Deutschland
Rheinland-Pfalz
Kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße
Hambach (I) / OT von Neustadt a.d. Weinstraße
Skizze bei Weinmann (1981) |
PLZ:
67434
GPS:
N 49° 27,379', O 8° 07,319'
Standort:
Am Ostrand des Heidelberges oberhalb von Hambach.
Größe / Material:
400:~150:26
Geschichte:
Benennung: "Wetterkreuz".
Größe des Sockels: 145:113:98cm. Kreuz mit
weißem Anstrich. Barockes Doppelkreuz, bez. 1717. Die Buchstaben auf der Vorderseite werden als Wettersegen gedeutet.
Auf der Abbildung einer Benedikt-Medaille
entsprechen die Buchstaben denen auf dem Hambacher Wetterkreuz. Von den außerhalb des Kreuzes stehenden Buchstaben stehen in Hambach C und S im oberen
Kreuzbalken, die Buchstaben PB stehen ganz unten am Kreuzstamm.
Zwischen den Zeilen könnte man nach dem Artikel von Zink (1905) lesen, dass der Aufdruck Patriarchenkreuz, der ja manchmal bei den Doppelkreuzen genannt
wird, abgeleitet ist von dem hl. Benedikt als Abt und Patriarch der abendländischen Mönche.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Zink, Theodor - Eine rätselhafte Inschrift in Geinsheim, in: Pfälzisches Museum, 22.Jg. 1905, S.71ff
• Weinmann, Fred - Kultmale 1975, S.42-44 - s.u.
• Weinmann, Fred - Religiöse Flurdenkmale II, Das Steinkreuz,
in: Pfalzatlas, Textband I, Speyer 1981, S.302
• Das Benediktus-Kreuz und die Benedikt-Medaille, auf: abtei-kornelimuenster.de
• Wikipedia - Zachariassegen
• jahrbuch-daun.de - Halbjahresband 1981
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto vom 6.12.2005)
Geheimnisvolle Buchstaben auf dem Hambacher Wetterkreuz
Das Wetterkreuz über Hambach
von Fred Weinmann
Nicht minder interessant wie das gotische Wachenheimer Wetterkreuz ist das über
Hambach, zweihundert Jahre später in der Barockzeit geschaffene. Die Winzer errichteten es im Jahre 1717 auf dem Heidelberg
oberhalb des Dorfes. Auch dieses Kultmal, über vier Meter hoch, steht heute, abseits der begangenen Wege, einsam im Wald. Es
verdient dennoch unsere besondere Beachtung.
Ein wuchtiger Tischsockel trägt das so seltene Doppelkreuz. Auf seinen Balken, die kleeblattförmig endigen, sind geheimnisvolle
Buchstaben eingehauen, die dem gleichen, die bösen Wetter abwehrenden Glauben entspringen, wie die Namen der vier
Evangelisten auf dem Wachenheimer Kreuz.
Das Doppelkreuz ist schon in frühchristlicher Zeit als Reliquiar aus Byzanz zu uns gekommen. Man verwahrte es in den
Schatzkammern der Dome und Klöster, da es Partikel des echten Kreuzes umschloß. Diesen und auch den vielen Nachbildungen
schrieb man vielerlei Gnadenkräfte zu. Im späten Mittelalter lebte das Doppelkreuz im Scheyrerkreuz wieder auf. Es galt auch als
Schutz vor Unwetter. Seine Nachbildungen stellte man als Wetterkreuz in die Fluren.
Von Wien drang im 17. Jahrhundert das spanische Caravacakreuz als Doppelkreuz nach Bayern vor. Sein Kult wurde von
Altötting aus intensiviert, und damit lebte in der Zeit des Barock die Verehrung des Doppelkreuzes erneut auf, das wiederum als
Wetterkreuz in Süddeutschland weite Verbreitung fand und uns auch die Form des Hambacher Kreuzes erklärt. Damals setzte man
es auch als Wetterkreuz auf Dächer und Kirchturmspitzen.
Daß es die Winzer in diesem volkstümlichen Glauben errichteten, beweisen die Buchstaben, die auf seinen Balken verteilt sind:
Es sind die Anfangsbuchstaben des Benediktussegens, der auch auf Medaillen und Gebetszetteln weiteste Verbreitung gefunden hatte.
Die Buchstaben außen am obersten waagrechten und am untersten senkrechten Kreuzende "C S P B" bedeuten "Crux sancti patris
Benedicti" (Kreuz des heiligen Vaters Benedikt); die des Kreuzstammes "C S S M L" und des waagrechten Hauptbalkens "N D S M D"
ergeben: "Crux sacra sit mihi lux / non draco sit mihi dux" (Es sei das heilige Kreuz mein Licht, der Drache sei mein Führer nicht).
Der vollständige Segen umfaßt noch weitere Verse, die seine abwehrende Kraft unterstreichen. Wo ein solches Kreuz, wie hier in
Hambach, vor das Dorf und über seine Weinberge gestellt war, so glaubte man, sollten die bösen Wetter abgewehrt werden.
Als Aberglaube bekämpfte die Kirche das Benediktuskreuz im 17. und 18. Jahrhundert, also zu jener Zeit, in der das Hambacher
Kultmal entstand. Heute ist es ein lebendiger Zeuge für den volkstümlichen Wetterglauben jener Tage.
(Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.42-44
= Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr. 18 - S.561, 30.4.1972
Hambach (II) / OT von Neustadt a.d. Weinstraße
Das Kreuz auf einer Künstlerpostkarte um 1915 |
GPS:
N 49° 19,956', O 8° 07,435'
Standort:
Auf dem Heidelberg, etwas nordwestlich von Kreuz Hambach I.
Größe / Material:
Geschichte:
Das Kreuz wurde ebenfalls als Wetterkreuz
errichtet und ist jeweils am 1. Mai Ziel einer Wallfahrt "nach alter Observanz".
Im Kreuzstamm ist eine Bildnische eingelassen. Am Sockel steht das Datum 1712 und die Buchstaben
MHSS
H P S
H B F
H I S
N K H
S H M
H B S
H |
In der Nähe soll sich noch ein "Neues Wetterkreuz" von 1944 oder 1936 befinden.
August Croissant hat das Kreuz um 1915 auf einer Künstlerpostkarte des Pfälzerwald-Vereins dargestellt. Im Hintergrund ist
das Hambacher Schloss zu erkennen wo am 27. Mai 1832 viele tausend freiheitsliebende Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen
Deutschlands das "Hambacher Fest" feierten und damit einen wichtigen Grundstein zur deutschen Demokratie legten.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Abel, Otto - Hambach a.d.W., 1956
• "Abend am Hambacher Wetterkreuz", Künstler-Postkarte Nr. 338, Herausgegeben vom Pfälzerwald-Verein
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach
Hambach (III) / OT von Neustadt a.d. Weinstraße
Wegweiser zum Kreuz Foto: Wild (2014) |
Blick zum Standort Foto: Wild (2006) |
Detail Inschrift Foto: Wild (2006) |
GPS:
N 49° 19,659', O 8° 06,739'
Standort:
Auf dem Gipfel des Ritterbergs oberhalb des Hambacher Schlosses.
Größe / Material:
über 5m hoch / Holz
Geschichte:
Im Holz eingeschnitzt:
ERRICHTET VON DER KATH MANNESJUGEND DES BISTUMS SPEYER ZUR SÜHNE FÜR UNSERE SCHULD VOR GOTT IM
NOTJAHR 1947
ERNEUERT 1981 UNTER BETEILI GUNG DES BDKJ |
Am 20. April, dem Geburtstags jenem Mannes der halb Europa in Schutt und Asche legte, trugen im Hungerjahr 1947 junge Männer schwere Holzbalken auf den
steilen Gipfel des Ritterberges überhalb von Hambach. Hier wurden die Balken eines Eichenbaumes dessen Krone eine Granate zerschlagen hatte zu einem Kreuz
zusammen gezimmert.
Bei dem "Sühnekreuz", das oberhalb vom Hambacher Schloss in der Karte eingetragen ist, handelt es sich um ein hohes Holzkreuz. "Zur Sühne für unsere
Schuld vor Gott" errichteten junge katholische Männer aus der Pfalz "am 20. April im Notjahr 1947" das Sühnekreuz. An der Errichtung waren viele ehemalige Soldaten
beteiligt, die zum Teil erst kurz zuvor aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren und damit ein öffentliches Zeichen setzen wollten.
1981 wurde das inzwischen morsch gewordene (und 1980 durch Sturm zerstörte) 11,50 m hohe Kreuz ersetzt, doch die ursprüngliche Inschrift ist erhalten
geblieben. (Der Pilger 1981)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Ein Zeichen der Hoffnung, 600 Gläubige bei der Wiedererrichtung des Sühnekreuzes auf dem Rittersberg bei Hambach, in: Der Pilger 1981
• recherchiert und bebildert von Peter Endris, Kirrweiler
• Ergänzungen von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos vom 15.1.2006 und 2014)
Hambach (IV) / OT von Neustadt a.d. Weinstraße
Nische |
Wappenschild |
Bruchstellen am Schaft |
GPS:
N 49° 19,827', O 8° 8,524'
Standort:
In der "Mittelhambacher Straße", am Abzweig des "Horstweg".
Größe / Material:
Geschichte:
Spätgotischer Bildstock mit Nischenaufsatz, 15.Jahrhundert. In der Nische ein Reliefdarstellung der Gottesmutter, farblich
gefasst. In der Mitte des Schaftes ein schräg gestelltes Wappenschild mit lat. Kreuz. Der Schaft weist mehrere reparierte Bruchstellen auf.
Sage:
Quellen und Literatur:
• recherchiert und bebildert von Michael Ohmsen, Leipzig (Fotos von November 2013)