von Osten |
PLZ:
66877GPS:
N 49° 26,890', O 7° 34,064'Standort:
Am Waldrand östlich von Ramstein in einer Grünanlage auf der Böschung der Umgehungsstraße - gegenüber dem Schul-, Sport- und Freizeitzentrum.Größe / Material:
138:72:28 / SandsteinGeschichte:
Das Steinkreuz wird hier "Pfaffenkreuz" genannt. Es stand ursprünglich im Reichswald und wurde beim Bau des Flugplatzes versetzt.Sage:
Der Volksmund erzählt, dass hier ein Pfarrer aus Kübelberg, der sich auf der Rückreise von Mainz befand und viel Geld, als Erlös für versteigerte Kirchengüter mit sich führte, ermordet worden sei.Quellen und Literatur:
Östlich von Ramstein steht heute in der Nähe des Waldrandes "Im Kottengarten" das sogenannte "Pfaffenkreuz". Ursprünglich war es
im Reichswald an der alten Heerstraße, die von Kaiserslautern über Ramstein nach Westen zog, aufgerichtet worden. Da aber die
Amerikaner das Gelände für ihren Flugplatz benötigten, versetzte man im Jahre 1951 das Kreuz hierher.
GPS: Standort: Größe / Material: Geschichte: Sage: Quellen und Literatur:
Das Pfaffenkreuz zeigt die lateinische Form, allerdings verbreitert sich der Stamm geringfügig nach unten. Im Schnittpunkt der
Balken ist ein Kelch und ein Buch kräftig vertieft in das eineinhalb Meter hohe Mal eingehauen.
Der Volksmund erzählt, daß hier einmal ein Pfarrer, der sich auf der Rückreise von Mainz befand und viel Geld als Erlös für
versteigerte Kirchengüter mit sich führte, ermordet worden sei. Bei diesem Kreuz können wir aber durch urkundliche Notizen etwas
mehr erfahren, wenn auch die Ursache seiner Errichtung im Dunkeln bleibt.
Im Schießregister des Pfalzgrafen Johann Casimir, der wohl das Urbild des Jägers aus Kurpfalz war, ist am 22. September 1589
verzeichnet: "3 hirsche im gereus nahender bei des Comturs grab im ampt Lautern, einer von 14 enden". Es wurden also damals auf
einer Jagd drei Hirsche in der Nähe des Grabes eines Komturs erlegt. Auch Vellmanns Reichslandbeschreibung von 1600 berichtet
von einem Wildgehege bei einem Komtursgrab. Mit diesem Grab ist, wie Heinz Feth in seiner Ramsteiner Ortsgeschichte annimmt,
das heutige Pfaffenkreuz gemeint, das dort stand, wo ein Komtur der nahegelegenen Deutschherren-Niederlassung Einsiedel plötzlich
verstorben oder getötet worden ist. Es kann sich also hier sowohl um ein Gedenk-, als auch um ein Sühnekreuz handeln.
Mit der Zeit ist die alte Bezeichnung in Vergessenheit geraten. Aber die eingemeißelten Zeichen von Kelch und Buch weisen als
Symbole auf einen Priester hin, so daß man später nur noch vom "Pfaffenkreuz" sprach, als der wahre Tatbestand vergessen war.
(Text und Foto: Fred Weinmann - Kultmale in der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.18-20 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr.7 - S.209, 13.2.1972)
Ramstein (II)
• Fred Weinmann - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.57
• Fred Weinmann - Einsam steht ein Kreuz am Weg, in: Kultmale in der Pfalz, 1975, S.9-11
• Fred Weinmann - Ein Kreuz zur Sühne, zum Gedenken..., 1967
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach
Neben den zahlreichen hohen Wegkreuzen begegnet uns in der Pfalz nur noch selten das alte niedrige Steinkreuz. Verwittert und von
Narben bedeckt steht es doch hin und wieder am Wegrand, grob und ungefüg im Weinberg, einsam und vergessen im Walde. In
seiner schlichten Form mahnt es an die Vergänglichkeit alles Irdischen; es stellt sich zugleich aber auch die Frage: Aus welchem
Grund mag es hier aufgerichtet worden sein?
In Europa finden wir heute noch einige Tausend dieser niedrigen Kreuze. In den übrigen deutschen Landschaften sind sie weit
häufiger als bei uns anzutreffen. In der Pfalz habe ich kaum ein halbes Hundert gezählt. Die Verheerungen so vieler Kriege, aber
auch die Bilderstürmer der Reformationszeit und die der Französischen Revolution haben den Bestand gelichtet.
Und unsere Zeit, zeigt sie Verständnis für sie? Flurbereinigung, Straßen- und Wohnungsbau, der Verkehr, Zerstörungswut und
jahrhundertelange Witterungseinflüsse haben diesen Kreuzen hart zugesetzt.
Wer Ramstein auf der Straße in Richtung Spesbach verläßt, der findet rechter Hand vor dem Wasserturm an einem Feldrain
solch ein altes Steinkreuz, das "Kunzenkreuz" genannt wird. Schon vor Jahrhunderten wurde es in Urkunden erwähnt. Zumeist haben
diese Male die Form des griechischen Kreuzes, das bedeutet, die Kanten der Balken laufen parallel. Hier aber verbreitern sie sich
nach außen, sie erinnern an die eigenwillige Form des Malteserkreuzes, eine Form, die seine Entstehung in die Zeit des Mittelalters
verweist. Unser Kreuz trägt weder Jahreszahl noch Inschrift, noch sonst ein Zeichen, das Rückschlüsse zuließe. Was mag sein Name
bedeuten? Was mag die Ursache gewesen sein, hier ein solches Kreuz in der Flur zu errichten? Der Ursprung des Steines liegt im
Dunkeln. Nur die Sage webt einen Schleier düsterer Erzählungen um diese Male. Sie kündet vom Kampf, Streit, Unglück und Tod.
Auf allen lastet die Erinnerung an einen jähen Tod Aber nicht alle sind, wie oft angenommen wird, Sühnezeichen für einen
gewaltsamen Tod. Die Wissenschaft nimmt heute an, daß die größere Anzahl Gedenkkreuze für einen Verunglückten, für einen
plötzlich hier Verschiedenen sind, die von den Angehörigen aufgerichtet wurden Man gedachte hier nicht nur des so jäh
Dahingeschiedenen, man sprach auch ein kurzes Gebet für seine Seele, die so unvorbereitet vor ihren Richter trat.
Dieser Brauch, Gedenkkreuze am Ort des Todes zu setzen, hat sich aus dem Mittelalter durch die Jahrhunderte bis in unsere
Tage erhalten Bei später aufgestellten Kreuzen künden oft Inschriften von der Art des Unfalls. So erzählt z. B. das "Jägerkreuz" bei
Battenberg (1702) von einem Jagdunfall und ein Kreuz im Wald bei Clausen von einem, der vom Baum erschlagen wurde. In unserer
Zeit sind es die Toten des Straßenverkehrs, denen man am Unglücksort verschiedentlich ein solches Kreuz aufrichtet.
(Text und Foto: Fred Weinmann - Kultmale in der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.9-11= Der Pilger, 122.Jg., Nr.1, S.19, 2.1.1972)