PLZ:
76853GPS:
N 49° 17,614', O 7° 58,807'Standort:
Zwischen Taubensuhl und Heldenstein am Hainfelder Wald, etwa 30m nördlich der Forststraße.Größe / Material:
63:200:160 / SandsteinGeschichte:
Die Felszeichnung wurde kürzlich bei Forstarbeiten stark beschädigt und die Felsplatte dabei um 90° gedreht! (Wild 07/2011)Sage:
An dieser Stelle kam ein Mann namens Jost zu Tode, welcher der "Kräuter-Jost" hieß.Quellen und Literatur:
Wohl verstehen wir den Wortsinn von "Toter Mann" und "Totenkopf", wenn diese Wörter auf den Menschen
bezogen werden; aber wie kam es zur Übertragung auf Bodenstücke? Das ist aufzuklären. Hier ist die Methode, auf möglichst alte
Formen zurückzugehen, zumeist erfolglos; denn höchst selten einmal gelangen wir in den Besitz eines Berichts, wie es da oder dort
zu solchen Benennungen kam. Deshalb müssen wir noch einen ändern Weg einschlagen: uns in einem möglichst weiten Raum, nicht
bloß der pfälzischen Heimat umsehen, ob nicht von anderswoher Aufschluß zu erhalten ist oder gleich oder ähnlich gelagerte
Verhältnisse zum mindesten Anhaltspunkte gewähren.
Der Flurname "Am toten Mann" kommt in der Pfalz mehrfach vor, so zu Weilerbach (Kreis Kaiserslautern), zu Gerbach und
Ruppertsecken (Kr. Rockenhausen), zu Rodenbach (Kr. Kirchheimbolanden), östlich von Höningen (Kr. Frankenthal) für einen 421m
hohen, bewaldeten Berg "Todtermann" zu Weisenheim a. Bg. (Kr. Neustadt), wohl auch noch in mehr Gemarkungen. Ich stelle weiter
dazu "Toter Mann" auf der pfälzisch-lothringischen Grenze südlich von Eppenbrunn (Kr. Pinnasens) und "Toter Mann" zu Püttlingen im
Saargebiet, ferner dreimal "Am toten Mann" in Hessen-Nassau und 28-mal "Toter Mann" in Sachsen. Theodor Zink meint in seinen
"Pfälzischen Flurnamen" (1923) S.174: "Am toten Mann geschah Unglück oder Verbrechen." Dazu stimmt, daß Hans Beschomer
1936 im "Sächsischen Flurnamensammler"1) Heft 9 feststellt:
"Die Theorie von P. Zschiesche, "Tote Mann" sei immer auf vorgeschichtliche Gräber zurückzuführen, ist nicht haltbar ... Bei einigen davon ist noch klar erweisbar, auf welche Ereignisse der Name zurückgeführt werden kann, zum Teil solche im 19. Jahrhundert ... Der Name ist also aus gewaltsamen Todesfällen zu erklären, und nur einzelne gehen im Bergbaugebiet auf alte, verlassene Stollen zurück."
Da es bei den
aufgeführten pfälzischen "Toten Männern" keinen Bergbau gibt oder gab, werden wir also Theodor Zinks Erklärungen zustimmen,
wollen jedoch hinzufügen: in einzelnen Fällen müssen an den betreffenden Plätzen nicht Unglücksfälle oder Verbrechen zum Tod
eines Mannes geführt haben, sondern kann auch ein Handwerksbursche oder anderer Fahrender in aller Stille eines natürlichen
Todes gestorben sein, und die Auffindung des "Toten Manns" machte auf die Bewohner der Umgegend solchen Eindruck, daß es zur
Bodenbenennung "Am toten Mann" kam.
Anmerkungen:
GPS: Standort: Größe / Material: Geschichte:
Man könnte gegen diese Deutung einwenden: "Dann müßten wir aber doch auch auf weibliche Opfer von Unglücksfällen oder
Verbrechen deutende Flurnamen haben!" Wir haben sie; zu Münchwies im Kreis Ottweiler a. d. Blies, das nahe an der pfälzischen
Grenze liegt, treffen wir "An der toten Frau", und man erzählt sich im Dorf, daß Verbrecher daselbst eine von ihnen ermordete Frau
verscharrt hätten. Zu Oberotterbach (Kreis Bergzabem) gibt es nicht weit vom "Verfallenen Kreuz" am "Höhenweg" und damit nicht
weit von 3 Schanzen aus den Revolutronskriegen 1793/1794 eine Gewanne "An der toten Frau", im Volksmund "An de doot Frää". "Der
Name rührt zweifelsohne daher, daß hier eine tote Frau gefunden wurde, die vielleicht in der erwähnten Schlacht" - nämlich am 13.
Okt. 1793 - "den Tod fand", heißt es in Nr.11 des Jahrg. 1934 des "Wasgau-Boten". Da aber schon 1494 im Guttenberger Salbuch
(im Staatsarchiv Speier) ein Acker so aufgezeichnet ist: "inn der Daten frauwen, ... stoßt mit dem ändern ort (d. i. Ende) off den Höhe
weg", ist die Benennung mindestens 300 Jahre älter. Zu Cranberg im hessen-nassauischen Kreis Usingen gesellt sich "Im toten
Mädchen" dazu2), und für Sachsen fuhrt Hans Beschorner in der oben genannten
Zeitschriftenbeilage noch eine lange Liste von Flurnamen an wie "Die tote Frau", "Die tote Jungfer", "Die Tote-Magd-Büsche", "Der
Tote-Magd-Weg", "Die toten Weiber", ferner auf ganz bestimmte Tote deutende Benennungen: "Beim toten Grünberg" (letzteres ist
Familienname), "Der tote Pfaffe", "Schmidts-Tod", "Der tote Schlosser" usw. Diese Fülle von Belegen, die Hans Beschorner beibringt,
überzeugt ja wohl.
Nun vermögen wir auch einen pfälzischen "Toten Mann" zu verstehen, der wohl noch wenig oder gar nicht bekannt geworden ist.
Als der Rhodter Schultheiß und Haingeraiden-Vorsteher Johann Konrad Eberhard zwischen 1770 und 1781 den Verlauf der Grenzen
der dritten Haingeraide mit den Dörfern Edesheim, Rhodt, Hainfeld und Weyher beschrieb, wie es uns im Staatsarchiv Speier, Abtlg.
Hochstift Speier, Akte Nr.188c erhalten ist, verfolgte er diese Grenze südlich am Steigerkopf vorbei nach Westen hin über den
Hermeskopf, für den er "Herbeßkopf" schreibt und der südwestlich vom Forsthaus Heldenstein 583m aufragt. Er zeichnete Stein um
Stein auf, Fels um Fels und gelangte schließlich zum "Kieseleckerbild" (493m). Zwischen Hermeskopf und Kieseleckerbild gibt er bei
Grenzzeichen Nr.141 an: "Ein groser feltzen (Felsen) gegen dem Toden Mann, oder greider Jost genandt", dann unter Nr.146 noch
einmal: "Ein groser feltzen Bey dem Todten Mann". Derselbe Geraidevorsteher schrieb aber auch noch eine Grenzbeschreibung aus
dem Jahr 1602 ab, welche die Grenze in der Richtung von West nach Ost verfolgt: "... und dann für (d. i. vor) Von Einem zu den
antern, an das Kiesel Eck (heute "Kieseleckerbild"), .so in den Weg füran, Biß an den Creider Jost, genanden Toden mann". So in
dem gleichen alten Buch im Staatsarchiv Speier auf Blatt 141. Ich deute: an dieser Stelle kam ein Mann namens Jost zu Tode, welcher
sich durch Kräutersammeln ernährte und deshalb der "Kräuter-Jost" hieß. Für die breite Öffentlichkeit war der aufgefundene
Unbekannte ein toter Mann, für den weit kleineren Kreis seiner Bekannten aber der "Kräuter-Jost"; so siegte als Benennung des
Platzes der von der Mehrheit gebrauchte Name "Am toten Mann", wenn sich auch noch eine Zeit lang daneben "Am Kräuter-Jost"
behaupten konnte. Die Schreibung "Greider-Jost" braucht uns nicht zu beirren; finden wir doch bei dem Rhodter Schultheißen auch
regelmäßig "feltzen" statt Felsen, "Pat" für Pfad usw. Es ist bis jetzt das einzige pfälzische Beispiel, wo der tote Mann namentlich
erkennbar, wenn auch nicht die Art seines Todes zu ermitteln ist.
(Abschnitt I aus "Kleine Beiträge" von Ernst Christmann, in: Pfälzer Heimat 6.J. 1955, S.23-28)
1) Beilage zu "Mitteldeutsche Bll. f. Volkskunde" XI (1936)
2) Jos. Kehrein, Nass. Namenbuch (Bonn 1872), an alphabet. Stelle
Taubensuhl (II)
TODTERMANN P.W.V. |
Sage:
An dieser Stelle kam ein Mann namens Jost zu Tode, welcher der "Kräuter-Jost" hieß. Für das Volk der weiterung Umgebung war der aufgefundene Unbekannte einfach ein toter Mann. In der engeren Umgebung war er aber bekannt als Kräuter-Jost. Mit der Zeit blieb es bei der Benennung der Fundstelle mit dem Namen "Todtermann". (Eitelmann 1998)Quellen und Literatur: