Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Bad Dürkheim

Freinsheim


Abbildung im
Heimatjahrbuch
Bad Dürkheim (1990)

PLZ: 67251

GPS: N 49° 29.852', O 8° 11.963'

Standort: An der L455 Richtung Ungstein.

Größe / Material: 300:130:37 / Vogesensandstein

Geschichte: Wird hier "Schwarzes Kreuz" genannt. Der Bildstock hat große Ähnlichkeit mit dem von Deidesheim.
Unter dem Kruzifix sind vier Heilige dargestellt – wahrscheinlich Maria und Johannes, Katharina und Barbara. Darüber schweben Engelsgestalten. Im Giebelfeld sind Sonne und Mond dargestellt. Allen Figuren sind die Köpfe abgeschlagen – wahrscheinlich in der französischen Revolution.
In dem Schild am oberen Ende des Schaftes ist eine kniende Person dargestellt, darüber befinden sich Reste einer nicht mehr lesbaren Inschrift. Die Reblage heißt nach dem Bildstock "Schwarzes Kreuz".

Sage: 1. Nach mündlicher Überlieferung soll der Bildstock an einem Feldweg im Gewann "Rosenbühl" ausgegraben worden sein und am heutigen Standort aufgestellt worden sein.
2. Er wird im Volksmund als Sühnezeichen für einen Mord gedeutet.

Quellen und Literatur:
Weinmann, Fred - Hier opferten die Reisenden, in: Der Pilger, Speyerer Bistumsblatt 126.Jg. Nr.1 vom 7.1.1973
Heimatjahrbuch Bad Dürkheim, 1990
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Hier opferten die Reisenden
Das Schwarze Kreuz – ein Bildstock bei Freinsheim

In Freinsheim hat sich bis in unsere Tage ein Stück Mittelalter herübergerettet. Tore, Türme und z.T. noch erhaltene Befestigungsmauern umschließen den alten Stadtkern mit der gotischen Kirche, dem barocken Rathaus, mit romantischen Winkeln und herrschaftlichen Häusern. Wir erleben den in unserer Heimat seltenen Zauber einer malerischen Altstadt.
Ein Stück Mittelalter begegnet uns auch an der Landstraße nach Ungstein, denn da treffen wir nach etwa einem Kilometer auf einen gotischen Tafelbildstock, wie wir ihn bereits in Deidesheim kennengelernt haben. Wuchtig baut er sich über drei Meter hoch am Rande der Weinberge auf. Die Übereinstimmung mit dem Bildstock in Deidesheim ist im Aufbau, in der Gestaltung und Anordnung der Figuren so frappierend, daß wir den gleichen Bildhauermeister annehmen dürfen. Nur auf der sich über dem Schaft verbreiternden Konsole fehlen die beiden Totenköpfe.
Das um die gleiche Zeit, um die Mitte des 15. Jahrhunderts geschaffene Werk wird hier Schwarzes Kreuz genannt, da der Stein, auf dem die Kreuzigung Christi dargestellt ist, eine dunkle Färbung angenommen hat. Die Arbeit ist weit mehr zerstört als die in Deidesheim. Sämtliche Köpfe sind abgeschlagen und die Verwitterung des Sandsteines, ist noch weiter vorgeschritten als dort.
Dieser Bildstock wurde nach der Oberlieferung erst später hier aufgestellt. Sein ursprünglicher Standort ist nicht bekannt. Er soll im Gewann "Rosenbühl", an der Gemarkungsgrenze gegen Weisenheim am Sand, ausgegraben und an den heutigen Ort verbracht worden sein. Im Volksmund wird er als Sühnezeichen für einen Mord gedeutet.
Volkskundlich interessant ist die Tatsache, an die sich vor vielen Jahren die ältesten Bürger noch erinnern konnten, daß nämlich der breite Kubus des Sockels früher als Opferstein gedient habe. Jeder, der hier vorüberzog, um eine Reise anzutreten, habe auf dem Stein ein Opfer für die Armen dargebracht, indem er hier eine Münze niederlegte.
(Fred Weinmann, in: Der Pilger, Speyerer Bistumsblatt 126.Jg. Nr.1 vom 7.1.1973)


Sühnekreuze & Mordsteine