Die Bildstockmalerei ist ein besonderes Anliegen. Früher waren die Stöcke
über und über bemalt. In jüngster Zeit werden sie allerdings bei Restaurierungen wesentlich stiefmütterlicher behandelt. Es werden lediglich die Nischen bemalt, während
der Körper des Stockes weiß übertüncht wird. Die häßliche Uniformierung, die gegen jedes Brauchtum und Herkommen ist, muß als lieblos und landfremd abgelehnt
werden, und dies selbst dann, wenn man entschuldigend auf mangelnde Mittel hinweist. Das "Weißigen", wie man bei uns das Tünchen nennt, hat der Kärntner Bauer
zu allen Zeiten nur für die reinen Wirtschaftsgebäude, wie Stall und Scheune, verwendet. Alles andere hat er freundlich gefärbelt, zum Teil sogar bemalt. Wurde aber ein
weithin sichtbarer Stock schon seinerzeit weiß gestrichen, dann trägt er auch den Namen "Weißes Kreuz" eben als besonderen Hinweis und als Ausnahmefall. Als
Beispiel diene hiefür das "Weiße Kreuz" oberhalb Sankt Martin am Krappfeld, das vor der dunklen Kulisse des Bergwaldes solcherart weit hinaus in die Landschaft leuchtet.
(Skudnigg, Eduard - Bildstöcke in Kärnten, Klagenfurt 1972, S.24-25)
[...] Das Volk nennt ihn den weisen Stein, aber niemand weiß, was er zu bedeuten hat. Eine Bedeutungserklärung aus
dem Namen ist unmöglich, denn was sagt der Name "weiser Stein"? Sollte damit etwa der waise, verwaiste, einsame, verlassene Stein gemeint sein, der Stein, von dem
man nicht mehr weiß, was er zu bedeuten hat? Somit liegt das Geheimnis um dies Heimatdenkmal schon im Namen verborgen. Das Wissen um die Bedeutung des
Steins ist im Lauf der Zeit verlorengegangen, trotzdem ist der Name so stark im Volke verwurzelt, daß es nach ihm einen Waldteil "weiser Stein" benannte. Auf jeden
Fall muß der verhältnismäßig große Stein zu einem besonderen Zweck herbeigebracht worden sein. [...]
(Wolber, K. - Der weise Stein im Seckenheimer Gemeindewald, in: Mein Heimatland, 17.Jg., Heft 8, 1930, S.275)