Deutschland
Rheinland-Pfalz
Lkr. Bad Dürkheim
Neidenfels
Das Steinkreuza als AK-Motiv |
PLZ:
67468
GPS:
N 49° 24,650', O 8° 04,044'
Standort:
Am Waldhaus Lambertskreuz, ca. 4km nördlich
von Lambrecht.
Größe / Material:
90:70:23 / Sandstein
Geschichte:
Wird hier "Lambertskreuz" genannt. Vermutlich
ist es das älteste erhaltene niedrige Steinkreuz der Pfalz, 1280 erstmals benannt. Das stark verwitterte Kreuz steht auf einer Felsplatte
am Schnittpunkt alter Höhenwege, ca. 1km südlich der römischen Bergfestung Drachenfels. Es steht auf der Grenze des
Limburg-Dürkheimer und Wachenheimer Waldes, wurde aber niemals als Grenzstein mitgezählt.
Hinweis: In der Nähe an der Lambrechter Grenze verschiedene Felsplatten mit Kreuzen als Grenzzeichen.
Sage:
Laut Info-Tafel handelt es sich um ein altes
römisches Wegkreuz, im 8.-9. Jahrhundert dem Heiligen Lambertus geweiht (Der heilige Lambertus war Bischof von Maastricht und wurde um 708 ermordet).
Aus der Festzeitschrift des PWV Lambrecht: Der heilige Lambertus - Bischof von Maastricht und um 708 ermordet-
... Kloster St. Lambrecht ... Lambrecht ... Lambertskreuz; vier Namen, eine Wurzel. Deutungen: Sühnezeichen,
Grabkreuz, Kultzeichen, Unfallkreuz, Erinnerungskreuz, Grenz- und Hoheitszeichen, suchen Sie sich was raus.
Quellen und Literatur:
• lambertskreuz.de
• wandernmithans.de
• Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, Nr.80
• Gödel, Otto - Fürbitte um gefahrlosen Weg. Lambertskreuz und andere Flurdenkmäler, in:
Heimatjahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim, Nr.21 (2003), S.223-227
• Eisenbarth, Arthur - Vom Lambertskreuz, in: Heimat-Jahrbuch 1983 Landkreis Bad Dürkheim, S.147-149
• Festzeitschrift des PWV Lambrecht
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Foto vom Aug. 2005)
Vom Lambertskreuz
Aus einer heute kaum mehr bekannten Überlieferung
von Arthur Eisenbarth
Bei der gemütlichen Waldgaststätte Lambertskreuz im Lambrechter Wald steht ein altes hüfthohes Steinkreuz. - Man darf wohl annehmen,
daß die recht haben, die von dem "Lambertskreuz" sagen, es sei ein "Grenzstein"-Kreuz des einstigen Klosters St. Lambertus zu Lambrecht. Diese Annahme ist
berechtigt, weil es noch andere solcher Steinkreuze gibt, die einmal als Grenzmarkierungen errichtet wurden. - So ist das "Johannis-Kreuz"
im Herzen des Pfälzerwaldes, das der dortigen Örtlichkeit auch den Namen gab, historisch als "Grenzstein-Kreuz" überliefert. Nach einem Leininger Grafen Johann,
der Herr dieser Waldungen war, ist dieses Steinkreuz benannt.
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Das Lambertskreuz: Relikt des einstigen Klosters St. Lambertus?
Foto: Heiko Himmler |
Noch heute verläuft beim Lambertskreuz eine Waldgrenze, die den Lambrechter Wald von den Gönnheimer-Friedelsheimer Waldungen markiert. Jedoch kann man,
wie gesagt wird, die Bedeutung und Deutung des Lambertskreuzes nicht historisch treu nachweisen. Sicher aber läßt der Name eine Beziehung zu dem Kloster St.
Lambertus zu, dem auch die heutige Stadt Lambrecht ihren Namen verdankt.
Eine solche Beziehung enthält auch eine Überlieferung, die heute kaum mehr bekannt ist. Um sie nicht der Vergessenheit preiszugeben, sei sie mit allen
Vorbehalten frei nachgestaltet:
Im einstigen Kloster St. Lambertus zu Lambrecht im Neustadter Tal hatten es die Konventsbrüder mit der Strenge ihrer Ordensregel nicht mehr so ganz ernst
genommen. Im Refektorium, das seither nur spartanische Mahlzeiten unter Gebet und Schweigen abgab, schwelgte man jetzt üppig in nächtlichen Trink- und
Eßgelagen. Dies und eine folgende Mißwirtschaft des Klosters erregten die Mißbilligung des Bischofs von Speyer. - Der Einzige, der es mit dem Fasten und mit dem
täglichen Brevier noch ernst nahm, soll der greise Bruder Pförtner gewesen sein. - Als am meisten ausgelassen und sogar recht "ruppig" wird der junge Kellerknecht
des beleibten Bruders "Kellermeister" überliefert. Er war als Kellerei-Famulus gegen freie Kost, freie "Liegestatt und Gewandung" gedungen. Er soll also kein
Ordensmann gewesen sein. - Dem in treuer Pflichterfüllung ergrauten Bruder Pförtner hatte der widerspenstige und jähzornige Kellerknecht manchen berechtigten
Tadel und manche verdiente Rüge des Priors zuzuschreiben. - Schon lange sann der dem Weine verschriebene Kellerei-Helfer auf Vergeltung. - Wieder einmal hatte
der Konvent bis tief in die Nacht bei mundendem Weine und lukullischem Schmaus gesessen! Der Bruder Pförtner aber weilte zurückgezogen bei frommen
Betrachtungen in seiner Pförtnerklause. Dort nun suchte der rachedurstige und bullige Kellerknecht mit Vorbedacht eine, vermutlich gewalttätige, Begegnung mit
dem Bruder Pförtner. Das finstere Antlitz mit den bösen Blicken ließ wohl ablesen, daß die Furchen der Stime einen bösen Plan verbargen.
...Aber der Bruder Pförtner hatte Pforte und Kloster verlassen! - Wer ließ ihn den verruchten Anschlag einer unbesonnenen, unwiderruflichen Tat ahnen? Bangte
er um einen Hinterhalt des angetrunkenen Knechts? - Oder war er aus Gram über seine leichtlebigen Mitbrüder in die Waldeseinsamkeit der Berge geeilt? - Vielleicht
war es auch beides, das ihn forttrieb? - Droben in den Bergen, in der Stille der Einsamkeit des Waldes, suchte er die Zwiesprache mit seinem Gott! - Der Kellerknecht
nun bemerkte, daß der Pförtner die Pförtnerklause verlassen hatte. - Jetzt schien ihm, so grübelte er, die einmalige Gelegenheit gekommen zu sein, außerhalb der
Klostermauem mit dem Pförtner abzurechnen. - Der Kellerknecht in seinem trunkenen Zustand setzte dem Pförtner nach, hinaus in die dunkle Nacht... - Nach bald
zwei Stunden, bergauf, war der greise Bruder Pförtner erschöpft, seine Kräfte verließen ihn. Er konnte nicht mehr! Die Schweißperlen körperlicher Anstrengung und
seelischer Aufregung standen ihm auf der Stirne. Unter einem Baum gab ihm ein Moospolster eine weiche Ruhestatt. Er legte sich um und schloß seine Augen.
...
Sein Pförtnerhund, ein stolzer Rüde, der ihm gefolgt war, umwinzelte schmeichelnd seinen "Herrn". ... Dann lauschte und witterte der Hund in die Stille der Nacht. ...
Nur das gellende Echo der gröhlenden Stimme des angetrunkenen Verfolgers durchbrach das nächtliche Schweigen des Waldes, in das auch der Rüde hin und wieder
seine bellende Antwort schickte. - Die Antwort des Hundes aber ließ den Verfolger die Ruhestatt des Bruders Pförtner aufspüren. - Ob der Bruder die immer näher
kommende gröhlende Stimme noch vernahm?
Auf Rufweite herangepirscht, köderte durch Zuruf der Kellerknecht den Rüden, der jetzt nicht mehr anschlug. Er hatte die Stimme des Kellergehilfen erkannt, von
dem er auch schon so manchen guten Brocken schluckte. - Doch, jetzt... - was war geschehen? Keines Menschen Augen waren Zeugen! Nur der Rüde. Der
rachedurstige, bullige Kellerknecht stand vor seinem "Opfer"! - Sein Gewissen peitscht ihm das Blut in den Kopf, seine Schläfen pulsen klopfend. Die Pulsstöße
seines Herzens verspürt er jetzt wie Hammerschläge. ... Macht sein Gewissen sich zum Ankläger und ihn, den Kellerknecht zum Angeklagten? - Tot... war der Bruder
Pförtner! - Ein Entsetzen durchfuhr jetzt den Verfolger, der jäh aus seinem trunkenen Taumel wachgerissen wird. ... Hatte das Herz des greisen Pförtners schon
ausgesetzt, als er sich auf das weiche Moospolster niederlegte und vor Erschöpfung die Augen schloß ...? Vielleicht für immer? Oder war der Kellerknecht zum
Mörder geworden?
"Wo ist dein Bruder Pförtner?"
Nach der Überlieferung sollen gottesfürchtige Seelen den Bruder Pförtner von St. Lambertus unter dem "Lambertskreuz" begraben haben. -
Vielleicht hieß der angeblich dort bestattete Mönch sogar "Lambertus"! - Sicher aber gab das Kloster St. Lambertus dem Kreuz und der dortigen Örtlichkeit den
Namen, nach dem auch die gemütliche Waldgaststätte heute so genannt wird.
Was aber geschah mit dem "Kain", zu dem der Kellerknecht - so oder so - geworden war? - "Kain, wo ist dein Bruder Pförtner?" so verfolgte ihn ein fragendes
Rauschen, das er aus den Gipfeln der Bäume und aus den sprudelnden Quellen und Rinnsalen vernimmt. Er eilt und irrt umher, niemand weiß wie lange und wohin. ... -
Inzwischen steht drunten das Kloster leer. "Roma locuta!": In Rom hatte der Bischof von Speyer die Auflösung des Klosters erwirkt, so ist es auch historisch überliefert.
Man war mit den Lambrechter Mönchen nicht mehr zufrieden!
Der umherrirrende Kellerknecht aber fiel abgemagert und verhärmt in Räuberhand. - Zitternd bangt er um sein erbärmliches Leben. Er, der das Leben seines
Mitbruders mißachtete, will das "seine" jetzt retten, retten um jeden Preis! - Folgt der Kainstat ein Judas-Akt? - Und so ist es: Der Kellerknecht verspricht seinen
Häschern wertvolle Schätze und den besten Trunk aus dem Kloster St. Lambertus. Der Räuberhauptmann sichert dem "Judas"-Knecht einen "verdienten Lohn" zu.
Zur mitternächtlichen Stunde hat man sich heimlich an das Kloster herangemacht .... Da, es stand leer! Die Mönche waren ausgewiesen! – Der Kellerknecht war völlig überrascht! – Die Häscher sahen sich betrogen! – Dennoch aber gelang es dem „Kellerei-Famulus", aus einem Versteck in den Gewölben des Klosterkellers einen guten Trunk aufzustöbern. – Aber die versprochenen „Schätze", die versprochenen „Schätze"! ... sie blieben aus! „Du sollst jetzt deinen Lohn haben!" schleuderten ihm die enttäuschten Häscher in das Ge-sicht. – Der Keller- und Judas-Knecht „Kain" soll am Strick, wie einst „Iskariot" geendet sein. – Judas Iskariot, so sagt die Bibel, nahm „selbst" den Strick. Den Kellerknecht aber sollen die „Häscher" durch den Strang der Hölle übergeben haben.
(Heimat-Jahrbuch 1983 Landkreis Bad Dürkheim, S.147-149)