Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Coesfeld

Tilbeck


Detail der Inschrift

Rückseite mit
deutlichen
Schabestellen

PLZ: 48329

GPS:

Standort: An der L 843 zwischen Tilbeck und Schapdetten am Hauptzugang zu den sogenannten Baumbergen.

Größe / Material: 82:67:16 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz trägt folgende Inschrift:
INRI
ANNO 1164 ALDA BI DIG
CRe.IST.RebORHReT.DAS.AL=
=HIeeINeMeIRSCHe.TILBICK
VeRMOR
DeT IST
Die Inschrift ist auf 1164 zu datiern und berichtet von der "Ermordung einer Meirischen aus Tilbeck". Das Steinkreuz wurde umgesetzt und nachträglich auf einen Betonsockel montiert. Am oberen Sockel ist es mit Eisenwinkeln befestigt (der hintere fehlt), d.h. auch der obere Sockel ist wahrscheinlich nachträglich, der unterste sowieso. Die Inschrift ist möglicherweise auch nachgebessert worden, da sie sich teilweise auch im (wohl nachträglich) abgeschrägten rechten Arm befindet. Die Rückseite des Steinkreuzes ist stark abgeschabt.
Die Gegend war früher schon immer sehr abgelegen gewesen, so dass dieses Kreuz die vielen Jahrhunderte relativ unbeschadet überstehen konnte.

Steinkreuz aus Baumberger Sandstein, 83x67x17cm, auf einem zweistufigen Sockel. Es steht am Südostzipfel der Baumberge, dort, wo von der Straße Roxel - Schapdetten der Hohlweg abzweigt, der auf den Kamm der Baumberge führt. Das Kreuz ist beim Ausbau der Straße um wenige Meter von seinem alten Standort nach hier versetzt worden. Es ist mit eisernen Klammern in dem neuen Sockel befestigt. Die Ecken der Balkenenden sind halbrund ausgebuchtet.
Die Inschrift in großen lateinischen Buchstaben lautet: INRI Anno 1764 Alda ist dh ...[?] Creist reboriret das alhie eine Meirsche Tilbick vermordet ist. - Danach ist das Kreuz älter als seine Inschrift; es war 1764 so verwittert oder beschädigt, daß es erneuert ("reboriret") werden mußte.
Das Denkmal steht an einem Kreuzweg in einer geschichtlich und volkskundlich interessanten Umgebung. Die Straße ist der alte Coesfelder Weg, eine in karolingische Zeit zurückgehende Königsstraße von Münster über Roxel - Schapdetten - Nottuln - Coesfeld nach den Niederlanden. Etwa 900m südlich liegt das Laerbrock, die Versammlungsstätte des Stift-Münsterschen Landtags. Hier stießen drei Kirchspielslandwehren zusammen, dreifache oder doppelte Wall- und Grabenzüge, die gleichzeitig Grenzen der Hauptgaue des Stiftes Münster bildeten: Dreingau mit Roxel und Albachten, Stevergau mit Bösensell, Nottuln und Schapdetten und Skopinggau mit Havixbeck. Nahe beim Kreuz führt ein Reststück der alten Straße durch die "Hexenkuhle", in der die Quellen der Kückenbecke zutage treten. Hier hausen der "Wilde Jäger" und der "Grienkenschmied". (Brockpähler 1963)

Sage: 1. Eine Marktfrau machte in einem Gasthaus Rast, bei sich ein Bündel mit Nägeln, das sie beim Hinsetzen auf den Tisch warf. Zwei Landsknechte vermuteten aufgrund des Klimperns, der Beutel sei voller Goldmünzen. Um ihr das Gold abzunehmen, lauerten die beiden Männer ihr auf und tötenen die Frau. Leider entdeckten sie ihren Irrtum erst nach vollendeter Greueltat.
2. Die Merske (Meiersche, Bauernfrau) Tilbeck wurde von Landsknechten ermordet, deren Herren dem Münsterschen Landtag im nahen Laerbrock beiwohnten. Im Kruge hatten sie beobachtet, wie die Bäuerin in einem gefüllten Beutel nach Kleingeld suchte. Sie lauerten ihr auf dem Heimweg auf und erschlugen sie, fanden aber in dem Beutel nur Nägel. Die Mörder wurden in Schapdetten gehängt. (Brockpähler 1963)

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.24
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne / Mai 2006


Sühnekreuze & Mordsteine