Die vierzehn Steinkreuze von Reicholzheim - 97877 Reicholzheim
2. Variante
1. Variante
Vor Zeiten ging einmal ein schönes Mädchen,
dessen Bruder und zehn andere Burschen aus Höhefeld von der Kirchweih in Waldenhausen, heimwärts. Kaum waren die Burschen
außerhalb von Waldenhausen, als die zehn Burschen wegen des Mädchens, in das alle verliebt waren, in Streit gerieten.
Dabei wurde einer getötet. Zwar setzten sie hierauf ihren Weg fort, allein auf der Höhe hinter Reicholzheim erneuerten sie den
Streit mit solcher Wucht, daß die neun anderen Burschen auf dem Platze blieben. Als der Bruder des Mädchens das große
Unglück betrachtete, das es durch seine Gefallsucht verursacht hatte, hieb er ihm mit seinem Schwert den Kopf ab. Dann ging er
fort, nahm sich aber selbst das Leben, als er an der Gamburger Steige angelangt war.
Dort und an jeder Stelle, wo ein Bursche gefallen sein soll, soll ein steinernes Kreuz gestanden haben und ein hoher Stein
mit einem eingehauenen Schwert da, wo das Mädchen umgekommen sein soll. Von dem obersten Kreuz bis zu dem untersten sei das
Blut einem Bache ähnlich geflossen. Seit dieser Zeit nennt man die dortigen Äcker auch Streitäcker. Einen Hinweis dazu findet
sich allerdings weder im Gemeinde- noch im Pfarrarchiv von Reicholzheim noch in allen sonst im Wertheimer Bezirk
vorhandenen Urkunden.
Das Gewann, wo die Steinkreuze heute auf der Gemarkung Reicholzheim zusammengestellt sind, heißt der "Galgen". Auf dieser
Höhe fand die gerichtliche Sühne in früheren Jahren statt, und zwar für schwere Verbrechen. Die auf den Kreuzen angebrachten
Zeichen könnten auf Werkzeuge hinweisen, mit denen eine vom Gericht gesühnte Bluttat geschehen war. Darüber hinaus könnten
sie aber auch auf den Beruf des Abgeurteilten hinweisen.
Die Kreuze oberhalb Reicholzheim.
Vor Zeiten gingen einmal neun bis zwölf Höhfelder Bursche mit einem schönen Mädchen von der Waldenhauser Kirchweihe heim. Auf der
Höhe hinter Reicholzheim geriethen sie wegen des Mädchens, das Allen wohlgefiel, miteinander in Streit, wobeio sämmtliche Burschen bis auf Einen, und auch das
Mädchen, welches sie den Kopf abhieben, getödtet wurden. Der am Leben gebliebene Bursche ging noch bis zur Gamburger Steige, wo ihn aber die Reue so heftig
erfaßte, daß er sich selbst umbrachte. An diesem Platze nun, so wie an jedem anderen, wo wo einer der Burschen gefallen, steht ein steinernes Kreuz, und ein
hoher Stein, mit einem darauf eingehauenen Schwerte, da, wo das Mädchen umkam. Von dem obersten Kreuze bei Reicholzheim bis zum untersten, war das Blut
wie in einem Bach geflossen. Die dortigen Aecker haben von diesem Vorfalle den Namen "Die KratzerStreitäcker", und
wegen desselben ist die Waldenhauser Kirchweihe für immer aufgehoben. Bei den Kreuzen spukt es in manchen Nächten, namentlich geht ein schwarzer Mann dort
um, der sich den Vorüberwandernden auf den Rücken hängt und eine gute Strecke weit von ihnen fortgetragen läßt.*)
(Mone`s "Anzeiger für die Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1838)
(Schnezler, August (Hrg.) - Badisches Sagenbuch. Eine Sammlung der schönsten Sagen, Geschichten, Märchen und Legenden des badischen Landes, aus
Schrifturkunden, dem Munde des Volkes und der Dichter, Zweite Abtheilung: Von der Ortenau bis zum Mainthal, Karlsruhe, Creuzbauer und Hasper. 1846, S.638f.)
Anmerkung: *) Streitäcker, Kriegsmatten u. dgl. Gibt es in vielen Gemarkungen ; sie mögen wohl ihre Namen vom streitigen Feldmaaß oder
Eigenthumsrechte haben, worüber auch manchmal blutige Händel entstanden seyn mögen. Ich vermuthe daher, daß über solche Feldnamen noch hie und da
Volkssagen im Schwunge sind. Ob damit überall die rohen steinernen Kreuze auf den Feldern zusammenhängen, läßt sich nicht mit Gewißheit behaupten. In der
Regel stehn diese Kreuze als Zeichen, daß auf ihrem Platze Jemand erschlagen wurde, daher das Mordwerkzeug (Messer, Pflugschar ect.) häufig in rohen Umrissen
auf dem Kreuz ausgerhauen ist. Mone.
O Liebe, blinde Liebe! Was hast du schon vollbracht!
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Wahrzeichen bei Stimpfach. - 74597 Stimpfach
Mündlich von Ellwangen.
Eine Stunde südlich von Stimpfach ist die Ritterburg "Rechenberg". Von dem letzen Ritter der Burg, "dem bösen Wilhelm dem Wilden", geht
die Volkssage: er sei einst am hohen Ostertage zur Kirche gen Stimpfach geritten. Bei ihm war sein Diener. Wie sie wieder auf dem Heimwege waren, bekam der
böse Ritter Streit mit seinem Diener und erstach ihn. An Ort und Stelle wurde der Knecht verscharrt und ein steinern Kreuz errichtet, das man nur Malefizkreuz heißt,
und das man noch zeigt. Der Ritter vermachte Gut und Burg dem Kloster Ellwangen, soll später von seinem eigenen Stallknecht erstochen worden sein.
(Birlinger, Anton / Buck, M. R. - Volkstümliches aus Schwaben. Band 1. Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S.169, Nr.262)
Das Steinkreuz bei Widdern - 74259 Widdern
Vom Bahnhof Widdern führt ein Weg südlich in die Fluren Bühl und Hornetten. An diesem stand bis vor wenigen Jahrzehnten ein
altes Steinkreuz. Ein heftiger Sturm warf es eines Tages um. Da sich niemand um dasselbe bekümmerte, wurde es von dem Besitzer
des nahen Steinriegels zerschlagen und mit anderen Steinen weggeführt. Heute erinnert nur der Name "steiniges Kreuz" noch daran,
daß hier einmal ein altes Sühnekreuz sich erhob.
Die Sage erzählt: Vor vielen Jahren wanderten einmal zwei Metzger auf dem Weg durch die Hornetten dem Heimatstädtchen
Widdern zu. Sie hatten schlechte Geschäfte gemacht beim Viehhandel und den Ärger darüber mit manchem Glas Wein
hinuntergespült. Als sie schon die Lichter von Widdern schimmern sahen, gerieten sie in Streit. Ein Wort gab das andere. Schließlich
drangen sie mit ihren Messern aufeinander ein und brachten sich gegenseitig schwere Verletzungen bei. Des andern Tags fand man
sie tot nebeneinander liegen. An der Stelle, wo sie gefunden wurden, errichtete man das Steinkreuz.
(Krapf, Friedrich - Neckarsulmer Heimatbuch, 1928, S.253-254)
Das Steinkreuz bei Windischbuch - 97944 Boxberg / OT Windischbuch
An der Straße von Windischbuch nach Assamstadt steht ein Steinkreuz. Davon wird erzählt: Die Schweden hatten in Windischbuch
ihr Quartier. Sie zogen fort nach Assamstadt. Ein Offizier merkte, daß er seinen Geldgurt nicht mehr hatte. Er dachte, er hätte ihn im
Quartier vergessen, und schickte seinen Burschen zurück. Der konnte aber den Gurt im Dorf nicht finden. Er kam und meldete das
seinem Herrn. Da zog dieser seinen Säbel und stach den Burschen tot. Als er dann weiterritt, sah er, daß der Geldgurt an seinem
Sattel gehangen hatte, etwas versteckt. Da reute es den Offizier, daß er seinen Diener umgebracht hatte, und zur Sühne ließ er am
Ort des Geschehens ein Steinkreuz setzen. Der Bursche liegt darunter begraben.
(Peter Assion u.a. - Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch, 1983, Ziff. 427)