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Gedichte zum Thema allgemein | Gedichte mit Standortbezug


 Gedichte zum Thema allgemein - Seite 2 
Das Kreuz am Wege.
Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf (1796)

Seid willkommen meinem Saitenspiele
ihr der Christusliebe Hochgefühl!
   ich verfolg euch bis zur ersten Spur!
frei will ich, wie ichs empfinde, reden,
   über Weih’und Mönschstonsur.

Ich gesteh’s: ein einfach Kreuz, am Wege
hingestellt, hat manch Gefühl mir rege
   angefacht und glühend eingehaucht!
Ich gesteh’s: ich achte, liebe, schätze
jene Sitte, die nach dem Gesetze
   uns’er Kirche, – nimmer taugt

Jedes Kreuz, wär’s auch von rohen Händen
die, gewohnt, nur Farbe anzuwenden,
   den Geschmak entadeln, schlecht geschnitzt,
ist doch werth mir, denn es gleicht dem frommen
Mann, der für uns in die Welt gekommen,
   – für Jartausende genüzt!

Ihm, der selbst so gern auf freien Höhen
rund dem Volk gepredigt, und auf Seen,
   einst entschlief, nicht achtend der Gefahr
und der Wellen stürmendes Getöse; –
Ihm, der doch ein Bild von Gottesgröse,
   und von Menschenmilde war!

Ihm, der zürnend eiteln Farisäern
Wahrheit lehrt’, und um von seinen höheren
   Geistesmühen menschlich auszuruhn,
im Kreise seiner Lieben weilte,
Kinder liebte, arme Kranke heilte
   und umherging, wohlzuthun!

Ihm, den Hohen, den wir, glänzt auch nimmer,
er in ächter Gottheit Strahlenschimmer,
   die so unverkennbar ihn umgab,
dennoch liebten! – weiht Ihm Kreuz und Halle
oder brecht, ihr Undankbaren! Alle
   eure Monumente ab!

Und du, Kreuz am Wege, hauche glühe
Christuslieb mir oft noch ein! Ich ziehe
   vor dir ehrerbietig meinen Hut!
Dein erinnern stärk mir das Feuer
seinen Lehren, einem Vorbild treuer
   fromm gleich Ihm zu sein und gut!

Nostiz             

(Lausizische Monatsschrift, Görlitz 1796, Dezember, zwölftes Stück., S.323-324)




Alter Feldstein
Ernst Scheibelreiter

Weit gebreitet glänzt der Gerste Schein;
aus den Ähren ragt ein alter Stein.

Fromm hat ihn ein Staubgeschlecht erdacht;
frömmer noch hat ihn die Zeit gemacht.

Grubige Säule, angetan mit Moos,
gibt den frischen Wanderblick nicht los.

Jesus Christ, der Held und Schmerzensmann
schaut mich aus den ewigen Augen an:

Geh dahin in deinem Sommerglück!
Laß mir einen Herzschlag nur zurück.

Stumm in Demut wohne ich darin
und du weißt, wo ich zu finden bin.

Der Bildstock
Herbert Strutz

Ins Weizenfeld im blauen Hügelland,
von Lerchenliedern silberzart umnetzt,
hat diesen Bildstock einst mein Ahn gesetzt
und stumm bemalt mit schwielger Bauernhand.
Der Rebe gleich, umpraßt von Sonnenfeuer,
schlingt Efeu sich ums brüchige Gemäuer.

Schon barst sein Fuß. Dort wohnt die Echse stumm
in düstrem Schlupf und moosbewachsnem Riß.
Doch über ihrer Erdenfinsternis
ragt machtvoll auf das Bilderheiligtum,
vom Regen und von Gottes Himmelsglanze
noch ungetrübt: die steinerne Monstranze.

Noch sehe ich die Faust, die sie erschuf,
den Blick, so irdisch und doch wolkenfern ...
In Einfalt diente einst mein Ahn dem Herrn
und nahm ihn auf aus jedem Vogelruf,
aus Gras und Kraut, aus Korn und Winzertrauben
und schuf dies Bildwerk seinem Bauernglauben.



Bildstock
Josef Weinheber

Zerfallner Stock,
blasses Bild.
Christ und unsre
Jungfrau mild.

Verwittert die
Jahreszahl:
Siebzehnhundert-
dazumal.

Die Betbank auch
arg zerkracht.
Jeder trägt an
seiner Tracht.

Feidan und -um
Einsamkeit.
Sonne scheint
und Grille schreit.

Der Bauer braucht
- Plag und Pein -
jeden Tag den
Herrgott sein.

Geh nicht vorbei!
Rück den Hut!
Bet ein wenig!
Das ist gut.


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Sühnekreuze & Mordsteine