Österreich Niederösterreich Bezirk Hollabrunn

Mitterretzbach / OT von Unterretzbach


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Blick zur Kapelle

PLZ: A-A-2070

GPS: N 48° 47,473', O 15° 58,230'

Standort: Nordwestlich des Ortes, mit Wegweisern angeschrieben.

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Heiliger Stein". Schalenstein, neben dem ehemals auch ein Steinkreuz stand.

Gustav Gugitz: Niederösterreichische Schalensteine im Volksglauben, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, 4 (1950), S.97ff. In dieser Arbeit über Kultstätten erwähnt Gugitz auf Seite 103 auch das neben dem Schalenstein gestandene Steinkreuz, das vermutlich der Christianisierung der ehemals heidnischen Kultstätte gedient hatte, möglicherweise aber auch wie der Schalenstein vorchristlichen Ursprungs war. Das Steinkreuz, dessen Schicksal unbekannt ist, finden wir auch auf einen Plan (um 1710) eingezeichnet. Im 17. und Anfang des 18.Jahrhunderts war "Maria am Heiligen Stein" ein beliebter Wallfahrtsort. (Paul 1988)

Er wird als einer der schönsten Schalensteine Österreichs bezeichnet. Schalensteine gibt es auf der ganzen Welt. Der älteste Schalenstein wurde in Frankreich gefunden. Er ist mindestens 50.000 Jahre alt und wird dem Totenkult zugeschrieben. Schalensteine hatten zu verschiedenen Zeiten und an anderer Bedeutungen.
Auch der Platz beim Hl. Stein in Mitterretzbach war bereits in prähistorischer Zeit ein Kultplatz. Je nach den religiösen Vorstellungen der hier wohnenden Völker diente er als Opferstein oder Kultstein, wobei durch das Ausreiben der Schalen das Fruchtbarkeitsritual symbolisiert wurde. Es wurde aber auch angenommen, dass das vom Stein herausgeriebene Pulver in Wasser aufgelöst heilwirkend sei.
1647 ist erstmals urkundlich dokumentiert, dass ein Mann namens Veit Priesler beim Hl. Stein geheilt wurde. Auch wurde die Retzer Bürgerin Katharina Oberhammerin beim Heiligen Stein von ihren Leiden geheilt, die daraufhin eine Kapelle errichten ließ. Nach weiteren Heilungen verbrachte ein Eremit das Heilwasser in die umliegenden Städte. Nachdem immer mehr Wallfahrer zum Hl. Stein zogen, wurde die Wallfahrtskirche in mehreren Bauetappen errichtet.
Als die Wallfahrtskirche aufgrund der kaiserlichen Verordnung Josefs II. im Jahre 1785 aufgelöst und abgetragen wurde, sollen ganze Wagenladungen von Krücken und Beinschienen weggeführt worden sein.
Die Wallfahrtskirche wurde zwar offiziell aufgelöst, alte Kultstätten lassen sich jedoch nicht abschaffen. Zum Heiligen Stein zogen die Menschen weiterhin um Hilfe und Trost zu erbitten. (Schleinzer 1970)

Ursprünglich ein Schalenstein, bei dem in einiger Entfernung etwa um 1680 (im Jahre 1708 wird gesagt, "ungefähr vor 30 Jahren") eine Quelle entsprang, deren Wasser man bald als heilsam erachtete. Es wurde sodann in der Nähe des Steines ein Kreuz (1681) errichtet und um 1686 eine größere Wallfahrtskapelle, die den Namen "Unsere Liebe Frau am Stein" erhielt. Sie wurde von Einsiedlern betreut, die dort ein Eremitorium hatten, doch gehörte die Kapelle zu der Zisterze Lilienfeld. 1751 wurde die Kapelle vergrößert und wurde mit einer Priesterwohnung versehen. 1785 mußte die Wallfahrtskapelle abgebrochen werden. Der Andachtsgegenstand kam weg, doch wurde an der Stelle der Wallfahrtskapelle, später eine Feldkapelle mit einer Immaculata errichtet. [...]
Der Stein, der elf Schalen aufweist, stand sicher schon vor Errichtung der Kapelle bei der Bevölkerung im kultischen Ansehen. Dieser Stein sollte um 1709 vertilgt werden, doch setzte sich der Abt Sigismund von Lilienfeld für die Erhaltung desselben ein. (Gugitz 1955)

Sage:

Quellen und Literatur:
Gugitz, Gustav - Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd.2, S.207-208 (sagen.at)
Schleinzer, Friedrich - Beiträge zur Geschichte des Wallfahrtsortes Unsere Liebe Frau am Stein bei Mitterretzbach, Niederösterreich, Stift Lilienfeld, 1970
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, Nachtrag 1988, S.23
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg


Sühnekreuze & Mordsteine