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Kömmlitz / OT von Oelzschau


unmittelbar vor der
Bergung 2005

Abbildung bei
Quietzsch (1980)

Standort am
Armenhaus um 1912
VÖ bei Quietzsch (1980)

PLZ: 04579

GPS:

Standort: Zur Zeit nicht ortsfest aufgestellt. Abgelagert auf dem Grundstück unmittelbar am alten Standort ("Thomas-Müntzer-Straße 10").

Größe / Material: 78:48:22 / Rochlitzer Porphyrtuff

Geschichte: Nachdem das Steinkreuz im Januar 2008 am Standort nicht mehr vorgefunden werden konnte und deshalb von einem Verlust auszugehen war, erhielten wir heute (14.9.2008) vom Besitzer des Grundstücks folgende Auskunft:
Das besagte Sühnekreuz wurde durch mich, den Eigentümer des Grundstückes Thomas-Müntzer-Straße 10 zu Beginn der Baumaßnahmen (Neubau) an meinem Haus geborgen, um es vor Beschädigungen/Verlust zu bewahren. Dieses Sühnekreuz befindet sich nach wie vor in meiner Obhut und ist nicht gänzlich verschwunden oder vernichtet worden, wie auf ihrer Seite erwähnt. Nach Abschluß aller Baumaßnahmen wird es durch mich wieder an seinem alten Standort aufgestellt. Das Sühnekreuz befindet sich noch in selben Zustand wie auf dem Bild von 2005.

Alte Abschläge am Kopf und besonsers am linken Arm. Die Einzeichnung eines Schwertes oder Dolches durch Verwitterung nur noch zum Teil kenntlich. Auffallend ist ein großes Näpfchen am Scheitelpunkt von Schaft und Querbalken. Der ursprüngliche Standort des Steinkreuzes scheint vor dem Armenhaus gewesen zu sein. Seit etwa 1935 stand dann das Kreuz am südlichen Ortsrand, östlich an der Straße nach Trages, an der Nordostecke des Abzweiges eines Feldweges entlang der Gutsgärten nach Osten. Etwa 1948 brachte es Lehrer Schulz ohne ersichtlichen Grund in den Gutspark Oetzschau, wo es bis 1980 lag. Es ist anzunehmen, daß durch die Veröffentlichung von Harald Quietzsch's "Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen" (1980) die Neuaufstellung angeregt wurde. Bodendenkmalpfleger Roland Meyer und das Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden setzten sich dann für die Neuaufstellung am alten Standort vor dem ehem. Armenhaus ein. Zu diesen Vorgängen wurde uns freundlicherweise der damalige Schriftverkehr überlassen:
Blatt 1: Anfrage des Bodendenkmalpflegers Meyer an die Gemeinde Oeltzsch vom 06.05.80.
Hier auch die Erwähnung eines weiteren Steinkreuzes in Kömmlitz, welches in einer Brücke vermauert wurde.
Blatt 2: Anschreiben des Direktor Dr. Coblenz vom Landesmuseum für Vorgeschichte an den Bodendenkmalpfleger Meyer vom 19.05.1980.
Interessant ist hier die Feststellung, daß das Steinkreuz bei der letzten Bergung beschädigt wurde und ein Teil des Schaftes verlorengegangen ist.
Blatt 3: Rückseite des Anschreibens
mit der unterschwelligen Kritik (Hinweis auf die 3. Durchführungsverordnung...) an dem Verlust des Steinkreuzes in der Brücke, welches durch die Hinzuziehung eines Bodendenkmalpflegers beim Abriß der Brücke hätte gerettet werden können.
Blatt 4: Anschreiben des Bodendenkmalpflegers Meyer an den Kömmlitzer Bürgermeister Freitag vom 27.06.1980
welches die Organisation der Neuaufstellung zum Inhalt hat.
Wegen Umgestaltungsarbeiten am Standort Armenhaus ist das Steinkreuz derzeit (Juli 2005) in der Nähe des ehemaligen Standortes abgelagert. Es wurde sorgfältig ausgegraben und soll nach Abschluß der Arbeiten am alten Standort neu gesetzt werden.

Sage: 1. Ein Schuster und ein Schneider haben sich um die Bettelpfennige gestritten (Standort Armenhaus); dabei wurde der eine erschlagen (Emil Jahn, Kömmlitz, bekam diese Sage vom Vater überliefert).
2. Hier haben sich ein paar Schneider erstochen (Helbig 1905).
3. Offiziere im 30jährigen Krieg wurden hier begraben (Helbig 1905).

Quellen und Literatur:
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1905, Heft 12, S.379-380
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen (Fortsetzung), in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1906, S.120-131
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.128
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.139
Quietzsch, Harald - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, 1980, S.25
recherchiert und bebildert von Sven Gerth, Pfaffroda (Fotos von Juli 2005)
Ergänzungen von Helmut Hentschel (05/2008) und Bernd K., Kömmlitz (09/2008)


Sühnekreuze & Mordsteine