minuskelschrift lautet:
gi rikn un[de] armen lat iu dese dot erbame MCCCCIXXX
Einst an der Marienkapelle vor dem Aegidientore in Hannover aufgestellt, soll er bei Abbruch derselben im Jahre 1645 an den heutigen Platz gebracht sein.
   Sage: Sieben Wächter des Döhrener Turmes vor Hannover sollen bei einer durch Herzog Heinrich den Älteren von Braunschweig versuchten Überrumpelung der Stadt, ihrer Pflicht treu, zu Tode gekommen sein. (Hoffmann 1935)

Sage: 1480 sollen sieben Männer bei einem Überfall auf die Stadt und bei der Verteidigung des Döhrener Wachtturms getötet worden sein.
Anm.: Eine Unklarheit besteht bezüglich des Datums. Nicht 1480, sondern erst zwischen 1486 und 1490 fand eine Fehde statt, an welcher der Bischof von Hildesheim, braunschweigische Fürsten und stadthannoversche Truppen beteiligt waren und in deren Verlauf der Döhrener Turm zerstört wurde. Obwohl die Jahreszahl mcccclxxx noch deutlich lesbar ist, hält sich die Behauptung, daß sich der Steinmetz entweder im Datum geirrt habe bzw. die vierte Ziffer außerhalb des Schriftfeldes (seitlich) setzte, wo sie alsbald zerstört worden sei. Zu gern möchte man die Sage von "Hannovers sieben Spartanern" für die Stadtchronik bewahrt sehen. Eines ist sicher: Es fand zu jener Zeit ein Ereignis statt, für welches man ein Denkmal errichtete. Eine Beziehung zu Hannover ist durch das Vorhandensein des hannoverschen Kleeblattwappens auf jeden Fall deutlich gemacht. (Müller / Baumann 1988)

Quellen und Literatur:
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.3624.4
Kreter, Karljosef - Das Rote Stadtbuch und der Überfall auf die Stadt 1490, in: Städtische Geschichtskultur und Historographie. Das Bild der Stadt Hannover…, Hannover 1996, S.65f
Hoffmann, Adolf - Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, 1935, S.17
Wikipedia - Siebenmännerstein
galerie.nirome.de
recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda
aktuelle Aufnahme von Werner Müller, Elze (1970)


Sühnekreuze & Mordsteine