Österreich Niederösterreich Bezirk Mödling

Perchtoldsdorf


Abbildung bei
Hula (1948)

Aquarell von
L. Hofbauer
veröffentlicht bei
Vancsa (1905)

PLZ: A-2380

GPS: N 48° 6,864', O 16° 16,344'

Standort: An der Straße von Perchtoldsdorf nach Brunn, am Gebirge bei Adresse "Brunnerstraße 58".

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Türkenkreuz". Pfeilerbildstock mit Quaderaufsatz und Rippenbekrönung, 17.Jahrhundert (DEHIO 2003)

[...] Das Türkenkreuz in Perchtoldsdorf, unter welchem die von den Türken getöteten Perchtoldsdorfer liegen sollen. (Hula 1949)

[...] Der Türkeneinfall des Jahres 1683 hinterließ verhältnismäßig wenig Denkmale. Das kapellenartige Moldaukreuz, das 1683 der Fürst der Moldau Cantacuzene bei Meidling stiftete, die Säule bei Schwechat an der Stelle, wo Kaiser Leopold I. und König Sobieski zusammentrafen und eine Denksäule zwischen Mariabrunn und Hütteldorf, welche die Kaiserin im Jahre 1685 errichten ließ, die Dreifaltigkeitssäule bei der Radetzkybrücke an Stelle der von den Türken zerstörten Kirche und das Türkenkreuz bei Perchtoldsdorf sind sichere Beispiele dafür. Vielleicht auch noch die vom Sonntagsberg bei Blindenmarkt. Auch drei Säulen bei Kritzendorf sollen Türkensäulen genannt werden. Die andern sogenannten "Türkenkreuze" gehen, wie ich gleich erwähnen werde, auf eine frühere Türkengefahr zurück. (Vancsa 1905)

Sage: Auf einem Hügel am südöstlichen Ende der Gemarkung des historisch hochberühmten 1. f. Marktes Perchtoldsdorf, neben dem Lagerkeller der Perchtoldsdorfer Brauerei, steht eine steinerne Säule, genannt das Türkenkreuz. 1683 sollen hier die Türken aus der östlichen Richtung kommend, und zwar diejenigen Teile des türkischen Heeres, welche bestimmt waren, Perchtoldsdorf zu belagern, ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Die Ankunftsseite und die Lage bestätigen dies vollauf. Da soll nun, der Sage nach, eines Vormittags der befehlhabende Pascha Willens gewesen sein, auf einem reichgestickten Teppich sitzend, sein Frühstück einzunehmen; soeben wollte er sich einen Löffel voll köstlichen Mokka zum Munde führen, als eine vom Turme aus abgeschossene Kugel ihm den Löffel aus der Hand riß. Darüber erbost, erhob er sich und gab sofort Befehl, Perchtoldsdorf zu stürmen und schwur den Perchtoldsdorfern fürchterliche Rache. Der Sturmangriff erfolgte nach kurzer Zeit von der Westseite aus, dazumal mit einem Wallgraben versehen (später Friedhof, jetzt Schnittweingarten) und bald wehte die weiße Fahne, das Zeichen der Kapitulation, vom Turme; die Türken zogen sich zurück und begannen nach Katzentugend die Unterhandlungen. Das traurige Ende der heldenmütigen Perchtoldsdorfer, das Blutbad am Marktplatze ist allen bekannt. Die Geschichte der Türkensäule, die später als Andenken hergestellt, ist derzeit vergessen, darum wollte ich sie in diesen Zeilen erhalten wissen. (Calliano 1926)

Quellen und Literatur:
Vancsa, Dr. Max - Über Bet- und Denksäulen in Niederösterreich, in: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereins zu Wien, Band XXXIX, 1905, S.108 und Tafel III/c
Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.38, 77 und Tafel 16/19 unter Brunn
DEHIO Niederösterreich - südlich der Donau, Topografisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, 2003, Bd.2 (K-Z)
Calliano, Carl - Das Türkenkreuz in Perchtoldsdorf, in: Niederösterreichischer Sagenschatz, Bd.1, Wien 1926 (sagen.at)
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Foto von Februar 2006)


Sühnekreuze & Mordsteine