Deutschland
Rheinland-Pfalz
Donnersbergkreis
Stauf / OT von Eisenberg
PLZ:
67304
GPS:
N 49° 33,383', O 8° 01,224'
Standort:
Etwa. 1,5 km nördlich von Stauf im Wald, an einer steil abfallenden Abkürzung des Wanderwegs in Richtung
Rosenthalerhof.
Größe / Material:
160:88:26 / Sandstein
Geschichte:
Das "Kesselkreuz" steht an der "Kirchsteig",
dem alten Verbindungsweg zwischen der Burg Stauf und dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Rosenthal.
In der Kreuzmitte befindet sich ein Markierungszeichen des Pfälzerwald-Vereins!
Sage:
Über seine Errichtung gibt es nach der
Volksüberlieferung verschiedene Ursachen:
1. Ein fahrender Zinngießer namens Keßler, der in Kerzenheim einige Taler verdient hatte, wurde hier erschlagen und beraubt.
2. Zwei Kesselschmiede gerieten hier in Streit und verletzten sich gegenseitig so schwer, daß sie beide starben.
Fromme Leute errichteten zur Sühne dieser Bluttat das Kreuz. Früher soll darauf die Inschrift gestanden haben: "Hier erschlugen
sich zwei Keßler".
3. Dort, wo heute das Kreuz steht, wurde vor langer Zeit ein Kesselflicker ermordet aufgefunden.
4. Ein Staufer Bürger namens Keßler hat das Kreuz errichtet.
5. Schließlich erzählt man sich in Stauf, daß fromme Leute zur Geisterstunde in der Walpurgisnacht an dem Kreuz den Chor
der Rosenthaler Nonnen hören könnten. (Schnabel 1976)
Eine ähnliche Sage liegt auch dem Kreuz an der Telephonlinie zwischen Stauf und Rosenthal zu Grunde; hier sollen zwei
Kesselschmiede einander tödlich verletzt und fromme Seelen zur Sühne für die Bluttat den Denkstein gesetzt haben; eine Inschrift
ist nicht zu erkennen. Früher soll darauf gestanden haben: "Hier erschlugen sich zwei Kessler." (Häberle 1907)
Die Überlieferung, das stattliche Mal, das einen Stifter aus einer gehobenen sozialen Schicht vermuten läßt, sei zur Erinnerung
an Kesselflicker errichtet worden, muß als Versuch angesehen werden, mit Hilfe zweier Grundmotive der Steinkreuzsage –
gegenseitigen Todschlag und Mord – dessen Namen zu erklären. Doch scheint dieser schon recht alt zu sein. Denn als "Keßlers
Creuz" ist das Mal in einen Flurplan der Gemeinde Kerzenheim eingetragen, der aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt.
Dagegen muß die Frage offenbleiben, ob diese Bezeichnung vom Namen des Stifters, dem hier Verunglückten bzw. Ermordeten
herrührt oder ob die Erklärung W. Küsters zutrifft: "Es kann ja schon sein, daß die Errichtung des Kreuzes auf einen dort
geschehenen Mord zurückzuführen ist. Aber Keßlerkreuz wird es jedenfalls nur darum genannt worden sein, weil der nahe
Kuhberg (Staufer Bann) dort steil in einen sogenannten Kessel abfällt. Heißt doch auch die dortige Feldflur in Berücksichtigung
dieser Bodenform 'Kesselacker', die eigentliche Delle 'Kesselackerdell' und das Kreuz bei meinen Landsleuten zuweilen auch
'Kesselackerkreuz' statt 'Keßlerkreuz', sollte es sonach richtiger wohl 'Kesselerkreuz' heißen, d.i. das Kreuz im Kessel". (Schnabel 1976)
Quellen und Literatur:
• Häberle, D - Steinkreuze bei Kaiserslautern, in: Pfälzische Heimatkunde, 3.Jg. 1907, S.41-42
• Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.21, Ziff.27
• Berthold Schnabel - Steinkreuze in der Nordpfalz, 1976, S.8, Ziff.1.1
• Schnabel, Berthold - Sühne- und Erinnerungskreuze im Donnersbergkreis, in: Donnersberg-Jahrbuch. Heimatbuch für das Land um den Donnersberg, Jahrgang 6, 1983, S.156-163
• Ullmann, Ernst - Keßlers Kreuz: Ein einsames Feldkreuz im Kerzenheimer Vorderwald, in: Donnersberg-Jahrbuch 1985. Heimatbuch für Land um den Donnersberg, 8.Jg., S.166-167
• recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach
Keßlers Kreuz:
Ein einsames Feldkreuz im Kerzenheimer Vorderwald
Ernst Ullmann
Westlich des Dorfes Kerzenheim, an der Grenze des Staats- und Gemeindewaldes, in der heutigen Kerzenheimer
Waldabteilung 'Kesselackerdell', steht einsam und verlassen, von herrlichen Buchen überschattet, 'Keßlers Kreuz'.
Der Sage nach soll ein fahrender Zinngießer, wie sie noch um die Jahrhundertwende im Dorfbild öfter zu sehen waren, namens Keßler,
hier auf dem Klosterweg von Rosenthal nach Staut erschlagen und beraubt worden sein.
Tags zuvor habe er noch auf dem 'Römer', dem freien Dorfplatz in Kerzenheim, unter der mächtigen Linde vor dem plätschernden
Zweiröhrenbrunnen, die beide ein Opfer unserer neuen Zeit geworden sind, lustig singend seinen Handblasebalg gedrückt und in einem Schmelztiegel alte Zinnlöffel, -teller
und -platten, Öllämpchen und anderes mehr geschmolzen und in neue silbrig-glänzende Gegenstände umgegossen. Ein paar schöne Taler hätte er sich verdient und in
seiner 'Geldkatz', die er in einem Gurt um die Hüften trug, gut verstaut.
Eine ruchlose Räuberhand habe ihm jedoch auf dem Wege von Rosenthal nach Stauf der mühsam verdienten Groschen wegen das Leben
genommen.
Das Kreuz sei deshalb ein Mahn- und Gedenkkreuz zugleich!
Diese Darstellung erscheint mit heute jedoch allzu einfach. Vielmehr dürfte sich der Name 'Keßlers Kreuz' als das 'Kreuz im Kessel'
erklären lassen, da die dortige ehemalige Flur im 16.Jahrhundert 'Kesselackerdell' hieß. So alt ist nämlich unser Kreuz1).
Damals lagen hier Äcker und Wiesen, so daß sich 'Keßlers Kreuz' als Feldkreuz deuten läßt. Folgen wir nun den Altersangaben
Berthold Schnabels, so stand das Kreuz schon, als in Kloster Rosenthal noch Nonnen lebten2). Wie oft mögen daher die frommen Zisterzienserinnen des Klosters an den
Bitt- und Bettagen hier vorbeigekommen sein, in feierlichen Zügen, Litaneien singend, auf dem Weg vom Kloster zur Burg Stauf?
Heute geht jedenfalls noch die Sage in Stauf, wer in der Walpurgisnacht an 'Keßlers Kreuz' vorbeikomme, der könne um die
Mitternachtsstunde den leisen Chor der Rosenthaler Nonnen vernehmen.
Anmerkungen:
1) Berthold Schnabel datiert das Kreuz in die erste Hälfte des 16.Jahrhunderts (vgl. Schnabel, Berthold: Sühne- und Erinnerungskreuze im
Donnersbergkreis; in: Donnersberg-Jahrbuch 1983; Otterbach 1982, S.156-163, hier S.156)
2) Dabei ist allerdings zu bedenken, daß Kloster Rosenthal 1572 aufgelöst wird.
(Donnersberg-Jahrbuch 1985. Heimatbuch für Land um den Donnersberg, 8.Jg., 1985, S.166-167)