1431 am Grain bei Deidesheim um 1880 Abb. bei Becker Die flankierenden Steinkreuze sind tief eingesunken |
PLZ:
67146GPS:
N 49° 24.646', O 8° 11.122'Standort:
Am nördlichen Stadtrand am Grainhügel.Geschichte:
In Deidesheim und Umgebung gibt es viele religiöse Flurdenkmäler. Hier ein Bildstock, flankiert von zwei Steinkreuzen.Sage:
Quellen und Literatur:
um 1970 |
Größe / Material:
83:61:16 / SandsteinGeschichte:
Im Schnittpunkt ist ein Hammer dargestellt.Sage:
Größe / Material:
275:130:40 (315 mit Sockel) / SandsteinGeschichte:
Bildstock am "Grain". Er stammt aus dem Jahre 1431 und stellt die Kreuzigung Christi dar.Sage:
Der Bildstock war dem Andenken der Deidesheimer Bürgerin Odenwald gewidmet. Ähnlich gestaltet ist das "Schwarze Kreuz" bei Freinsheim, das im Volksmund als Sühnezeichen für einen Mord gedeutet wird. Der breite Sockel soll früher als Opferstein gedient haben. Jeder der hier vorüber kam, um eine Reise anzutreten, legte eine Gabe für die Armen auf den Stein. Dies sollte die Reise segnen und eine glückliche Heimkehr schenken.Quellen und Literatur:
In der Spätgotik schuf man auch Bildstöcke, die statt des Tabernakelgehäuses eine Steintafel als Aufsatz tragen. Sie sind
den Epitaphen der damaligen Zeit verwandt, die man den Toten im Gotteshaus errichtete. Zwei Beispiele sind uns erhalten geblieben,
ein Bildstock in Deidesheim und das sogenannte Schwarze Kreuz bei Freinsheim.
Wenn wir Deidesheim auf der alten Landstraße nordwärts verlassen, finden wir am Ortsrand einen Bildstock von zwei uralten
Steinkreuzen flankiert. 1970 wurde die Anlage geschmackvoll erneuert. Auf einem zweistufigen Sockel baut sich der vieleckige,
gekehlte Schaft auf. Er trägt eine Schildform, die einen knienden Mann vor einem Sessel zeigt. Auf Konsolen sitzen zwei Totenschädel,
die den Schild einfassen und den breit ausladenden Aufsatz stützen. Das krabbenbesetzte Gehäuse ist spitzbogig geschlossen und
aus gelbem Haardtsandstein gefertigt.
Auf der Tafel ist die Kreuzigung als erhabenes Relief dargestellt. Die alle Assistenzfiguren überragende Gestalt Christi betont die Mitte
und zerlegt die Bildfläche durch die aufwärts ausgebreiteten Arme in drei Einzelfelder. Das obere ist durch das mit Astwerk besetzte
Kreuzesholz gegliedert, über dem Sonne und Mond menschliche Gesichter angenommen haben. Die Felder beiderseits des Kreuzes
sind mit Je zwei Engeln und zwei Heiligen gefüllt. Links ist Maria und die hl. Katharina, dargestellt, rechts mit stark demolierten Köpfen
der hl. Johannes und vermutlich die hl. Barbara. Drei Engel fangen das Blut aus den Wunden der Hände und der Seite auf, der vierte
schwingt ein Rauchfaß.
Die Maßstäbe für die Größe der Figuren sind verschieden. Der Gekreuzigte nimmt drei Viertel der Höhe ein, die Heiligen messen
nur die Hälfte der Größe des Heilandes und die Engel sind wiederum nur halb so hoch wie die Heiligen. In der Gotik drückt die
verschiedene Größe der Figuren die Rangordnung im Heilsgeschehen aus. Die schwerfällige Formensprache verrät einen einfachen
Bildhauer. Wir stehen hier vor einer Arbeit der Handwerkskunst, die den Opfertod Christi in fast archaischer Naivität gestaltete.
An der unteren Randleiste der Tafel und über dem Wappenschild finden wir eine heute fast unleserliche Minuskelschrift, in der
noch die Jahreszahl 1431 zu erkennen ist. Friedrich von Bassermann-Jordan erwähnt, daß eine im Jahre 1826 angefertigte Abschrift,
die leider verloren ging, den damals noch lesbaren Text festhielt. Er erwähnt, daß dieser Bildstock dem Andenken einer Bürgerin
Odenwald gewidmet sei. Dieser Familienname ist bis ins 19. Jahrhundert in Deidesheim nachweisbar. Der Schluß des Schriftsatzes:
"(DER SEL) GOT GNEDIG SY" weist auf das Ableben eines Menschen hin. So dürfte der Bildstock ein Gedenk- oder Unglückszeichen
sein.
(Text und Foto: Fred Weinmann, in: Der Pilger 122.Jg. Nr.52/53 Weihnachten/ Sylvester 1972
= Kultmale der Pfalz, Speyer 1975, S. 94-96 / Zeichnung: Fred Weinmann, in: Der Pilger 116.Jg. 13. März 1966, S.264)
Im Mittelalter mußten – nach Otte – an den Stellen, wo ein Mord verübt worden war, von den Todtschlägern zur
Sühne ein Kreuz errichtet werden. Denkmäler dieser Art scheinen in den beiden hier veröffentlichten vorzuliegen, obgleich sie in ihrer
Form an die auch als Bildstöcke bekannten Bildsäulen erinnern, welche im Mittelalter oft an Wegscheiden und an den Grenzen der
Feldmarken und Weichbilder errichtet wurden.
Größe / Material: Geschichte: Sage:
Das eine der beiden Denkmäler steht auf der Nordwestseite von Deidesheim (= 8.00 Kilometer nördlich von Neustadt a.H.), in der
Nähe der ehemaligen Stadtbefestigung. Wie aus Fig. 172 ersichtlich, steckt der Sockel des Steinschaftes im Boden. Der sichtbare
Schaft ist 1.36 Meter hoch und 0.38 Meter dick. Das an seinem oberen Theile angebrachte und von zwei Todten-Schädeln flankirte
Wappenschild zeigt eine knieende männliche Figur und ein Weinbergmesser (Sesel). Diese Todtenköpfe und das Messer deuten
wahrscheinlich auf einen hier begangenen Mord hin. Der obere Theil des Bildstockes ist 1.30 auf 1.30 meter groß; er ist mit dem
Schafte aus einem Hausteine (gelber "Vogesensandstein", wie sich solcher in der Nähe von Deidesheim vorfindet) hergestellt. Auf
dem oberen Theile sind in erhabener Arbeit dargestellt: der gekreuzigte Christus und heraldisch rechts von ihm die hl. Maria und die
hl. Katharina; heraldisch links der hl. Johannes und der heilige Joseph. Der künstlerische Werth der Arbeit ist kein bedeutender. Aus
der über dem Schafte angebrachten, leider zum größten Theile unleserlichen Aufschrift mit gothischen Minuskeln geht hervor, daß
dieses Denkmal im Oktober 1431 errichtet wurde.
Das andere hier mitzutheilende Denkmal steht ungefähr 1 Kilometer südwestlich vom Bahnhofe Freinsheim,
an der linken Seite der nach Dürkheim führenden Straße. Mit Rücksicht auf seine Aehnlichkeit mir dem vorher dargestellten Bildstocke
bei Deidesheim möchten wir demselben die gleiche Bedeutung und die gleiche Entstehungszeit zuweisen.
Die Sockelplatte ist 1.16 auf 1.10 Meter groß und 0.40 Meter dick. Der Schaft ist 1.52 Meter hoch und 0.30 Meter dick; das an
seinem oberen Ende angebrachte Schild enthält einen Handschuh als Hoheitszeichen der Gerichtsbarkeit. Der obere Theil des
Bildstockes mit der Kreuzigungsgruppe ist 1.30 Meter breit, 1.40 Meter hoch und 0.30 Meter dick; er ist nebst dem Schafte aus einem
Steine – gelblicher "Vogesensandstein" — hergestellt worden.
(Quelle: Die Baudenkmale der Pfalz, gesammelt und herausgegeben von der Pfälzischen
Kreisgesellschaft des bayrischen Architekten- und Ingenieurs-Vereins, 5. Band, Ludwigshafen a.Rh. 1895 und 1897, S.127-129)
Deidesheim (III)
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GPS:
N 49° 25.76 ' O 8° 13.039'Standort:
Nördlich von Niederkirchen, links der L 527 nach Friedelsheim an einem Feldgehölz.Größe / Material:
225:107:21 / roter SandsteinGeschichte:
Das Kreuz stand lange Zeit schief, deshalb heißt auch die Weinbergslage "Am hängenden Kreuz". An den Balkenenden und dem stark verbreiterten Fuß erkannt man verwitterte Unzial-Majuskeln, was vermuten lässt, dass es im 14.-15.Jahrhundert aus einer Grabplatte gefertigt wurde. Im Schnittpunkt der Balken ist eine spitzbogige Nische eingehauen, die leer ist.Sage:
Quellen und Literatur:
In der Deidesheimer Gemarkung erhebt sich westlich der Landstraße, die von Niederkirchen nach Friedelsheim führt, in einem
Wingert ein ansehnliches Steinkreuz, dessen Arme sich nur wenig nach außen verbreitern. In ihrem Schnittpunkt ist eine flache,
giebelförmig geschlossene Nische eingehauen, die leer ist. An den Balkenenden erkennt man die vertieft eingegrabenen
Großbuchstaben einer verwitterten Unzialschrift. Es wird vermutet, daß diese Schriftzeichen nicht unbedingt mit der Errichtung des
Kreuzes zusammenhängen, man nimmt vielmehr an, daß das Kreuz aus einer Grabplatte herausgehauen wurde, die eine umlaufende
Randbeschriftung trug.
GPS: Standort: Größe / Material: Geschichte: Sage: Quellen und Literatur:
Auch dieses Kreuz ist ein uraltes Mal, das im Mittelalter aufgerichtet wurde. Es war im Laufe der Jahrhunderte einseitig in den
Boden eingesunken, so daß es schief stand und der Volksmund vom "hängenden Kreuz" sprach. Die Weinbergslage heißt heute noch
"Am hängenden Kreuz". Inzwischen hat man das fast zwei Meter hohe Werk, das aus rotem Sandstein gefertigt ist, wieder aufgerichtet.
Auch hier liegt der Ursprung des Mals im Dunkeln. Nach den Sagen stehen alle diese Kreuze irgendwie mit dem Tod in
Verbindung. Aber nicht alle sind Sühnezeichen für einen gewaltsamen Tod. Die Wissenschaft nimmt heute an, daß die größere
Anzahl der Gedenkkreuze für einen Verunglückten, für einen plötzlich hier Verschiedenen sind, die von den Angehörigen nicht nur
zur Erinnerung, sondern auch zur Gebetsmahnung aufgerichtet wurden. Man gedachte hier nicht nur des so jäh Dahingeschiedenen,
man sprach auch ein kurzes Gebet für seine Seele, die unvorbereitet vor ihren Richter trat.
Diese Art Gedenkkreuze hat sich aus dem frühen Mittelalter durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage erhalten. Bei später
gesetzten Kreuzen künden oft Inschriften von der Art des Unfalls. Bei Battenberg steht im Wald das "Jägerkreuz", das wie das
"Hanikelskreuz" im Stiftswald bei Kaiserslautern einem Jagdunfall seine Entstehung verdankt. Bei Clausen teilt uns die Inschrift mit,
daß 1786 hier einer vom Baum erschlagen wurde. In unserer Zeit sind es die Toten des Straßenverkehrs, denen man am Unglücksort
verschiedentlich ein Erinnerungszeichen setzt.
(Text und Foto: Fred Weinmann, in: Der Pilger 122.Jg. Nr.3 vom 16.1.1972 / Zeichnung: ders. in Pfalzatlas 1981, S.294)
Deidesheim (V)
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach