Fotos: Ohmsen |
PLZ:
76835GPS:
N 49° 14.566', O 8° 04.440'Standort:
Steinkreuznest im Gewann Kreuz, an der Straße nach Burrweiler.Geschichte:
Gruppe mit drei Kreuzen, bei zwei Steinkreuzen fehlt ein Arm. Am südlichen Kreuz ist im Schnittpunkt der Arme ein Sesel (ein Rebmesser) eingemeißelt. Mit ihnen verbindet sich die Vorstellung, dass im Jahr 1468 die so genannte "Seselschlacht" wegen eines Streits um Weiderechte stattgefunden hat, bei der die Bauern mit Seseln als Waffen gekämpft hatten. Um 1905 sollen auf der Gemarkung Gleisweiler noch zehn solcher Kreuze vorhanden gewesen sein. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde östlich der L 519 zwischen Gleisweiler und Burrweiler eine kleine Grünanlage geschaffen, in der ein Bildstock, drei Steinkreuze und mehrere alte Grenzsteine aufgestellt wurden.Sage:
Die Einwohner von Burrweiler und Gleisweiler hatten sich so stark vermehrt, dass sie ihre Weinberge immer mehr in das gemeinsame Weideland ausdehnen mussten. Deshalb beschlossen sie, den Roschbachern und Flemlingern die Viehtrift zu wehren und verjagten deren Hirten und Herden, die aber am nächsten Tag, von ihren bewaffneten Bauern begleitet, wieder erschienen. Die Bewohner von Burrweiler und Gleisweiler ergriffen ebenfalls ihre Waffen und es kam zu der sog. Seselschlacht, bei der das Rebmesser die Hauptwaffe war. An den Gräbern der Gefallenen wurden die Steinkreuze aufgerichtet.Quellen und Literatur:
Größe / Material:
66:50:18 / SandsteinGeschichte:
Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
Weinmann (1973) |
Größe / Material:
70:50:22 / SandsteinGeschichte:
Noch deutlich erkennbar ist die Eingearbeitete Sesel. Auf der Abbildung bei Weinmann (1973) ist zu erkennen, dass die Beschädigung des rechten Armes damals deutlich geringer war als heute.Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
Größe / Material:
95:77:19 / SandsteinGeschichte:
Sage:
siehe obenQuellen und Literatur:
Wenn wir von Gleisweiler in die Ebene hinabsteigen, stoßen wir an einem Feldweg "In der Lehmengrube" auf
drei niedrige Steinkreuze, die am Rande eines Weinberges stehen. In einen dieser teilweise beschädigten Steine ist ein Rebmesser,
auch Sesel genannt, eingehauen.
Nur selten bereichern Inschriften die ältesten Kreuze; denn die allerwenigsten Menschen konnten
damals lesen. Bildzeichen treten dagegen des öfteren auf. Diese Abbildungen geben Wappen, Waffen, Werkzeuge und Geräte wieder.
Es sind Zeichen zeitlosen Charakters, die zumeist, wie dieses Rebmesser, in einer naiv kindlichen Handschrift geschaffen sind. Ob
diese Bilder bäuerliche Hausmarken, Berufszeichen oder die Mordwaffe darstellen, ist nicht geklärt.
GPS: Standort: Größe / Material: Geschichte: Quellen und Literatur:
Die Überlieferung bringt diese Kreuze bei Gleisweiler mit der „Seselschlacht" in Verbindung. Sie erzählt, daß in längst
vergangenen Zeiten unter den Dörfern der mittleren Haingeraiden, eines gemeinsamen alten Bauernwaldbesitzes, die Einwohner von
Burrweiler und Gleisweiler sich so stark vermehrt hatten, daß sie, um ihre Existenz zu sichern, die Anbaufläche der Reben vergrößern
mußten. Sie legten neue Weinberge in dem allen gemeinsamen Weideland an und beschlossen deshalb den Roschbachern und
Flemlingern, die Mitbesitzer waren, die Viehtrift zu wehren. Sie verjagten eines Tages deren Herden und Hirten. Doch das ließen sich
diese nicht bieten. Sie begleiteten ihre Herden und Hirten ins gemeinsame Weideland und nahmen als Waffen ihre Sesel mit. Als die
Einwohner von Burrweiler und Gleisweiler die Nachbarn anrücken sahen, griffen sie ebenfalls zu ihren Rebmessern, und es kam zur
sogenannten "Seselschlacht".
Über den Gräbern der Gefallenen sollen diese drei Kreuze aufgerichtet worden sein. Nicht weit von hier erhebt sich auch ein
beschädigter Bildstock, der die Stilmerkmale der Gotik aufweist. Sein Schaft trägt ein Wappenschild, das zwei Rebmesser füllen. Auch
dieses Mal wird mit dem Streit der Dörfer in Verbindung gebracht. Die Zahl der Steinkreuze betrug nach Mitteilung älterer, verlässigen
Personen noch vor vier Jahrzehnten mindest zehn; sieben wurden als „hinderlich" entfernt. Die Sage berichtet auch hier wieder von
einem gewaltsamen Tod. Die drei Kreuze können sowohl Gedenk- wie auch Sühnekreuze sein. Die klassische Zeit der vertraglichen
Sühne für einen Totschlag mit der Buße des Steinkreuzsetzens am Ort der Tat liegt zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Erst der
Wandel im religiösen Denken, die bilderfeindliche Haltung der Reformation, sowie das Erstarken der weltlichen Gerichtsbarkeit unter
Kaiser Karl V. durch das römische Recht – in der Carolina verankert – ließen diesen Brauch des Sühnekreuzes immer seltener
werden.
(Text und Foto: Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.15-17
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr. 5, S.145, 30.1.1972)
Gleisweiler (IV)
46. Unweit der drei Kreuze erhebt sich ein Bildstock, der leider am Gehäuse stark beschädigt ist. Ein schlanker achteckiger Schaft, der unten und oben in
einen viereckigen übergeht, trägt das Gehäuse mit dreieckig geschlossener, leerer Nische auf der Vorderseite. Die Seiten des Tabernakels sind mit Blendmaßwerk verziert. Unterhalb des Aufsatzes ist ein
Wappenschild mit zwei Sesel angebracht. Dieser 240cm hohe Stock zeigt gotische Stilmerkmale (14./15.Jh.) und wird im Volksmund mit der
"Seselschlacht" in Verbindung gebracht. (Weinmann 1973)
• Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.29, Ziff.46
• recherchiert und bebildert von Michael Ohmsen, Leipzig (Foto vom 5.08.2013)