Das Steinkreuz von Greifenhain - 03116 Greifenhain
In Greifenhain lebte einstmals die Jungfrau Maria. Sie war blond, groß, schlank,
wohlproportioniert und Magd auf dem Gut des Poppo von Köckritz. Natürlich besaß sie viele Verehrer, die ihr verlangend nachstellten.
Aber Maria nahm nur zwei ernst. Der eine war herrschaftlicher Vogt auf dem Greifenhainer Gut, bereits im gesetzten Alter, still und
in sich gekehrt. Der andere, nur wenig älter als sie, Knecht im gleichen Gut, sprühend vom Temperament, stets zu Streichen aufgelegt.
Die Mägde des Gutes und die Töchter des Bauern waren ihm gleichermaßen zugetan und versuchten beim Erntetanz und während
der Fastennacht seine Aufmerksamkeit zu erringen. Maria wurde mit Balthasar einig, und beide baten den Herrn um Eheerlaubnis.
Den Vogt muss diese Entscheidung schwer getroffen haben. Aufmerksame Beobachter konnten feststellen, dass er Maria und
Balthasar mit glühenden Blicken verfolgte und bei der Arbeitseinteilung bemüht war, ein Zusammentreffen beider unmöglich zu machen.
Langsam reifte in seinem Kopf ein schlimmer Plan.
Im Winter, als der erste Schnee gefallen war, fuhr Balthasar immer mit dem Schlitten nach Drebkau, um Weihnachtsbesorgungen
zu erledigen. Um den Weg im Schnee nicht zu verfehlen, steckte man lange Stangen mit Strohwischen dort auf, wo im Verborgenen
Sumpflöcher Gefahr bargen. Es muss Mitte Dezember gewesen sein, als die Schneedecke geschlossen war. Im Gutshaus packte man
Geschenke für das Drebkauer Schloss: rotbäckige Äpfel, Birnen, einen Gitterkorb mit schnatternden Gänsen, einen Schock Eier,
Gebackenes und Gesottenes. Der Vogt befahl Balthasar, die Pferde vor den Schlitten zu spannen und loszufahren. Im Drebkauer
Schloss musste er wie gewöhnlich warten und konnte den Rückweg erst antreten, als die Dämmerung bereits hereingebrochen war.
Das einsetzende Schneetreiben erschwerte die Sicht. Als er vom Drebkau-Senftenberger Pfad nach Greifenhain abbog, etwa dort,
wo heute der Weg das Fließ überquert, sackten die Pferde plötzlich ab, zogen den beladenen Schlitten mit sich in die Tiefe.
Der Vogt hatte zuvor die Orientierungsstangen versetzt. Später prahlte er im Trunk mit seiner Tat, wurde vom herrschaftlichen
Gericht hochnotpeinlich befragt und gestand in der Folter seine Tat. Er wurde gehenkt. Maria ließ von ihrem Hochzeitsgroschen
das Sühnekreuz errichten. Vier Monate nach Balthasars Tod gebar sie ein Mädchen. Das uneheliche Kind starb nach einigen
Wochen. Maria heiratete nie und starb vor ihrem 30. Geburtstag.
Nach einer anderen Version besuchte der Jude Isaak im Spätherbst das Gut Greifenhain. Er war auf einer Rundfahrt und
kam von Altdöbern, wo er beim Herrn von Köckritz Tuche verkauft hatte. Da er in der Nacht nicht weiterzufahren wagte, erlaubte
ihm die Herrschaft, in der Scheune zu nächtigen. Seine volle Geldkatze verbarg er unter seinem Körper im Stroh. Früh, die Hähne
hatten noch nicht gekräht, machte er sich auf den Weg. Im Nebel war der Sumpfpfad gespensterhaft. Er erschrak, als plötzlich ein
Strauchdieb vor ihm stand. Ängstlich suchte er nach einem Fluchtweg, stolperte über einen Ast und stürzte. Der Wegelagerer zückte
seinen Dolch, warf sich auf den Liegenden und stach erbarmungslos zu. Er schnitt die Geldkatze ab, zog den Toten an den Füßen
an ein Sumpfloch und drückte ihn mit einem Ast in die Tiefe.
In Drebkau setzte ihn der Büttel fest, nachdem der Mörder Pferd und Wagen des Juden verkauft hatte. Auf der Folterbank
gestand er das Verbrechen. Sein geschundener Körper wurde gerädert, von dem sichergestellten Geld des Juden ließ man ein
Sühnekreuz errichten.
Die Mönchskreuze bei Lindena - 03238 Lindena
Als die Mönche aus dem Kloster Dobrilugk vertrieben wurden und nach Prag zogen, da waren ihrer so viele, daß als der Kopf des
Zuges in Lindena war, noch das Ende auf der Brücke zum Schloß in Dobrilugk zwischen den beiden Säulen war. Die Mönche gingen
immer zwei und zwei. Und so lange sie zogen, läuteten die Glocken. Sie hatten aber verabredet, wenn die letzten auf der Brücke
wären, dann sollten die Glocken aufhören mit Läuten. Und wie die Glocken aufhörten, und die ersten am Anfange des Zuges das
merkten, da bezeichneten sie die Stelle, wo sie gerade waren. Damit aber alle Leute auch später immer sehen sollten , wie viele Gott
dem Herrn gedient hatten, stzten sie an die gemerkte Stelle zwei Kreuze aus Stein.
Wenn die Katholischen eine Prozession machten, gingen sie auch immer bis Lindena, bis zu der Stelle, wo die Kreuze errichtet
waren.
(Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Alt-Kreise Luckau)
Der Kreuzstein von Sonnewalde - 03249 Sonnewalde
Vor über 350 Jahre starb in einem Dorfe bei Sonnewalde ein Lehnsbauer. Er hinterließ einen Sohn als einzigen Leibeserben. Bald
nach dem Tode des Bauern kam der in die Fremde gegangene Bruder des Erblassers in die Heimat zurück. Er fand seinen Neffen
im Besitz des Hofes, an den er glaubte Forderungen zu haben, deren Begkeichung er verlangte. Es kam hierüber zu ernsten
Zerwürfnissen zwischen Oheim und Neffen, so daß das Gericht in Sonnewalde zur Schlichtung angerufen wurde. Als beide Parteien
an dem angesetzten Gerichtstage vor dem Kirchhainer Tor zusammentrafen, um gemeinsam zur Gerichtsstelle zu gehen, gerieten
sie wiederum in Streit, bei dem der jähzornige Neffe seinen Oheim durch zwei Stiche mit dem Brotmesser tötete. Das höchste
Gericht der Niederlausitz in Dresden verurteilte den Möder zum Tode durch das Schwert, nachdem er vorher gepeinigt und zur
Richtstätte geschleift worden wäre.
Zur Erinnerung an diese Mordtat wurde ein Denkstein am Tatort errichtet, der ein Kreuz und daneben ein Messer zeigt.
(Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Alt-Kreise Luckau)