Deutschland Sachsen Weißeritzkreis

Dippoldiswalde (I)


Zustand 2010

PLZ: 01744

GPS: N 50° 53,862', O 13° 40,078'

Standort: "Brauhofstrasse", Ecke "Mittelgasse".

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Die Säule wurde wieder mit einem Relief versehen, um welches es aber einige Diskussionen gab.

Die so genannten Theler-Säulen sind ein kultur-historisches Wahrzeichen Höckendorfs. Diese aus Sandsteinen gefertigten steinernen Zeugen lies Conrad von Theler, Gutsherr von Höckendorf und damals wohl reichster Bergherr Sachsens, angeblich als Sühne für einen Totschlag, den er am Pfarrer von Höckendorf begangen haben soll, im Jahr 1331 setzen. Die Sanierung und Erhaltung der Thelersäulen sehen die Gemeindeverwaltung und die Kirchgemeinde als ihre gemeinsame Aufgabe an.
Im November 2001 wurde am Kirchweg eine der drei noch vorhandenen Säulen nach der Restauration in einer feierlichen Andacht vom Pfarrer der Kirchgemeinde wieder eingeweiht. (gemeinde-hoeckendorf.de)

Gotische Sandsteinsäule, im 77cm hohen Kopfteil eine 50cm breite und 18cm tiefe Nische.
Die Säule stand ursprünglich in der Niedertorstraße im Scheunenviertel außerhalb der Stadtmauer, bei der Einmündung des alten Dresdner Marktsteiges, und wurde im Juli 1935 an den jetzigen Standort versetzt. Dabei erhielt sie ein von Hedi von Eckardstein in Öl auf Kupfer gemaltes Nischenbild, das einen betenden Bergmann zeigte. Zu dessen Füßen stand das Psalmwort "Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch". 1990 wurden ein Teil des Schaftes und der Sockel ergänzt, 1994 die Säule restauriert. Jetzt ist die Nische leer, die Kupfertafel mit dem schon 1947 kaum noch erkennbaren Bild im Archiv des Museums eingelagert. - Die Bezeichnung Thelersäule (Schulz) ist unzutreffend. (Eichler 2003)

Sage: Die ehemals sieben Säulen werden als Sühneleistung des Konrad von Theler für den Mord am Pfarrer von Höckendorf im Jahre 1331 angesehen.

Quellen und Literatur:
Eckardt, Max - Ansicht einer romiachen Betsäule aus dem 13. Jahrhundert in Dippoldiswalde, Zeichnung von 1886 im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Schulz, Hugo - Die Theler-Betsäule von Dippoldiswalde, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band XXIV, 1935, Heft 5 bis 8, S.188-190
Ziehnert, Widar - Die sieben Kapellen bei Höckendorf., in: Sachsens Volkssagen. Balladen, Romanzen und Legenden, Vierte Auflage, Annaberg 1881, S.192-198
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, Nr.25
gemeinde-hoeckendorf.de
Weber, Harald - Betsäule am Niedertorplatz wieder mit Motiv, in: Dippoldis Bote, Ausgabe 54 vom 21.04.2010, S.21-22
aktuelle Aufnahmen von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von Oktober 2007 und August 2010)
Ergänzungen von Kerstin Reichel, Oelsa



Die Theler-Betsäule von Dippoldiswalde
Von Hugo Schulz, Freital
Mit Aufnahmen des Heimatschutzes

   Zu den in Band XXI von 1932 in Bild und Schrift erwähnten, vom Heimatschutz vor weiterer Vernachlässigung geretteten, wohl 600 Jahre alten Theler-Säulen von Oelsa und Ruppendorf hat sich in Dippoldiswalde mit einer schlichten Weihe eine weitere gesellt.
   Diese dritte Dippoldiswalder Betsäule war einst irgendwo umgeworfen, geflickt und von offenbar unkundiger Hand "beiseite gestellt" worden. Von ihrem recht unschönen Hintergrund und dem ebenso unpassenden Gegenüber musste sie befreit werden, wenn sie, wieder in würdige Verfassung gebracht, einen befriedigenden Eindruck hervorrufen sollte.
   Das tut sie nun in vollem Maße auf dem ehemaligen Wallgraben der einst befestigten Stadt, auf stadteigenem Gebiet, da, wo sich das Eingangstor zur Stadt befand, inmitten altbürgerlicher Umgebung mit einem malerischen Seitenblick auf die Stadtkirche und die schöne Renaissance-Fassade des alten Rathauses der ehemals reichen und angesehenen Bergstadt; ein Platz wie geschaffen für eine Betsäule, mit einer schönen Linde und einem alten steinernen Gartenhäusel dahinter. An die ehemalige Bergstadt erinnert das von Hedi von Eckardstein in Öl auf Kupfer gemalte Nischenbild eines betenden Bergmanns, zu dessen Füßen die Psalmworte stehen: "Gelobet sei der Herr täglich. Gott legt uns seine Last auf, aber er hilft uns auch". Eine von einem alten Heimatfreunde gestiftete Steinbank, aus dem seit 1900 verschwundenen Brühlschen Palais in Dresden stammend, ladet zu beschaulicher Ruhe ein.
   Daß die sechs sogenannten Theler-Säulen, die uns noch bekannt sind, zu den sieben Betsäulen gehören, die der Ritter Konrad von Theler auf Höckendorf, Ruppendorf und Borlas um 1320 bei Höckendorf gesetzt hat, ist wohl anzunehmen, da ihre Stilgleichheit auf dasselbe Alter deutet. Wenn wir sie heute in der Nähe Höckendorfs verstreut finden, so erklärt sich das möglicherweise daraus, dass sie in der Bilderstürmerzeit von ihrem ursprünglichen Standort weggeholt wurden, um als Schmuck-, Tor- oder Grenz-Säulen zu dienen. Als solche tragen einzelne noch nachweisliche Zeichen.
   Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die alte im Jahre 1930 zu neuem Leben erweckte Theler-Säule in Oelsa unserem lieben Ludwig Richter offenbar Vorbild war für seine Zeichnung zum "Zufriedenen Landmann" in Hebels "Allemannischen Gedichten". Richter war oft in der Rabenauer Mühle und hielt dort auch die Hochzeit seiner Tochter.
   Mit reichem Dank sei noch der Spender gedacht, die das Werk in Dippoldiswalde ermöglichen halfen. An solchen hat es, Gott sei Dank, nie gefehlt, wenn der Heimatschutz rief. Möge es an ihnen auch weiterhin nicht fehlen im deutschen Volke!


(Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band XXIV, 1935, Heft 5 bis 8, S.188-190)



Dippoldiswalde (II)


Perspektive
Foto: Voigt (2008)

Foto: Eichler

Foto: Eichler

GPS: N 50° 53,985', O 13° 39,902'

Standort: Ecke "Weißeritzstraße" und "Große Mühlstraße", im Rosenpark.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Die beiden Tafeln tragen folgende Inschriften:
Am 4. Septbr. 1632
wurde ohnweit von hier
der Bürgermeister
Gabriel Friedrich, von
Dippoldiswalde, weil er
die Bürger dieser Stadt
zu deren Vertheidigung
gegen die einfallenden
Feinde angeführt, von den
Croaten niedergehauen.
-----
Das Gedächtnis dieses Ehren-
mannes zu bewahren, sind gegen-
wärtige Überreste eines älteren
Denksteines dem gänzlichen Un-
tergange entzogen und von einem
Vereine von Bürgern hier
wiederum aufgestellt worden
am 4. Septbr. 1837.

Oberteil einer gotischen Nischensäule aus Sandstein, im 19.Jahrhundert zu einem Denkmal umgearbeitet. An der Vorderseite große Nische, deren Seitenwände und oberer Rand teilweise abgeschlagen sind. An der Rückseite zwei kleinere Nischen übereinander. Eine längere Inschrift ist nur noch in Bruchstücken lesbar: Und werde wieder [...] der so ein [...]
Die Betsäule vom Ende des 15.Jahrhunderts stand ursprünglich an der alten Malterstraße in der Nähe der Bleiche. Sie soll sich auf einen Priestermord im Jahre 1502 bezogen haben. Im Jahre 1837 wurden die als Zaunsäule an der Seifersdorfer Straße verwendeten Überreste zu einem Denkmal für den am 4.September 1632 im Kampf gegen die Kroaten hier gefallenen Bürgermeister Gabriel Friedrich umgearbeitet, mit einer Metallplatte versehen und am 4.September 1837 eingeweiht. Auch am würfelförmigen Denkmalsockel eine Metallplatte mit Inschrift. Beide Inschriften beziehen sich auf das Gedenken an Gabriel Friedrich. (Eichler 2003)

Sage:

Quellen und Literatur:
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, Nr.27
recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von Juli 2008)
Ergänzungen von Uwe Eichler, Bannewitz und Kerstin Reichel, Oelsa



Dippoldiswalde (III)

GPS: N 50° 53,758', O 13° 40,016'

Standort: Kirchplatz, nördlich der Kirche, vor dem evangelischen Pfarramt.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Benennung: "Sühnstein". Würfelförmiges Oberteil eines sandsteinernen Bildstocks aus dem 15.Jahrhundert, auf einen viereckigen Säulenschaft aufgesetzt, der aus drei Blöcken unterschiedlichen Alters zusammengesetzt ist. Das Kopfstück enthält drei Reliefs, die mit Eselsrückenbögen überspannt sind. Das Dach ist viergeteilt.
Ostseite: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes; Südseite: Soldat und an den Handgelenken gefesselter Christus (Eckardt 1892): "zwei geharnischte und behelmte Ritter, nur noch undeutlich erkennbar"); Nordseite: ein Mann mit vor der Brust gehaltenen Händen, Blick nach oben, und eine Person mit Blick nach unten (Eckardt 1892): "einen geharnischten betenden nach Aufwärts blickenden Ritter und eine betende weibliche Figur"); Westseite leer.
Die Säule stand ursprünglich an der Mühlgrabenbrücke der Freiberger Straße (Schiffner 1840) nennt als Standort den Reichstädter Weg), war 1924 als Pfeiler in eine Gartenmauer an der Bahnhofstraße eingesetzt und 1935 restauriert worden. Sie stand dann im Garten auf der rechten Seite zwischen Bahnhof und Freiberger Platz, ca. 1m hinter dem Gartenzaun, und war mit einem metallenen Schutzdach versehen. Im Mai 2002 restauriert und auf den Kirchplatz versetzt, beim Stadtfest am 1.Juni eingeweiht. (Eichler 2003)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wegener, Johann Friedrich Wilhelm - Die Martersäule bei Dippoldiswalde, im Hintergrund die Nikolaikirche in Dippoldiswalde, Zeichnung von 1835 im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Schiffner, A. - Beschreibung von Sachsen und Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande, Stuttgart 1840, S.390
Eckardt, M. - Betsäule in Dippoldiswalde, in: Bergblumen, 7.Jg., 1892, Nr.6, S.46, 48
Eckardt, Max - Die Betsäule aus dem 15. Jahrhundert in Dippoldiswalde, Lithographie von 1892 im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, Nr.26
recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau (Foto von April 2009)
Ergänzungen von Kerstin Reichel, Oelsa



Dippoldiswalde (IV)

GPS: N 50° 54,357', O 13° 40,245'

Standort: Am nördlichen Ortsausgang zweigt von der "Rabenauer Straße" der "Plattenweg" ab. Diesem folgt man etwa 100 Meter, dann befindet sich das Denkmal etwa 100 Meter weiter westlich in einer Waldinsel auf freiem Feld.

Größe / Material:

Geschichte: Benennung: "Tatarengrab". Gestufter Sockel, darauf quadratischer Aufbau mit Inschriftentafel. Darauf ein Pyramidenstumpf mit nach oben gerichteten Pfeil, einem sechsstrahligen Stern und einem Halbmond im Flachrelief auf der Ansichtsseite. Das Denkmal wird von vier Quadratischen Säulen eingefasst (Reste einer Umzäunung wie die Zeichnung von Eckhardt aus dem Jahr 1886 zeigt). Auf der Inschrift-Tafel ist zu lesen:
Mustapha Sultewitz
ein Tartar Premier Leutnant
unter den Königlich
Polnischen und churfürstl.
Sächsischen löblichen
Obersten u. Schiebelschen
Pulkelanen ist am 1.7.1762
in einer Attaque bei
Reichstädt erschossen und
hier begraben worden.

Sage:

Quellen und Literatur:
Eckardt, Max - Das Tatarengrab bei Dippoldiswalde, Zeichnung von 1886 im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
recherchiert und bebildert von Gerd Richter, Obercarsdorf (Foto vom 8.07.2010)


Sühnekreuze & Mordsteine