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Lauterbach / OT von Stolpen

PLZ: 01833

GPS:

Standort: Im nordwestlichen Ortsteil, nahe dem Ortsausgang Richtung Bühlau, in einer kleinen Grünanlage an der Dorfstraße, Abzweig "Niedere Straße".

Größe / Material: 250cm hoch

Geschichte: Benennung: "Ostersäule". Auf der linken Seite der Restaurierungs-Vermerk: Erneuert im Jahre 1884. Auf der nebenstehenden Infotafel ist zu lesen:
Im "Magazin der sächsischen Geschichte" wird belegt, dass die Ostersäule ursprünglich eine Bet- oder Martersäule aus katholischer Zeit gewesen sein soll. 1584 ließ der damalige Amtsschösser von Stolpen, Thomas Treutzer diese 2,5m hohe Steinsäule erneuern. Dabei ließ er auch die Inschrift:
1584
JAR
DAS IST WAR
ZVENE OSTERN
IN EINEИ JAR
anbringen. Eine Erklärung für diesen Hinweis, dass die Lauterbacher zweimal Ostern feierten, liegt in der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 durch Papst Gregor XIII. Die Lausitz, Böhmen und Schlesien bekannten sich erst 1584 dazu. Die angrenzenden kursächsischen Gemeinden hielten weiterhin am Julianischen Kalender fest. Da ein Teil der Bevölkerung sich nach dem alten und der andere sich nach dem neuen Kalender richtete, kam es so, dass das Osterfest innerhalb von 10 Tagen zweimal gefeiert wurde.

Viereckige sandsteinerne Säule mit würfelförmigem Aufsatz, das Dach viergeteilt. Vorderseite: Christus am Kreuz auf einem Hügel. Die Säule erinnert an die Einführung des Gregorianischen Kalenders in der Oberlausitz, Böhmen und Schlesien, während die benachbarten kursächsischen Gemeinden vorerst am Julianischen Kalender festhielten. So wurde in unmittelbar angrenzenden Gemeinden das Osterfest an zwei verschiedenen Terminen gefeiert. Hortzschansky (1793) nennt fälschlich 1588. Hasche (1785) deutet die Säule als alte katholische Martersäule, die der Stolpener Amtsschösser Thomas Treutter 1584 habe erneuern lassen. Da die Säule schon in der Reformationszeit auf Gemeindeland stand, scheint sie von der Gemeinde und nicht von einer Privatperson errichtet worden zu sein. Bei der Erneuerung 1884 wurden Nachrichten in den Säulenkopf eingefügt. Die Kuriosität des doppelten Ostertermins in einem Jahr war Anlaß zur Entstehung mehrerer ätiologischer Sagen, deren bekannteste die von dem aus Rußland heimkehrenden Fuhrmann ist. Unsinnig ist Sommerfeldts (1926) Erklärung für die Erhaltung der Säule, "daß die eine Hälfte des Dorfes Lauterbach heute noch katholisch" sei. (Eichler 2003)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hasche, J.Chrr. - (Beantwortung einer Anfrage), in: Magazin für Sächsische Geschichte, Dresden 1785, 2.Theil, S.364f
Hortschansky - Über die in der Oberlausitz gewöhnlichen Bestimmungen und Eintheilungen der Zeit zur Erläuterung der Chronologie dieses Landes, in: Lausizische Monatsschrift, Görlitz 1793, Zweiter Theil, Zehntes Stück, S.212
Sommerfeldt, G - Skizzen zur Geschichte des Wesenitzgebietes und seiner Nachbarschaft. Fortsetzung der "Streifzüge durch das Rödertal", Dresden 1926, S.43
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, S.50, Nr.60
Wikipedia - Gregorianischer Kalender
recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau (Foto von Juni 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine