Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Lkr. Steinfurt
Lienen
Blick auf die Denkmalgruppe |
Abbildung bei Brockpähler (1963) |
PLZ:
49536
GPS:
Standort:
"Holperdorper Straße", am beschilderten Abzweig
"Holperdorper Str. 22-24", in einer kleinen Parkanlage (Linden, Ziersträucher und Blumen), arrangiert mit dem Bismarck-Denkmal
(Findling mit Bronzerelief) und 2 Sitzbänken. Die bei Brockpähler genannte Bismarck-Eiche ist nicht mehr vorhanden.
Größe / Material:
54:51:20 / Sandstein-Konglomerat
Geschichte:
Exponierte Lage: Die aus dem Dorf
herausführende Straße verläuft zunächst geradeaus, immer mit Blick auf das Steinkreuz, bevor die Straße in einem scharfen Knick
links am Steinkreuz vorbeiführt.
Die weiter nach Holperdorp führende Straße verläuft mit steilen Serpentinen durch sehr schönen Buchen- und Tannenwald.
Eine anschließende Straße verläuft in westlicher Richtung als Allee mit vielen Kirschbäumen, hier im Frühling die wunderschöne,
weitbekannte "Holperdorper Kirschblüte".
Das Steinkreuz ist auf dem Sockel mit Zement wieder befestigt worden, an Kreuz und Sockel vorn und hinten waren vormals
Anker aus Schmiedeeisen angebracht, die jetzt fehlen. Die bei Brockpähler als unklar bezeichneten Löcher vorn und hinten dienten
zur Befestigung dieser Anker, das vordere Loch im Sockel beinhaltet noch den größeren Teil der Bleieinfüllung mit deutlichen Spuren
der Herausreißung des Ankers. Auch die von Breuing genannte "andere Verwendung" ist damit abwegig.
Das Steinkreuz ist sehr stark verwittert und kann rundum sehr stark abgeschlagen oder abgeschabt gewesen sein.
Material (Kreuz u. Sockel): Sandstein-Konglomerat mit sehr vielen kleinen Kieselsteinen. Abmessungen Sockel: H 30, B 82, links 54, rechts 30cm.
Steinkreuz aus grobkörnigem grauem Sandstein mit eingebackenen Kieseln (Schafberg?) auf einem 40cm hohen, roh
behauenen Sockel aus dem gleichen Gestein. Es ist 54x50x21cm groß und sehr verwittert. Die Querarme sind zu einem guten Teil
abgestoßen, sie verjüngen sich, ebenso wie das Kopfstück, nach außen. In der Mitte und im Sockel ist vorn und hinten je ein rundes
Loch, dessen Bedeutung nicht klar ist.
Das Kreuz steht an der Straße vom Bahnhof zum Dorf unter der 1895 gepflanzten Bismarckeiche, neben dem "Bismarckstein".
Nahebei zweigt der alte Fahrweg von Lienen über den Berg nach Holperdorp ab.
Außer diesem Kreuz nördlich vom Dorf soll früher auch ein solches südlich beim Bauern "Krüzhäcker" gestanden haben. (Brockpähler 1963)
Neben dem sogenannten Bismarckstein in der Nähe des Bahnhofs steht ein kleiner, fast bis zur Unkenntlichkeit verwitterter Kreuzstein, der
ehemals seinen Standort südlich vor dem Gehöft Kriege hatte. Zeit und Umstände der Errichtung liegen im dunkeln, nur eine Sage weiß zu
berichten, daß er den Weg zu einer Kapelle in der Nähe des heutigen Bahnhofes gewiesen habe. Ein zweites Kreuz, dessen Verbleib
unbekannt ist, soll früher beim Bauern "Krüzhäcker" gestanden haben. Das Kreuz am Bahnhof, dessen Schaft fehlt, fällt durch seine
unregelmäßige Form und die abgerundeten Balkenenden auf. Wegen der starken Abwitterung und der großen Kantenabbrüche ist
nicht mehr zu entscheiden, ob diese Gestaltgebung ursprünglich ist oder durch häufige Beschädigungen entstand. Die zwei großen
Löcher im Schnittpunkt der Balken auf der Vorder- und Rückseite lassen an eine zwischenzeitlich andere Verwendung denken. (Breuing 1985)
Sage:
Das Kreuz soll den Weg zu einer Kapelle gewiesen
haben, die früher in der Nähe des heutigen Bahnhofs stand.
Quellen und Literatur:
• Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.42
• Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.437
• Schm., F. - Ein Hof brannte ab, in: Sagen und Geschichten aus dem Tecklenburger Land, o.J.
• Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren
• recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne
Ein Hof brannte ab
von F. Schm.
Kurz nach dem ersten Weltkriege brannte der Hof Holtmeier nördlich des Dorfes Lienen ab. Er lag damals
neben den Höfen Ibershoff und Pellemeyer südlich der Teutoburger-Wald-Eisenbahn. Nach dem Brande wurde der Hof Holtmeier
etwa 250 Meter nördlich von der alten Hofstelle wiederaufgebaut.
Diesen Brand soll ein Lienener Bauer zwei Jahre vor dem Ereignis schon vorausgesagt haben. Er sah einen Hof an der
beschriebenen Stelle lichterloh brennen, glaubte aber, es sei der Hof Pellemeyer, der unmittelbar neben dem Hofe Holtmeier lag.
Gleichzeitig berichtete der Mann, der dieses Vorgesicht hatte, von einem Gefährt mit drei Pferden, deren Geschirr und Leinen sich
ineinander verhakt hatten. Dahinter hatte er ein Steinkreuz gesehen, wie es heute noch als Zeuge der Zeit vor etwa tausend Jahren
am Bismarckstein an der Bahnhofstraße in Lienen steht. Der Mann sagte: "De Piärde tüdderden sik an en steinern Krüße." Eine
nähere Ortsbeschreibung konnte er nicht geben.
Als dann der Hof Holtmeier abbrannte, fuhr die Lienener Feuerwehr mit ihrer Brandspritze zur Brandstelle. Es war eine große
Handspritze, die von zwei Pferden gezogen wurde. In dem brennenden Gehöft hatte man das Vieh aus den Ställen gelassen, um es
vor dem Feuer zu retten. Ein Pferd war an den Gehöften Ibershoff und Pellemeyer vorbei auf die Bahnhofstraße gelaufen und kam
der Feuerwehr gerade am alten Steinkreuz vor dem Gehöft Kriege entgegen. Da man dem Pferd das Geschirr nur lose übergeworfen
hatte, "vertüdderten" sich nun die drei Pferde so sehr, daß es eine längere Zeit dauerte, bis der Spritzenwagen zum brennenden
Holtmeierschen Hofe weiterfahren konnte.
Das Vorgesicht war also mit allen Einzelheiten in Erfüllung gegangen.
(Sagen und Geschichten aus dem Tecklenburger Land, o.J., herausgegeben von Friedrich Ernst Hunsche, Quelle: Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren)