Deutschland Rheinland-Pfalz Donnersbergkreis

Winnweiler


Inschrift am Sockel

Blick auf das
Dorf Hochstein

PLZ: 67722

GPS: N 49° 34,725', O 7° 50,594'

Standort: Auf dem Hochsteinfelsen nördlich von Winnweiler.

Größe / Material: ca. 400:120:25 / Sandstein

Geschichte: Laut einem Bericht in unserer Tageszeitung wurde beim Hochsteiner Felsen am vergangenen Freitag (30.3.) ein neues rund 4m hohes Sandstein-Kreuz aufgestellt. Die beauftragte Firma hat die Arbeiten als Spende ausgeführt. Zusätzlich hat eine Interessengemeinschaft rund 5000 Euro gesammelt, die jetzt in einen Blitzschutz investiert werden. (Wild 04/2012)

Das Hochsteiner Kreuz ist in der Nacht auf den 23.08.2011 einem Gewitter zum Opfer gefallen. Das Steinkreuz ist dabei regelrecht gesprengt worden - nur ein kleiner Zipfel und der zirka 1,50 Meter hohe Sockel sind stehen geblieben. Ob das Sandstein- Kreuz neu aufgebaut wird, ist noch ungewiss. (Wild 08/2011)

Das Lieblingskreuz der Winnweilerer und ganz besonders der Hochsteiner, das Hochsteiner Kreuz, lockt uns in jeder Jahreszeit zu einem Spaziergang, auch wenn die letzten Meter zu ihm etwas mühsam sind. Unverdrossen erzählt man sich die (falsche aber schöne) Sage von dem verirrten Ritter, dessen Pferd in der Nacht an dieser Stelle nicht mehr weiter ging und seinen Herrn so vor dem Absturz über den Felsen rettete. Die Wirklichkeit ist nüchterner. Der lutherische Pfarrer hat sie 1812 (?) im Kirchenbuch aufgeschrieben: Der Amtsbote Haag hatte sich auf einer Dienstreise nach Luxemburg im Soonwald verirrt und versprochen, ein Kreuz zu errichten, wenn er wieder auf den rechten Weg komme. So geschah es dann. Dementsprechend verrät uns auch die Inschrift des Tischsockels:
gLorIa et LaVs Deo Meo
In eXCeLso: Johannes Hag
u. Mariann setst Christo
dieses Kreuts su ehren. Damit
ein jeder der es sieht desselben
Lob und Ruhm soll mehren
1767
Die Großbuchstaben im lateinischen Text (Ruhm und Lob meinem Gott in der Höhe) bilden ein sogenanntes Chronogramm. Betrachtet man die Buchstaben als römische Ziffern und zählt ihren Wert zusammen, so ergibt sich das Errichtungsjahr 1767. Ein Bote namens Haag war übrigens 1767 beim österreichischen Oberamt in Winnweiler beschäftigt. [...] 1969 wurde das Kreuz in seinem Oberteil zerstört und 1970 im Auftrag der Gemeinde von Steinmetz Woll erneuert. (Kaißling 1991)

Sage: Auf einer Anhöhe bei Winnweiler steht ein steinernes Kreuz. Dort jagte einmal ein Reitersmann im einsamen Wald, da brach der Abend herein, und Finsternis bedeckte Weg und Steg, also daß der Reiter sich der Führung seines guten Rosses überlassen mußte. Das Roß aber kannte den Weg und trug ihn ungefährdet durch die Nacht von dannen. Auf einmal stand es plötzlich still und konnte durch kein schmeichelndes Wort, auch durch keinen Sporn mehr angetrieben werden. So mußte der Reitersmann absteigen und auf derselben Stelle im dunklen Wald sein Nachtlager nehmen. Als er nun am Morgen erwachte, wie sehr erstaunte er, als sich vor seinen Augen ein gähnender Abgrund aufthat, an dessen Rand er geschlummert hatte. Wäre sein treues Roß gestern einen Schritt weiter zu bringen gewesen, so hätte der Ritter sein Grab in der Tiefe gefunden. Freudig kniete er nieder und dankte Gott für seine wunderbare Rettung und ließ später auf jener Stelle ein steinernes Kreuz zum Andenken für ewige Zeiten errichten. (Schöppner 1852)

Quellen und Literatur:
Wilhelm Kilzer - Das steinerne Kreuz bei Winnweiler, in: Günther, J. - Großes poetisches Sagenbuch des deutschen Volkes, Jena 1844, S.222
Schöppner, Alexander - Sagenbuch der Bayerischen Lande. Aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter herausgegeben. München 1852, Band 1, S.341
Weinmann, Fred - Das Hochsteiner Kreuz, in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.54–57 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122.Jg., Nr.27 - S.838, 2.7.1972
Weinmann, Fred - in: Pfalzatlas, 1981
Heinrich Kaißling: Die Steine reden, in: Ortsgeschichte von Winnweiler, 1991, S. 389-390
Die Rheinpfalz - Donnersberger Rundschau Nr.197 vom Donnerstag, den 25.August 2011, S.15
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach (Fotos vom 3.01.2007)



Das Hochsteiner Kreuz
von Fred Weinmann

Nahe bei Winnweiler liegt der Ortsteil Hochstein. Hier steigt ein gewaltiger Porphyrfelsen jäh aus dem Alsenztal auf, der dem Ort den Namen gab. Von diesem "hohen Stein" leuchtet weithin ein helles Kreuz. Ein schmaler Pfad führt durch den Laubwald aufwärts, wo auf einer eingefriedeten Plattform des Felsens das mehr als vier Meter hohe Mal sich erhebt.
Aus einem geböschten Sockel wächst der Kreuzesstamm, dessen Arme nach barocker Art in abgesetzten Halbkreisbogen endigen. Auf dem Sockel ist folgende Inschrift angebracht:
GLORIA ET LAVS DEO MEO
IN EXCELSO: IOHANNES HAG
V MARIANN SETST CHRISTO
DIESES CREVTS ZU EHREN DAMIT
EIN IEDER DER ES SIEHT DESEL
BEN LOB VND RVHM SOLL MEHREN
1767
Wir erfahren also, daß dieses Kreuz ein gewisser Johann Hag mit seiner Frau zur Ehre Gottes vor mehr als zweihundert Jahren errichten ließ. Welche Gründe mögen ihn zu diesem Schritt bewogen haben?
Die Sage berichtet, daß dort in den Wäldern über dem Alsenztal ein Jäger einmal dem Wild nachstellte. Die einen erzählen von einem Reitersmann, die anderen wollen wissen, daß es Graf Philipp von der nahen Burg Falkenstein war. Wie dem auch sei, die Finsternis der Nacht überraschte den leidenschaftlichen Jägersmann, so daß er sich der Führung seines treuen Pferdes überließ, das ihn ungefährdet durch die Nacht trug, nachdem er den Weg verloren hatte. Doch plötzlich stand das Pferd wie angewurzelt und war durch kein gutes Wort, auch nicht durch den spitzen Sporn, zum Weitergehen zu bewegen.
Dem Reiter blieb nichts anderes übrig als abzusitzen, auf dem Waldboden zu nächtigen und auf den Morgen zu warten. Als er infolge der Kälte früh erwachte, schauten seine Augen erschrocken in einen gähnenden Abgrund, über dem er geruht hatte. Wäre sein Roß nur einen Schritt weitergegangen, so hätten beide in der Tiefe den Tod gefunden. Er dankte Gott für die wunderbare Rettung und ließ an jener Stelle ein Kreuz errichten.
Das klingt alles recht romantisch und auch glaubwürdig. Die Chronik aber verrät den wahren Sachverhalt. Sie berichtet, daß im Jahre 1767 ein Amtsbote in Winnweiler namens Hag im Auftrag seines Herrn nach Luxemburg reiten mußte. Dabei verirrte er sich im Soonwald, wo er die ganze Nacht umherritt, ohne den rechten Weg zu finden. In seiner Angst gelobte er ein Kreuz zu stiften, wenn er den rechten Weg fände, was dann auch geschah. Daraufhin ließ er später hier über Hochstein auf dem Fels das Kreuz aufrichten.
Diesen Bericht hat 1812 der lutherische Pfarrer Vogel aufgezeichnet mit der Bemerkung, daß damals schon vielfältige Geschichten über dieses Kreuz kursierten. Wir haben hier den Beweis, wie das Volk den wahren Sachverhalt schnell vergißt und eine wunderliche Mär um dieses Kreuz wob. Aus dem reitenden Boten wird ein Ritter oder gar ein Graf und aus dem in der Nacht Umherirrenden ein von der Finsternis überraschter Jägersmann.
Das Hochsteiner Kreuz ist demnach ein Votivmal, das in der Not gelobt und zum Dank für die Rettung aufgestellt wurde "zum Ruhm und Lob meinem Gott in der Höh", wie der lateinische Text meldet. Leider ist das Kreuz 1970, als es ein betrunkener Amerikaner bestieg, zusammengestürzt und zerbrochen, so daß, vom Sockel abgesehen, das eigentliche Kreuz erneuert werden mußte.
(Fred Weinmann in: Kultmale der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S. 54–57 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122.Jg., Nr.27 - S.838, 2.7.1972)


Sühnekreuze & Mordsteine