Österreich Oberösterreich Bezirk Eferding

Öd in Bergen / OT von Hartkirchen


Blick zum Standort

Rekonstruktion

Rekonstruktion

PLZ: A-4081

GPS: N 48° 23,174', O 13° 58,294'

Standort: In Hartkirchen durch die Ortsteile Hachlham und Gfrehret auf den Güterweg Öd. Dieser führt bergauf durch den Wald. Nach dem Verlassen des Waldes sieht man den Stein an der rechten Wegseite neben einem Schmiedeisenkreuz.

Größe / Material: 50:50:20 / Granit

Geschichte: Benennungen: "Bäckerstein". Unregelmäßiger Stein mit drei halbkreisförmigen Vertiefungen, in einem Steinhaufen eingelassen.

Wahrscheinlich als Grenzstein verwendetes etwa 40cm aus dem Boden herausragendes Bruchstück einer ca. 10cm dicken Granitplatte. Bruchstück einer 10cm dicken Granitplatte. Offenbar der Überrest eines früh- oder hochmittelalterlichen Kreuzsteines. An der Vorderseite 3 zurückspringende Vertiefungen. Ursprünglich waren 4 solche Vertiefungen vorhanden, zwischen denen ein Kreuz erhaben hervortrat. Offenbar der Überrest eines (etwa 80cm hohen) früh- oder hochmittelalterlichen Gedenkkreuzes. Er wird Bäckerstein genannt. Der Volksüberlieferung nach wäre der Stein zur Erinnerung an 3 Bäckergesellen errichtet worden, die einander an dieser Stelle zu Tode gekitzelt hätten, weil ihre Brote zu klein geraten waren (die Vertiefungen werden als Abformungen von Brotlaiben gedeutet). Vermutlich Umdeutung von Becken- (Vertiefung)-Stein in Bäckerstein. Der Stein gehört zum Hof Wötzinger [...]. Beurkundungen aus dem Jahre 1371 scheinen für das Gut Nr.13 "datz den Wetzingern" auf. Weitere schriftliche Nennungen stammen aus den Jahren 1417 "Weczlingen, 1526 "Wetzlinger", 1584 "Wetzinger in Pergen" sowie 1680 "Wötzing" auf . Beim Hof "Wötzinger" könnte der Hausname ein echter -ing Name zum PN Wezo sein. damit würde dieser Hof vermutlich der frühen zweiten Besiedlungsstufe im 9. oder 10.Jahrhundert angehören. (Hartkirchen die Schaunberggemeinde o.J)

"Der Bäckerstein bei Hartkirchen"
Unter diesem Titel in der Pfarrchronik "Herz Jesu" in Wels nachzulesen: "Oberhalb Hachelham liegt ein verwitterter Stein halb im Erdreich vergraben, der allgemein der Bäckerstein genannt wird. Er ist aus Quarz, einige Ecken sind abgeschlagen, doch scheint eine Art Krückenkreuz in den Stein gehauen zu sein. Bei dem Bauern gilt er als Dreimarkstein. Niemand wagt, ihm zu entfernen, weil sonst den Täter Strafe treffen würde. Vom Stein selbst erzählt man, daß dort einmal drei Bäcker zu Tode gekitzelt wurden. Wir finden den merkwürdigen Stein 50 Schritte unterhalb der Wötzingerkapelle [...]. Wie immer bei alten Sagen, ist auch hier irgend ein wahrer Kern zu finden, der leicht herauszuschälen ist, wenn man Land und Leute kennt. Unterhalb des Backersteines liegt das Mauthäusel in Hachelham. Der Name dieses Hauses erinnert an die alte Straße, die vieleicht seit Römerzeiten von Hartkirchen beim Bäckerstein vorbei in die Holzgasse aufwärts führte. Sie kam an der Wötzingerkapelle vorbei, dann sind noch etliche Holwege zu verfolgen, bis wir auf dem Sattel des Senbühels angelangt sind, der das Aschachertal von Norden her begrenzt. Auf dem Sattel finden wir seltsame Erdhaufen, die niemals durchgraben wurden. Wir wandern an der Wötzigerkapelle vorbei, können die Fortsetzung der Altstraße unterhalb des Lemberger-, Grabner- und Wiesingergutes gut erkennen und landen schließlich im hochgelegenen Haibach. Schon die zahlreichen alten Kapellen beweisen, daß der Straßenzug ein wichtiger war. An alten Straßen waren oft Galgen aufgerichtet, sei es als Hoheitszeichen (wir befinden uns im Schnittpunkt der Herrschaften Stauf, Schaumburg und Aschach), sei es als Zeichen einer alten Richtstätte. Hachelham ist richtig das Heim des Henkers. Der Name Bäckerstein hat mit dem ehrsamen Bäckergewerbe gar nichts zu tun. Sein Name leitet sich vielmehr von becken her. Das Zeitwort becken bedeutet schlagen, stoßen, strafen, schneiden. Wecus und Prietze leiten die Namen der vielen Bäckerberge von bocca, beck oder bucki ab. Alle diese Wortbildungen bedeuten der, "Mund der Bauernschaft", als eine uralte Thing statte. Die vielen "Bach"- Namen,die wir in Oberösterreich finden, sind nur zum kleinen Teil von Flußbache abzuleiten, vielmehr hängen sie mit becken, in der Bedeutung eines Wohnsitzes zusammen. Nun wird uns auch der Sinn der alten Sage von den zu Tode gekitzelten drei Bäckern klar. Eine alte Richtstätte aus der Zeit der mittelalterlichen Herrschaften und in noch früherer Zeit eine Germanische Thingstätte. (Schmotzer 1935)

Sage: 179. Am Wege von Aschach nach Haibach liegt der Bäckerstein, nach dessen Vertiefung einst das Brot gemessen wurde. War das Brot zu klein, wurde der Bäcker getümpfelt. Auf dem Stein soll ein Mann zu Tode gekitzelt worden sein, seinen Angstschweiß verwendete man zur Giftbereitung, deshalb heißt es: "Am Bäckerstein klebt Blut." (Depiny 1932)

Quellen und Literatur:
Depiny, Dr. Albert - Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932, S.392, Nr.179
Artikel von Dr. Schmotzer in: Welser Zeitung, Freitag 13.September 1935, Nr.37, S.17-18
Hartkirchen die Schaunberggemeinde, Hrsg. Gemeinde Hartkirchen, o.J
recherchiert, bebildert und Rekonstruktion von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 3.05.2010 )


Sühnekreuze & Mordsteine