Deutschland Sachsen Lkr. Bautzen

Radibor (I)


Gesamtansicht
Müller / Quietzsch
(1977)

Abbildung bei
Kuhfahl (1928)

Detail der
seitlichen Vertiefung

PLZ: 02627

GPS: N 51° 14.468', O 14° 24.074'

Standort: Am Fußweg, welcher südlich des Ortes nach Bautzen führt. Etwa 50m nach dem letzten Haus auf dem freien Feld.

Größe / Material: 107:68:29 / Granit

Geschichte: Kopf und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, Arme nach außen leicht verjüngend. Außgeprägter Fußteil von etwa 87cm Länge, langgestreckt, tropfenförmig, Sohle schmal zulaufend. W-Seite als Flachrelief, beginnend unter dem Scheitel des Kopfes und weit auf den Schaft reichend: großes, schlankes Kreuz, etwa den äußeren Umrissen des Steines folgend, auf dessen Schaft vertieft ausgehauenes Messer. Auf dem Scheitel des S-Armes eingeritztes Kreuz mit zwei Balken. Auf dem Scheitel des N-Armes eingeritztes Kreuz auf weitem Bogen. O-Seite, nur schwach erkennbar, großes Kreuz eingehauen.
Im August 1970 durch Anfahren im Schaft weggebrochen, mittels Eisenband und Zement 1973 brutal zusammengefügt. Einige geringe alte Abschläge. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage: 1. Einen Honigdieb holte der Bestohlene ein und tötete ihn.
2. Das Kreuz sollte beseitigt werden. Innere dauernde Unruhe zwang den Besitzer, es wieder aufzustellen.

Ungefähr vor 200 jahren wohnte an jenem Ende des Dorfes ein Nahrungsbesitzer, der ein großer Bienenfreund war. Dieser hatte sich in seinem Garten ein großes Bienenhaus erbaut und hielt dort viele Bienenstöcke. Einst stand er in der Nacht auf und sah, daß ein Mann Honig aus den Stöcken stahl. Er ergriff deshalb eine Hacke und lief im vollen Zorn auf den Dieb zu. Dieser aber, ihn erblickend und sich nichts gutes versehend, flüchtete auf die Straße nach Bautzen zu und der Imker ihm nach. Ihn einholend, schlug dieser jenen mit der Hacke auf den Kopf, daß er sogleich tot liegen blieb. Und weil der Dieb ein fremder, unbekannter mensch war und man in jener Zeit nicht eben weitläufige Untersuchungen anstellte, so wurde er alsbald an dieser Stelle beerdigt und dann betreffendes Denkmal gesetzt. (Kantor Kral 1857)

Mitten auf einem Feld bei Radibor erinnerte ein Feldkreuz an einen Knecht, der infolge einer unsinnigen Wette sein Leben verloren hatte.
An jenem Tage war das Gesinde von Radibor dort mit Feldarbeiten beschäftigt. Als man sich gerade zum Frühstück rüsten wollte, sah der Knecht einen Maulwurf, der auf ihn zugelaufen kam. Er packte den kleinen, blinden, samtenen Kerl, der sich in seiner Hand verzweifelt wand, und wettete um eine Kanne Branntwein, daß er das Tier als Zubrot verspeisen werde.
Die Wette wurde angenommen. Gespannt umstanden nun alle den Großsprecher und verfolgten, teils mit Ekel, teils mit Gelächter, das widerliche Schauspiel. Aber das Lachen sollte ihnen bald vergehen, denn der Bursche brach zusammen und verstarb unter fürchterlichen Qualen.
Zur Mahnung und zum Gedenken errichtete man ihm an jener Stelle ein Kreuz aus Stein.
Einen späteren Besitzer des Feldes, den Bauern Waurik, ärgerte das Steinmal, da es mitten auf dem Acker stand und die Pflüge- und Erntearbeiten behinderte. Er ließ es deshalb durch seine Leute entfernen.
In der folgenden Nacht konnten weder der Bauer noch sein Gesinde Ruhe finden. Es polterte und krachte im ganzen Haus. Als sich der Spuk fortan täglich wiederholte, ging der Bauer schließlich zum damaligen Pfarrer Zschorlich und bat ihn um Rat.
Der Pfarrer, der ein verständiger Mann war, fragte den Hofherrn, ob er irgendein großes Unrecht begangen habe. Dieser verneinte und beteuerte, er habe niemand bestohlen, niemand ums Leben gebracht und auch niemand hintergangen.
Doch der Geistliche drang immer weiter in ihn, bis sich Waurik an das Kreuz erinnerte. Mit Nachdruck tadelte ihn der Pfarrer wegen dieser Handlung und sagte: "Wenn dir das Kreuz im Weg war, hättest du es wenigstens an Ort und Stelle vergraben können. Es aber fortzubringen, war nicht recht. Ich kann dir nur eins raten, sieh zu, daß du den Frevel rückgängig machst."
Der Bauer befolgte unverzüglich die Worte des Pfarrers. Er stellte das Kreuz eigenhändig an Ort und Stelle wieder auf, sprach ein Gebet für den Unglücklichen und bat ihn um Verzeihung für die unbedachte Tat.
Von da an verrichteten Waurik und sein Gesinde, wenn sie auf dem Acker zu tun hatten, ein kurzes Gebet für den Verstorbenen, und von Stund an war auf dem Hof wieder Ruhe eingekehrt. (Kumpf 1985)

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band IV, Heft 6, 1914, Nr.178
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.205
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.220
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.73-77
Kantor Kral in der Zeitschrift "Serbske Nowiny" am 25. Juli 1857, S.234
Kumpf, Elisabeth - Jungferngrube und Teufelsschmiede, St.Benno Verlag GmbH Leipzig, 1985, 2. Auflage
aktuelle Aufnahme von Dörte Bleul, Lauchhammer



Radibor (II)

GPS:

Standort: Am Beginn der Caminastraße, gegenüber dem Friedhofseingang.

Größe / Material: Granit

Geschichte: Relativ kurze Granitsäule auf einem hohen, unten bauchigen Sockel. Im Kopfstück flache Bildreliefs, darüber ein lateinisches Kreuz aus Metall.
Bilder und Ikonographie im Aufsatz: Südostseite: Auferstehung Jesu; Südwestseite: Auferweckung der Tochter des Jairus; Nordwestseite: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes; Nordostseite: Maria und Elisabeth.
Inschriften am Schaft und am Sockel: Nordwestseite: RENOVATUM; Südwestseite: ANNO; Südostseite: MCMLXXX.
Nach Rječka (1937) hat die Säule früher am Sockel folgende Inschriften getragen: I.V.F. / F.W.B. / F.A.S. / F.A.S. /Aufgestellt / 1811. (Eichler 2003)

An der Straße nach Camina neben der Kirche. Schlichte klassizistische Säule, Sockel am Fuß ausgewölbt, Reliefs am Tabernakel sehr flach, an der gewölbten Spitze ein kleines lateinisches Kreuz.
Dargestellte Heilige: Nach Südosten: Auferstehung Jesu; nach Südwesten: Jesus erweckt Jairos Tochter; nach Nordwesten: Jesus am Kreuz; nach Nordosten: Maria und Elisabeth.
Inschriften am Schaft oder am Sockel: MCMLXXX.
Nach Rječka (1937) hat die Säule früher am Sockel folgende Inschriften getragen: I. V. F. / F. W. B. / F. A. S. / F. A. S. /Aufgestellt / 1811. (Dietze 1997)

Sage:

Quellen und Literatur:
Rječka, M. -Spodźiwne pomniki w katolskich Serbach [Besondere Denkmäler im katholischen Sorbenland], in: Krajan. Katolska protyka za Hornju Łužicu, Budyšin, 70.lĕtnik, 1937, Nr.31
Dietze, Gernot - Bildstöcke in der katholisch-sorbischen Region der Oberlausitz und angrenzender Gebiete, Kamenz 1997, Nr.30, S.19
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, S.71, Nr.108
aktuelle Aufnahme von Gernot Dietze, Kamenz (Foto von 1997)



Radibor (III)

GPS:

Standort: Im Vorgarten des Grundstücks "Kirchweg 4", von Bäumen verdeckt.

Größe / Material: Granit

Geschichte: Moderner Bildstock, der sich jedoch an die traditionelle Form der Betsäule anlehnt. Säule und Kopfstück aus einem Stück Granit; Bildreliefs holzgeschnitzt und mit Blattgold belegt, in das Kopfstück eingelassen. Auf dem Dach ein kleines steinernes Kreuz.
Bilder und Ikonographie im Aufsatz: Ostseite: Maria; Südseite: Cyrill und Methodius; Westseite: Alois Andricki; Nordseite: Auferstehung Jesu.
Inschriften am Aufsatz: Štó je kaž Bóh? [Wer ist in Gott?].
Inschriften am Schaft und am Sockel: Soli Deo Gloria; Südseite: Wjace docpéjču hdyž so pomodlu [Mehr erreiche ich, wenn ich bete]; Nordseite: K wopamnjenja wučerja serbskeho ludu Michala Nawki 1885 -1968 [Zum Gedenken an den Lehrer des sorbischen Volkes Michael Nawka 1885-1968]; Westseite: dźakowne dźěći w Radworju 21. pražnika 1985 [die dankbaren Kinder in Radibor 21.Juli 1985].
Kaplan Alois Andricki wurde am 2.Juli 1914 in Radibor geboren, er starb am 3.Februar 1943 im KZ Dachau. Michael Nawka (1885-1968) war Lehrer, Sprachwissenschaftler, Dichter und Mitbegründer der Domowina. (Eichler 2003)

Im Vorgarten des Grundstückes Kirchweg 4. Moderner Bildstock, der sich aber im Stil an traditionelle Formen anlehnt. Säule und Tabernakel aus einem Stück aus Granit. Reliefs holzgeschnitzt und mit Blattgold belegt, in den Tabernakel eingelassen.
Dargestellte Heilige: Ostseite: Gottesmutter Maria; Südseite: Cyrillus und Methodius; Westseite: Kaplan Alois Andretzki (geb. am 2.7.1914 in Radibor, am 21.4.1941 verhaftet, gest. am 3.2.1943 im KZ Dachau); Nordseite: Auferstehung Jesu.
Inschriften am Tabernakel bei oder unter den Reliefs: Štó je kaž Bóh? (Wer ist in Gott?).
Inschriften am Schaft oder am Sockel: Soli Deo Gloria; Südseite: Wjace docpéjču hdyž so pomodlu (Mehr erreiche ich, wenn ich bete); Nordseite: K wopamnjenja wučerja serbskeho ludu Michala Nawki 1885 -1968 (Zum Gedenken an den Lehrer des sorbischen Volkes Michael Nawka 1885-1968); Westseite: dźakowne dźěći w Radworju 21. pražnika 1985 (die dankbaren Kinder in Radibor 21.Juli 1985). (Dietze 1997)

Sage:

Quellen und Literatur:
Dietze, Gernot - Bildstöcke in der katholisch-sorbischen Region der Oberlausitz und angrenzender Gebiete, Kamenz 1997, Nr.31, S.19
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, S.72, Nr.109
aktuelle Aufnahme von Gernot Dietze, Kamenz (Foto von 1997)


Sühnekreuze & Mordsteine