Deutschland Nordrhein-Westfalen Oberbergischer Kreis

Belmicke


Detail der Inschrift

Detail Engelskopf

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

Abbildung bei
Hesse (1977)

PLZ: 51702

GPS:

Standort: Vor dem Südeingang des Friedhofes, eingebettet in einer vom Heimatverein "Hohe Belmicke" gestalteten Anlage.

Größe / Material: 65:45:7 / Sandstein

Geschichte: Das Schwedenkreuz wurde 2 mal versetzt. Es ist nicht mehr eingezäunt und der Heimatverein Hohe Belmicke (gibt es nicht mehr) hat drumherum Splitsteine und darauf 6 schöne große Natursteine gelegt, außerdem stehen dort auch zwei Bänke. Das mitten in einem Felde stehende Kreuz wurde 1901 an die Nordecke des Ackers gestellt und gleichzeitig auf Veranlassung des Sauerländischen Gebirgsvereins und der Gemeinde Drolshagen Stein und Schrift fachgemäß gereinigt. Die Rückseite des Kreuzes zeigt übrigens als barocke Steinmetzarbeit im Flachrelief einen Engel mit zwei Flügelschwingen.
Im Jahre 1977 wurde das Schwedenkreuz erneut versetzt und gleichzeitig restauriert. Es steht jetzt auf einem von der Stadt Bergneustadt erworbenen Grundstück vor dem Südeingang des Friedhofs Belmicke.

Steinkreuz von 1635, "Schwedenkreuz" oder "Schwedenstein" genannt. Es steht an der Wanderstrecke 3 nordwestlich Benolpe, 300m von der Kirche des rheinischen Dorfes Belmicke, aber noch auf westfälischem Boden (Meßtischblatt 4912 Drolshagen, Planquadrat 5655/34ll, linke untere Ecke). Ursprünglich stand es auf dem hinter dem Kreuz liegenden Grundstück, das früher mit Bäumen und Gestrüpp bestanden war. Bei der Rodung der Parzelle wurde es vor mehr als einem Menschenalter an den Weg gestellt. Der Sauerländische Gebirgsverein hat es zum Schütze mit einem Eisengitter umgeben.
Das Kreuz mißt 65 x 45 x 7cm. Es ist mit einem 11cm hohen Sockel auf einen 50cm hohen Unterbau aus gemauerten Bruchsteinen gesetzt und ist aus einem Sandstein angefertigt, der in der Gegend nicht ansteht.
Das zierliche, mit schneckenförmigen Winkelstützen versehene Kreuz trägt auf der glatt polierten Vorderseite folgende gut gestaltete Inschrift:
ANNO 1635
DEN 8. JUNI IST
DER ERBAR
UND FROMER FORNEMER
PETER BUTZ VON DROLS
HAGEN CAMNER VON D
SCHWEDEN ALL
HIR ERSCHOSEN
DESEN SELE
GOTT GNADE
AMEN
Die Drolshagener Chronik von 1660 berichtet, der Kämmerer Peter Butz, der für seine Stadt Drolshagen mit den Schweden, die damals alle Nachbarstädte ausplünderten, verhandeln wollte, sei von einem Vorposten niedergeschossen worden, angeblich, weil er den dreimaligen Anruf nicht beachtet habe. (Brockpähler 1963)

Hart an der Stadtgrenze von Drolshagen erhebt sich an dem Wanderwege von Benolpe nach Belmicke ein kleines Kreuz, durch ein niedriges Eisengitter gegen allzu forsches Hinzutreten ein wenig abgesichert. Als man vor Jahren dieses Kreuz von seinem ursprünglichen Standort, einem mit Buschwerk bestandenem Grundstück südlich des heutigen Platzes, entfernte und an den Weg rückte, lag diese Parzelle mit den ersten drei Häusern von Belmicke auf Drolshagener Boden. Nun aber haben weise Männer der staatlichen Neugliederungskommission im Jahre 1969 das Kirchdorf Belmicke ungeteilt der Stadt Bergneustadt zugeschlagen und die Grenze so gezogen, daß dieses kleine Ehrenmal, etwa 350 Meter südöstlich der St.-Anna-Kirche gelegen, den Drolshagenern genommen und der Nachbarstadt zugeteilt wurde.
Der unbekannte Bildhauer hat dieses Kreuz aus feinkörnigem Sandstein gehauen, mit schneckenförmigen Winkelstützen verziert und auf einen zehn Zentimeter hohen Sockel gesetzt. Damit er nicht so bald wieder im feuchten Erdreich oder im Gestrüpp versinken konnte, wurde aus kleinen Bruchsteinen ein pyramidenförmiger Sockel von einem halben Meter Höhe aufgemauert und das Kreuz daraufgestellt. Auf der Vorderseite ist folgende Inschrift zu lesen:
Ano 1635 den 8 Juni ist der erbar und fromer fornemer Peter Butz von Drollshagen Camner von d Schweden alhir erschosen Desen Sele Gott Gnad Amen.
Dieses in den Größenmaßen von 65x45x7 gefertigte Kreuz ist in der Vergangenheit stets liebevoll betreut und gepflegt worden. Vor allem hat sich der Sauerländische Gebirgsverein von Drolshagen des Gedenksteines angenommen. Als "Schwedenkreuz" oder "Schwedenstein" weit und breit bekannt, zeugt dieses Denkmal von den bösen Zeiten des 30jährigen Krieges und bewahrt in schlichter, pietätvoller Weise das Andenken an einen Mann, der für seine Stadt den Tod erlitt. Nach Drolshagener Überlieferung soll der Kämmerer Peter Butz auf dem Wege zu den Schweden, um mit ihnen zu verhandeln, von deren Vorposten erschossen worden sein. (Hesse 1977)

Sage: 1. Peter Butz wurde von den Schweden getötet, weil sie meinten er führe sie irre.
2. Peter Butz wurde von den Schweden während der Verhandlungen um Lösegeld, für die Verschonung der Stadt, getötet.
3. Peter Butz wurde von einem schwedischen Vorposten erschossen, weil er der Aufforderung zum stehenbleiben nicht folgte.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.93
Mönickes - Der Schwedenstein in Belmicke, in: Das Steinkreuz, 3. Jahrgang, 1935, Heft 1/2, S.29-31
Hesse, Josef - Bilder einer Stadt, 1977, hrg. von der Stadt Drolshagen anläßlich der 500-Jahr-Feier, Rheinland-Verlag GmbH Köln (ISBN 3-7927-0 322-X)
recherchiert und bebildert von Tamara Wittig
Ergänzungen von Friedhelm Volpert, Drolshagen und Benno Lux, Lünne



Der Schwedenstein in Belmicke
von Lehrer Mönickes, Drolshagen

"Morgen kümmt de Ossenstern, dei werd dei Kinner bäen lehrn".
"Bäet, Kinner, bäet, Morgen kümmt de Swed."

   Von den Opfern, die der 30jährige Krieg forderte, ist uns eines in lebendiger Erinnerung geblieben, und daran soll uns ein Gedenkstein, das sogen. Schwedenkreuz, stetig erinnern, denn hier wurde vor nunmehr 300 Jahren, im Juni 1635, der Kämmerer der Stadt Drolshagen, Peter Butz, von den Schweden erschossen. Wie kamen die schwedischen Truppen in die abgelegene Gegend? Nun, so entlegen wie heute war damals das auf luftiger Höhe des Aggertales gelegene Belmicke nicht, denn im Mittelalter führte die große Handelsstraße Köln - Olpe, die heute über Wiedenest-Wegeringhausen geht, hier in der Nähe vorbei und ging dann genau durch sen Wald zu der Reckhammerbrücke nach Drolshagen und Olpe. Da die benachbarten kleinen Städte Drolshagen, Olpe, Neustadt und die Hansastadt Attendorn in den Jahren 1635-40 mehrmals von den Schweden heimgesucht wurden, so nahm ein Abstecher von der Heeresstraße hier nicht viel Zeit in Anspruch.
   Der Grund, weshalb der Kämmerer erschossen wurde, ist heute noch viel umstritten. Die Ueberlieferung gibt folgende Erklärungen dafür an:

   1. Butz sollte die Schweden von Derschlag aus nach Drolshagen führen. Gezwungenermaßen mußte er die Führerrolle annehmen. Unterwegs aber kam es den Schweden vor, als wenn er sie absichtlich irreführte. Weit und breit war kein Haus zu sehen. Die Wälder wollten kein Ende nehmen, und man hatte ihnen doch in Derschlag gesagt, daß Drolshagen ganz in der Nähe läge. Da bestrafte man den vermeintlichen Verräter kurzerhand mit dem Tode.

   2. Die andere Erklärung sagt, daß schwedische Truppen gegen Drolshagen heranrückten. Die Stadt schickte ihnen den Kämmerer Butz entgegen, damit dieser ihnen ein Lösegeld böte, um die Truppen zum Vorbeiziehen zu veranlassen, wie es ja in früherer Zeit vielfach geschah. Vielleicht ist Peter Butz den Schweden zu geizig gewesen. Jedenfalls hat man sich nach dieser Erklärung über die Höhe des Lösegeldes nicht einigen können, und da haben die schwedischen Truppen kurzen Prozeß gemacht und den Kämmerer erschossen.

   3. Dagegen bringt Pfarrer Süß vor etwa 100 Jahren in seiner Chronik von Belmicke eine andere Erklärung. Es ist bekannt, so schreibt er, daß Drolshagen, das sogenannte kölnische Sauerland, dem katholischen Glauben treu geblieben ist. Als nun die Schweden das Städtchen besetzt hatten, suchten sie hier den reformierten Glauben einzuführen. Einer ihrer Prediger bestieg die Kanzel des alten Clemensdomes und suchte die Zuhörer in seinem Sinne zu beeinflussen. Als er eine zeitlang geredet hatte, erscholl plötzlich aus dem Zuhörerraum die Stimme: "un wenn de jetz nit stille bis, dann scheite iek diek dout":
Der das gerufen hatte, war der Kämmerer Peter Butz. Er wurde von den Schweden in Acht und Bann erklärt und mußte aus Drolshagen flüchten. In der Nähe von Belmicke stieß er auf einen schwedischen Vorposten. Da er auf dreimaliges Anrufen nicht stehenblieb, schoß der schwedische Soldat auf ihn und verwundete ihn so schwer, daß er in wenigen Minuten starb.
An diesem Feldweg fand man die Leiche und hier errichtete auch die Stadt Drolshagen das Steinkreuz.

   Von den vielen Kreuzsteinen, die in Deutschland unter dem Namen "Schwedenkreuz" kursieren, sind die allerwenigsten wirkliche "Schwedensteine", d.h. aus der Schwedenzeit stammend. Eine Ausnahme davon macht der Stein in Belmicke.
("Das Steinkreuz", 3. Jahrgang, 1935, Heft 1/2, S.29-31)


Sühnekreuze & Mordsteine