Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Daun

Berndorf (I)


Blick zum Standort

Inschrift vorn

Perspektive

Inschrift hinten

PLZ: 54578

GPS: N 50° 19,186', O 6° 41,374'

Standort: Im Wald ("Eichenbusch") nördlich des Dorfes.

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Sellertkreuz". Steinkreuz auf großem rechteckigen Sockelstein. Große Fehlstellen / Abschläge am Kopf und den Armen. An den Schmalseiten des Schaftes jeweils eine rocailleartig gestaltete Armstütze. Die noch lesbaren Inschrift-Reste sind:
Vorderseite:
[...]
[...]RNEE TO[...]
LERT GRAFL[...]
RENTMEI
TER ZV
SCHLEIDN
GOTT SEY
GNED ft.
Rückseite:
[...]
IST VON DE[...]
SCHLEIDENE[...]
VNDER
DANEN
AVS GE
SAND.

Unter der Inschrift der Vorderseite ein kreisrundes Flachrelief mit Totenschädel. Darunter nur noch grobe Bearbeitungsspuren. Auf der Rückseite befindet sich unter der Inschrift eine leere kreisrunde Einrillung.

70 Meter nordwestlich vom Höhenpunkt 515, 9 Meter über Normal-Null. Wegen seines Alters und seiner Geschichte, ist das alte Sellertkreuz im Wald nördlich des Dorfes, nach Wiesbaum zu bekannt. Es ist in dem Werk vom Kreise Daun (Kunstdenkmäler der Rheinprovinz) als Sühnekreuz bezeichnet. Der Ausdruck dürfte nicht ganz stimmen, denn um diese Zeit (1593) errichtete man keine Sühnekreuze in der üblichen Form mehr. An dieser Stelle wurde ein gräflicher Rentmeister ermordet. Der Täter soll der rote Schäfer von Kerpen gewesen sein. Leider ist über die Sühne gar nichts bekannt. Beide Seiten des Kreuzes sind beschriftet: Vorderseite: (Man schlug ihn in der?) FERNEE TOT (ums Geld?) SELERT GRÄFLICHER RENTMEISTER ZU SCHLEIDN GOTT SEY GNEDIG. Rückseite: IST VON DEN SCHLEIDENER UNDER DANEN AUSGESAND. Das Kreuz ist stark beschädigt, unter der Schrift auf der ersten Seite ist ein Totenkopf (Kennzeichen). Das auf der einen Seite befindliche Wappenschild ist leer. Sehr beschädigt; 0.60 Meter hoch [...] (roscheiderhof.de)

[...] In KD Daun ein "Sühnekreuz von Stein, am Weg nach Wiesbaum" S.31, unter Bendorf; vergleicht man die dort angegebene Literatur, stellt sich heraus, daß es sich um unsichere Kombinationen über den Ursprung des Kreuzes handelt. Dort ist übrigens keine Rede von "Sühne", sondern lediglich von einer Mordtat und dem Brauch, "jene Stätte, auf der ein Mensch eines jähen Todes gestorben, durch Aufstellung eines Kreuzes zu bezeichnen. (Müller-Veltin 1980)

Sage: 1. An dieser Stelle wurde ein gräflicher Rentmeister ermordet. Der Täter soll der rote Schäfer von Kerpen gewesen sein.
2. Die Sage wurde 1933 von Karl Knauft in einem Gedicht verarbeitet:
Der Stein im Walde

Er ritt seit Jahren des Weges,
Zog Renten und Steuern ein,
War immer noch heimgekommen
Mit dem, was er eingenommen;
Doch heut sollt das nicht mehr sein!

Dort, wo der Waldgrund düster,
Weit ab von Dorf und Weg,
Wo jeden packt ein Schauer -
Lag einer auf der Lauer
Im dichtesten Geheg.

Nicht ahnend die letzte Stunde
Der Rentmeister und sein Roß -
Doch plötzlich - er wollte noch wenden -
Hoch griff er mit beiden Händen,
Getroffen vom Geschoß.

Sank rücküber aus dem Sattel
Und hauchte sein Leben aus;
Sein Roß, gejagt vom Schrecken,
Brach waldeinwärts durch Schonung und Hecken -
Kam ohne den Herrn nach Haus!

Zum Toten kroch der Räuber
Aus seinem Hinterhalt:
Heiß gierte er nach Beute -
Doch - wi e er den Mor d bereute,
Vernahm nur der stille Wald.

Fand im Sack nur einige Dreier;
Gold brachte der Mord ihm nicht!
Er bereute --- er zählte --- er suchte -
Warf die Dreier, die er verfluchte,
Dem Toten in das Gesicht.

Und mußte am Galgen hangen,
Raubvögeln als feister Fraß;
Die verschleppten in ihren Krallen,
Bis kein Knochen mehr blieb von dem allen
Was am Galgen verrottet zu As. -

So steht es im verwetterten Steine
Gemeißelt Wort für Wort ---
Nachdenkend hab ichs gelesen ---
"Gott ist das dein Wille gewesen?
Ist Hängen nicht auch wieder Mord?"

Quellen und Literatur:
Clemen, Paul - Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 12.Band: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, III.Teil: Kreis Daun, S.31
Knauft, Karl - Mater Eiflia. Ein Buch Gedichte und Geschichten aus der Eifel, Bretten 1933
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.117, Anm.4
Sellertkreuz (Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier), auf: roscheiderhof.de (eingesehen am 12.09.2013)
Wegkreuze in Berndorf, auf: berndorf-vulkaneifel.de (eingesehen am 12.09.2013)
recherchiert und bebildert von Dieter Est, Niederkassel (Fotos von 2013)



Berndorf (II)


Blick zum Standort

Kreuzaufsatz

GPS: N 50° 18,024', O 6° 41,609'

Standort: Etwa 400 Meter südwestlich vom Ort.

Größe / Material: 290cm hoch / roter Sandstein

Geschichte: Benennung: "Ablasskreuz". Nischenkreuz, wohl 16.Jahrhundert.

Das älteste Kreuz bei Berndorf dürfte das Nischenkreuz auf dem Malberg sein. Es steht etwa 400m südwestlich vom Ort und ist aus rotem Sandstein gehauen. Im Volksmund wird es Ablaßkreuz genannt und hat so denselben Namen wie das unweit bei Hillesheim stehende Kreuz, das auch sehr alt ist. Malberg - soll das etwas mit Mal, d.h. Richtstätte zu tun haben? Es steht am alten Niedereher-Prümer Weg, der auch Mönchspfad genannt wird. Die Dorfbewohner erzählen, daß an diesem Weg mehrere Kreuze ähnlicher Art gestanden haben sollen, und so als Wegweiser gedient haben. Ein großer Mühlstein dient als unterster Sockelstein, auf dem wieder ein zweiter Sockel steht, der recht unförmig behauen ist. Es scheint, daß dieser Sockel vierkantig war und dann so verunstaltet wurde. (Ähnlich erging es dem zweiten Sockelstein bei dem Mariensäuler Kreuz). Der runde Sockelstein ist aus Basalt gearbeitet und dürfte von einem älteren Kreuz herrühren. Bei einer Munitionssprengung in der Nähe des Kreuzes wurde das Kreuz umgeworfen und beschädigt. Es wurde aber bald wieder mit der Eisenschiene renoviert. Wegen des Namens könnte noch bemerkt werden, daß vielleicht an diesem Kreuz ein besonderer Anlaß gewonnen werden konnte (wie bei dem Hillesheimer Kreuz). Der schlanke Schaft hat gebrochene Kanten und am oberen Ende die langgezogenen Übergangsspitzen. Ohne Kapitell gehts zur Nische über, lediglich ein Seilmuster läuft rings um das Kreuz. Die Nische ist tief und könnte ein Licht getragen haben. Giebelförmige Nische. Auf der Nischenspitze ein etwas beschädigtes kleineres Kreuz; dahinter gleich das Abschlußkreuz, das ein eisernes Kreuz mit Eisencorpus und Schild darstellt. Weil noch ein Kreuzschild aus dem Stein ausgehauen ist, so ist die Annahme berechtigt, daß früher ein aus Stein gehauener Corpus auf dem Kreuz war. Da nun auch auf der Rückseite noch ein Kreuzschild zu sehen ist, so wird auch die Rückseite einen Steincorpus getragen haben. Dieser ist jedoch nicht ersetzt. Die Kreuzbalken schwach gebrochen und mit den gotischen Dornen auf dem Balken. Wenn der Herr Pastor von Berndorf in seinem Bericht angibt, daß auf dem Kreuz die Jahreszahl 1697 zu lesen ist, so handelt es sich dabei um eine später eingehauene. Sie hat vielleicht 1597 geheißen und wurde falsch gelesen. Zur Verstärkung hat man auf der Rückseite eine Eisenschiene vorbeigelegt, um ein Abbrechen des Schafts zu vermeiden. Zu erwähnen wäre noch die eigenartige Blickrichtung: Das Kreuz, d.h. die Nische ist dem Dorfe zugewandt. Es ist dies eine Gepflogenheit, die wir bei den meisten alten Kreuzen feststellen können, daß sie nach dem Friedhof schauen: es ist die Blickrichtung, welche die allerersten Bildstöcke oder Lichtnischen hatten (Inschrift auf dem Schaft: JOHANNES); Höhe: 2,90m. (roscheiderhof.de)

Sage:

Quellen und Literatur:
Ablasskreuz (Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier), auf: roscheiderhof.de (eingesehen am 12.09.2013)
Wegkreuze in Berndorf, auf: berndorf-vulkaneifel.de (eingesehen am 12.09.2013)
recherchiert und bebildert von Dieter Est, Niederkassel (Fotos von 2013)


Sühnekreuze & Mordsteine