Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus der Pfalz


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Der Jungfernsprung bei Dahn - 69994 Dahn
Auf einer waldigen Höhe bei Dahn ward einst ein unschuldiges Mädchen, welches einsam Kräuter sammelte, von einem geilen Jäger*) angefallen. Sie entsprang ihm und floh, von ihm verfolgt, bis vor auf die steile Felsenwand, die die Höhe gegen das Thal bildet. Da sie keinen anderen Ausweg hatte, that sie in Gottes Namen den Sprung in die Tiefe, wobei sie sich nur den kleinen Finger verstauchte. Auf dem Platz, wohin sie gesprungen, sprudelte gleich eine klare Quelle hervor. Die Felsenwand erhielt von der Begebenheit den Namen Jungfernsprung, und es ward ein hölzernes Kreuz darauf gesetzt.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.83f, Nr.113)
Anmerkung: *) angeblich der Raubritter Hans Trapp von der Burg Berwartstein (Wikipedia)

Das Grabdenkmal zu Petersbächel - 66996 Fischbach bei Dahn / OT Petersbächel
   Im Garten der Wirtschaft Röckel zu Petesrbächel steht ein hoher schlanker Stein. Die eine Seite zeigt ein flammendes Herz, drüber das Zeichen I H S. Eine Jahreszahl ist nicht zu erkennen. Der Stein ist nach der aussage der alten Leute das Grabdenkmal eines Priesters und sie erzählen darüber wie folgt:
   Als zur Zeit der Revolutionsherrschaft der Jakobiner jegliche Seelsorgetätigkeit unterdrückt und mit schwersten Strafen geahndet wurde, ritt trotzdem jede Woche aus einem benachbarten Dorf ein Priester auf einem Schimmel in der ganzen Gegend herum und verrichtete furchtlos sein Seelsorgeamt. Seinen Feinden blieb er lange Zeit verborgen.
   Eines Tages erfaßte ihn große Angst, die sich sogar dem Pferde mitteilte, so daß Roß und Reiter mir sichtlicher Erregung, schweißtriefend auf dem Oberpetersbächeler Hof angelangten. Schon waren die Späher auf der Spur; sie mußten den Reiter gesehen und erkannt haben. In der höchsten Gefahr versteckten die Bauersleute den Priester im Heustock. Nachdem die Verfolger wieder abgezogen waren, ging man daran, den Geistlichen aus seinem Versteck zu befreien. Doch er war erstickt, und man fand ihn tot unter einem abgestürzten Stock Heu.
   Um kein gefahrbringendes Aufsehen zu erregen, lud man den Toten auf einen Wagen unter eine Ladung Stroh und fuhr ihn auf das sogenannte "Schönauer Feld" und begrub ihn dort. Später aber grub man ihn wieder aus und gab ihm eine Stätte im Hof, die heute noch durch den Grabstein bezeichnet ist.
(Hebel, Friedrich Wilhelm - Pfälzische Sagen. Neue Folge. Kaiserslautern 1930, S.111-112)
(weitere Infos unter www.petersbaechel.de)

zum Kreuz Die Steinkreuze in Gleisweiler - 76835 Gleisweiler
Die Einwohner von Burrweiler und Gleisweiler hatten sich so stark vermehrt, dass sie ihre Weinberge immer mehr in das gemeinsame Weideland ausdehnen mussten. Deshalb beschlossen sie, den Roschbachern und Flemlingern die Viehtrift zu wehren und verjagten deren Hirten und Herden, die aber am nächsten Tag, von ihren bewaffneten Bauern begleitet, wieder erschienen. Die Bewohner von Burrweiler und Gleisweiler ergriffen ebenfalls ihre Waffen und es kam zu der sog. Seselschlacht, bei der das Rebmesser die Hauptwaffe war. An den Gräbern der Gefallenen wurden die Steinkreuze aufgerichtet.
(Schultagebuch Burrweiler - zitiert bei Fred Weinmann - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, Nürnberg 1973)

zum Kreuz Die Seselschlacht bei Gleisweiler - 76835 Gleisweiler
An der Grenze der Ortsgemarkungen Gleisweiler, Burrweiler und Flemlingen liegt ein Gewanne mit dem merkwürdigen Namen "Die Seselschlach". Sesel nennt der Winzer das gebogene Messer, das er beim Schneiden der Reben benützt. An der Stelle sollen in alter Zeit die Besitzer der genannten Ortschaften wegen Weidgerechtigkeiten aneinander geraten sein und mit Seseln ihre Rechte blutig verfochten haben. Die im Kampf Gebliebenen wurden am Ort bestattet und ihre Gräber mit steinernen Kreuzen bezeichnet, wovon eines noch heute vorhanden ist. Ebenso steht noch der Rest eines Bildstockes, in dessen Nischen zum Gedächtnisse der Unglücklichen ein Licht unterhalten wurde. Im Stamme des Bildstockes sind die Spuren von eingemeißelten Seseln zu sehen. Manche Leute wollen zur Nachtzeit auch das brennende Licht wahrnehmen.
(Hebel, Friedrich Wilhelm - Pfälzische Sagen. Neue Folge. Kaiserslautern 1930, S.113)

zum Kreuz Das Kaiserkreuz von Göllheim - 67307 Göllheim

Dort bei Göllheim auf dem Felde
Schon seit langer Jahre Raum,
Von dem Blitze halb zerschlagen,
Steht ein alter Rüsterbaum.
Trauernd ruht in seinem Schatten
Eines Kreuzes steinern Bild,
Drauf die Zweige wie zum Schutze
Sich herniederbeugen mild.

Wohl bedeutsam ist die Stätte,
Die ein solches Zeichen schmückt,
Das nur selten, wo die Freude
Sich gebettet, wird erblickt.
Ward ein Mord einst hier begangen,
Oder birget wen das Grab,
Dem des Freundes Hand ein Zeichen
Seiner treuen Liebe gab?

Glüh'nde Strahlen wirft die Sonne
Nieder in des Tales Schoß,
Wo zur Ernte reif die Saaten
Harren rüst'ger Schnitter bloß.
Aber an den Hügelhängen
Hat der Herrscher Machtgebot
Andre Saaten aufgepflanzet,
Deren Schnitter ist der Tod.

In dem bergumkränzten Tale,
Hei, wie braust die laute Schlacht,
Heute gilt es Kron' und Leben,
Messen will sich Macht an Macht.
Mördrisch treffen sich die Heere,
Und in heißer Kampfesglut,
Achten sie nicht ihrer Wunden,
Kargen nicht mit ihrem Blut.

Lange schwankt des Sieges Waage,
Immer wilder tobt der Streit;
Jeder ist zum Heldentode
Wie zum Siege gleich bereit.
Ob auch ganze Scharen sinken,
Hingemäht vom scharfen Schwert,
Dennoch furchtlos stehn die Kämpfer,
Alle höchsten Ruhmes wert.

Und der Kaiser, kampfbegierig,
Sprenget vor auf hohem Roß,
Östreichs falschen Herzog suchend
In der Streiter dichtem Troß.
"Heute wirst du nicht entrinnen,
Wie du, Feiger, oft getan,
Reich und Leben sollst du lassen
Hier zur Stund'!" ruft er ihn an.

Und mit hochgeschwungnem Stahle
Dringt der Kaiser auf ihn ein;
Jener steht in kalter Ruhe,
Unbekümmert um sein Dräun;
Hebt das Schwert zum Todesstreiche,
Der vernichtend niederfährt
Und den todeswunden Kaiser
Niederschleudert von dem Pferd.

Mittag war's; im nahen Kloster
Schlug die Glocke zwölfmal an,
Als der hochgesinnte Kaiser
Endete die Heldenbahn.
Unter Rosseshufen liegend
Und mit Staub und Blut bedeckt,
Ward die kaiserliche Leiche
Nach der Mordschlacht spät entdeckt.

Dort bei Göllheim auf dem Felde,
Wo geflossen Kaiserblut,
Steht ein steinern Kreuz in eines
Alten Rüsterbaumes Hut.
Schattend neigen sich die Zweige
Auf des Helden Totenmal,
Leise schauernd, wenn des Frühlings
Lüfte wehen durch das Tal.
(Weiß, Franz - Schlacht am Hasenbühl, Speyer 1835 / Litzel, G. - Histor. Beschr., S.149)

zum Kreuz Die Ulme beim Königskreuz - 67307 Göllheim
Stand in diesem unglückseligen Kampf das Recht auf meines Mannes Seite, dann mögest du fröhlich gedeihen, verdorren jedoch, wenn er im Unrecht handelte!" So sprach Imagina und pflanzte eine Ulme nahe dem Königskreuz bei Göllheim. Sie wuchs und wuchs und ward zum Zeugen für den Edelsinn eines deutschen Königs.
Eine andere Sage weiß zu berichten, daß nach der Schlacht niemand den Platz wußte, wo Adolf von Nassau gefallen war. Eine alte Frau folgte dem Haufen hinaus aufs Feld. Die Leute suchten und suchten. Da sprach die Frau: "Hier fiel der mächtige Fürst!" Sofort wuchs ein Baum in die Höhe, die Göllheimer Ulme.
(Victor Carl - Pfälzer Sagen, Landau 1986, Ziff. 550, nach E. Löwenberg, in: Pälzer Feierowend 11.8.1951)

zum Kreuz Das steinerne Kreuz - 67722 Winnweiler
   Auf einer Anhöhe bei Winnweiler steht ein steinernes Kreuz. Dort jagte einmal ein Reitersmann im einsamen Wald, da brach der Abend herein, und Finsternis bedeckte Weg und Steg, also daß der Reiter sich der Führung seines guten Rosses überlassen mußte. Das Roß aber kannte den Weg und trug ihn ungefährdet durch die Nacht von dannen. Auf einmal stand es plötzlich still und konnte durch kein schmeichelndes Wort, auch durch keinen Sporn mehr angetrieben werden. So mußte der Reitersmann absteigen und auf derselben Stelle im dunklen Wald sein Nachtlager nehmen. Als er nun am Morgen erwachte, wie sehr erstaunte er, als sich vor seinen Augen ein gähnender Abgrund aufthat, an dessen Rand er geschlummert hatte. Wäre sein treues Roß gestern einen Schritt weiter zu bringen gewesen, so hätte der Ritter sein Grab in der Tiefe gefunden. Freudig kniete er nieder und dankte Gott für seine wunderbare Rettung und ließ später auf jener Stelle ein steinernes Kreuz zum Andenken für ewige Zeiten errichten.
(Schöppner, Alexander - Sagenbuch der Bayerischen Lande. Aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter herausgegeben. München 1852, Band 1, S.341)

zum Kreuz Das steinerne Kreuz bei Winnweiler - 67722 Winnweiler

Es jagt ein Reiter im schaurigen Wald,
Auf einsamen Wegen allein.
Wie stille! da zeiget sich keine Gestalt,
Bald hüllet ihn Finsterniß ein.
Doch jaget und jaget ohn' Zagen er fort,
Er hofft, zu erreichen den nächsten Ort.

Da krächzen die Raben, der Eulen Geschrei,
Unheimlich ertönt's aus der Fern'
Der Reiter, er jagt an Allem vorbei;
Das Roß, es folgt willig dem Herrn.
Nicht kann er im Dunkel ihm zeigen die Bahn,
Der Renner, er rennet und eilet voran.

Doch endlich, da hält er! Manch schmeichelndes Wort
Ertönet vergebens in Nacht.
Das Roß wird trotz Strenge nicht mehr von dem Ort
Vom zürnenden Reiter gebracht.
Er muß es verlassen. Der schaurige Hain,
Der soll nun sein nächtlicher Aufenthalt seyn.

Da schließt er, ermattet, die Augen gar bald,
Zur Seite ihn ruhet sein Thier.
Nur rufen des Wildes ertönt in dem Wald,
Doch nahet sich keins dem Revier.
Es grauet der Morgen nach schweigender Nacht,
Gestärkt auch vom Schlummer der Reiter erwacht.

Ihn grüßet die Sonne mit freudigem Strahl.
Was ist's, das ihm Schrecken verleiht?
Tief unter ihm ruhet das einsame Thal,
Er steht vor dem Abgrund nicht weit.
Wär' mit ihm sein Renner noch weiter gefloh`n,
Er ruhte, zerschmettert, im Thalgrunde schon.

Da knieet er nieder, preis't freudig und laut
Den Retter im segnenden Licht:
So hatte noch niemals er aufwärts geschaut,
So innig gebetet noch nicht.
Er dankte dem Retter aus furchtbarer Noth,
Der mächtig dem Rosse zu halten gebot.

Längst ruhet der Reiter im schweigenden Grab,
Die That, sie ist längst schon gescheh'n;
Doch kannst Du noch immer vom Felsen herab
Das steinerne Kreuz Dir beseh'n.
Es wurde erbaut auf des Reiters Geheiß,
Er ließ es errichten zu Gottes Preis.

Und gehst Du vorrüber und grüßet es Dich,
So denke, was einst hier geschah.
Und ob auch schon manches Jahrhundert verstrich,
Der Retter noch immer ist nah.
Wie da er gewaltet, er waltet zur Zeit
Und wird auch noch walten in Ewigkeit.
(Wilhelm Kilzer in: Günther, J. - Großes poetisches Sagenbuch des deutschen Volkes, Jena 1844, S.222)

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