Deutschland Sachsen Lkr. Sächsische Schweiz

Kleingießhübel

PLZ: 01814

GPS:

Standort: Weitab vom Ort, südöstlich vom Großen Zschirnstein an der Alten Tetschener Straße.

Größe / Material:

Geschichte: Am Fuß von "Kreusels Eiche" steht ein Stein mit Kreuz und der Jahreszahl 1549. An dieser Stelle stand bereits in dem angegebenen Jahre eine Eiche, bei welcher der Sohn des damaligen Försters zu Schöna, Namens Kreusel, von einem böhmischen Wilddieb erschossen wurde. Früher hieß der Stein "Schächers Kreuz", gegenwärtig wird der Ort "An Kreusels Eiche" genannt. Der heutige Baum dürfte um 1875 gepflanzt worden sein.

Schon 1548 und 1591 wird bei einer Grenzbeschreibung der Kleingießhübler Erbgüter am jetzigen Platz "Schechers creutz" genannt, ebenfalls 1592/93 bei der Landesaufnahme von Matthias Oeder als "am Creutz stein" erwähnt. Das Kreuz wurde nicht als Grenzstein gesetzt, sondern in die Grenzbeschreibung einbezogen, möglicherweise sogar schon 1456 bei einer Grenzbeschreibung zwischen dem kurfürstlich-sächsischen Amt Königstein und der böhmischen Herrschaft Tetschen ("bis an das ligende steinen creucz hinder dem Tschirnstein"), worauf Meiche 1919 aufmerksam macht. Die Jahreszahl 1549 soll an die Ermordung des Förstersohnes Kreusel aus Schöna durch einen böhmischen Wilddieb erinnern, weist aber, wie H. Torke feststellt, in ihren Formen frühestens ins 19.Jahrhundert, ist also erst später angebracht worden. Es scheint mir so, daß das ursprüngliche Steinkreuz verloren gegangen war, wie auch die Stelle später nur "an Kreusels Eiche" genannt wurde. Die alte Eiche steht offenbar schon lange nicht mehr (Seibt 1840) und wurde erst um 1875 durch eine neue ersetzt. Die Stelle mußte aber weiterhin sicher markiert werden. Könnte nicht bei der Berainung des Reinhardtsdorfer Waldreviers im Jahre 1802 der abgebrochene Betsäulenkopf an die Stelle von "Schechers Kreuz" gesetzt und mit dem Kreuz in der leeren Nische und mit der Jahreszahl versehen worden sein? Vielleicht stammt der Betsäulenkopf sogar aus Kleinhennersdorf? (Siehe Verschwundene Betsäulen Nr.40). (Eichler 2003)

Von den gegenwärtig in der Sächsischen Schweiz vorhandenen Steinkreuzen findet u.a. ein Stein am Großen Zschirnstein die älteste urkundliche Erwähnung: Amtserbbuch Pirna 1548 - "Schächers Kreuz". "Schächer" oder "Schecher" für Räuber oder Verbrecher. Vermutlich ist dieser Stein ein Kennzeichen dafür, daß hier, ähnlich wie beim "Wittich-Kreuz" (Glashütte) ein Wegelagerer oder Strauchdieb des Mittelalters erschlagen oder gerichtet worden ist. Die dem Stein eingeritzte Jahreszahl 1549 stammt keineswegs aus dem 16.Jahrhundert. Es ist anzunehmen, daß die Zahl, deren Bedeutung unklar ist, zu einem späteren Zeitpunkt angebracht oder in jüngerer Zeit nicht originalgetreu erneuert worden ist. (Torke 1982)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seibt, K.F. - Reinhardsdorf, in: Sachsen Kirchen-Galerie, 4.Bd., Dresden 1840, S.120
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, S.47, Nr.52
recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau


Sühnekreuze & Mordsteine