Das hohe Kreuz bei Bonn. - 53175 Bonn
An dem Wege von Bonn nach Godesberg, etwa eine Stunde von der Stadt, erhebt sich das Hochkreuz. Auf drei
Stufen steht in drei Viehrungen in gothischem Styl die vierseitige, 36 Fuß hohe Kreuz-Pyramide mit ihren Nischen, Sockeln und
Stabsäulchen, von denen aber die Steinbilder in Laufe der Zeit verschwunden sind. Dieses Denkmal wurde im 14. Jahrhundert vom
Erzbischof Walram von Köln ereichtet, und die Sage knüpft folgende Erzählung an dasselbe. In alten Zeiten hatte der Ritter auf der
Burg Drachenfels zwei Kinder, Walter und Maria, aber auch einen unehelichen Sohn Ebbo. Dieser, der den Namen Löwenburg
führte, gewann die Liebe des schönen Fräuleins Maria, und einst traf ihn Walter in dem Burggarten bei seiner Schwester. Er sagte
ihm manch hartes Wort und schon bald darauf die beiden Ritter in der Stelle sich, wo jetzt das Denkmal steht, begegneten, fand Ebbo
seinen Tod durch Walters Hand. Der Probst vom Apollinarisberg sagte letzterem, dessen Vater längst gestorben war, die schreckliche
Nachricht, daß er seinen eigenen Bruder erschlagen habe, und er ließ aus Sühne das hohe Kreuz errichten. Nach einer anderen
Sage sollen die beiden Brüder Ritter von Hochkirchen gewesen sein, wovon aber der Name Hochkirchen oder Hochkirch abgeleitet
wird. Nach einer dritten Sage hat erschlagen ein Ritter Huy von dem Klochterhofe bei Friesdorf seinen Bruder ohne Veranlassung
auf der Jagd. Mal. Rheinland.
(Spitz, Johann Wilhelm - Rheinischer Sagen- und Liederschatz in Volksgeschichten, Legenden und Mythen vom Rhein und seinen Nebenflüssen. 2. Band, Düsseldorf und Köln 1843, S.246-247)
Das Hochkreuz bei Bonn - 53175 Bonn
Auf dem Wege von Godesberg nach Bonn begegnet man dem "Hochkreuz", einem Denkmal, welches Erzbischof Walram von Köln errichtet
haben soll und von dem die folgende Sage erzählt:
Einer der Ritter, welcher auf der Burg Drachenfels saß, hatte nach einer ausschweifenden Jugend an der Seite seiner trefflichen
Gattin ein ruhiges und zufriedenes Leben gefunden. Aus dieser Ehe stammten zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter, die er beide sehr liebte. Aber aus
seiner stürmischen Jugendzeit stammte noch ein älterer Sohn, dessen Geburt der Mutter das Leben gekostet hatte und den der Ritter auf dem Apollinarisberge
für den geistlichen Stand vorbereiten ließ. Diesem älteren Sohne war seine Abstammung verborgen; doch hatte er ein Erbteil von seinem Vater: einen
unwiderstehlichen Tatendrang. So hielt er es denn auch hinter engen Kirchenmauern nicht aus; er entwich und eilte dem kaiserlichen Heere zu, das sich zu
einer Fahrt nach Italien rüstete. Als Ritter Bruno verrichtete der Jüngling viele Heldentaten und gewann sogar die Gunst des Kaisers.
Als das Heer aus Welschland heimkam, ritt Bruno auch in seine Heimat, begrüßte seinen geistlichen Pflegevater auf dem
Apollinarisberge und verkehrte auch mit den Rittern der Umgegend. So gelangte er auch auf Burg Drachenfels.
Dort hatten sich die Verhältnisse inzwischen sehr verändert. Der alte Ritter und seine Gemahlin waren gestorben, der Sohn war
Burgherr geworden und die Tochter zu einer lieblichen Jungfrau erblüht. Als nun der im Kriegsruhm strahlende Bruno dem Fräulein begegnete, fühlten sie sich
unwiderstehlich zueinander hingezogen und verlobten sich heimlich, da sie von ihrer Verwandtschaft nichts ahnten.
Als jedoch der junge Burgherr die aufkeimende Liebe bemerkte, ward er sehr zornig: er empfand einen großen Widerwillen gegen
den unerkannten Bruder und hatte seine Schwester auch bereits einem Freunde zur Gattin bestimmt. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, wobei der
Burgherr den Ritter Bruno einen Namenlosen nannte und ihn so schwer beleidigte, dass dieser ihm den Fehdehandschuh vor die Füße warf.
Das Fräulein empfand natürlich tiefen Schmerz über den Zwiespalt ihrer beiden liebsten Menschen. Sie sandte einen eiligen Boten
an den Abt auf dem Apollinarisberge, dem Erzieher ihres Geliebten, und bat ihn zu kommen und den Streit zu schlichten. Der Abt machte sich auch eiligst auf,
um durch Enthüllung des Geheimnisses zu verhindern, dass die beiden Brüder sich im Zweikampf gegenüberstanden. Doch er kam zu spät.
Ritter Bruno und sein Bruder waren an dem Orte, wo sich jetzt das "Hochkreuz" erhebt, aufeinander gestoßen und hatten die
Schwerter gezogen. Lange schwankte der entsetzliche Bruderkampf hin und her, bis der Drachenfelser den Ritter Bruno zu Boden schlug. Dann eilte er, selber
verwundet, nach seiner Burg zurück. Dort stand der soeben eingetroffenen Abt und seine Schwester beieinander. Als er vernimmt, dass er zum Brudermörder
geworden, da packt ihn tiefes Entsetzen. Um seine Schuld zu büßen, geht er in das Kloster Heisterbach, wo er sein Leben in Reue und Buße beschließt.
Seine Schwester aber, die noch rechtzeitig vor schwerer Schuld bewahrt, nimmt den Schleier im Kloster Nonnenwerth, wo sie ihrem Unglücke nachtrauert.
An der Stelle aber, wo der Brudermord geschehen, ist das "Hochkreuz" errichtet, dass die Vorübergehenden dort ein stilles Gebet für den Getöteten und
seinen armen Bruder sprächen.
(Neumann, Hellmuth - Die schönsten Rheinsagen, Ernst Oldenburg Verlag, um1920, S.120-122)
Das steinerne Kreuz - 57668 Lennestadt-Altenhundem
Vor vielen, vielen Jahren kamen einmal zwei fremde Ritter auf ihrem Wege ins Lennetal. Sie wollten ans
jenseitige Ufer, fanden aber keine Brücke. Der Fluß war durch die Schneeschmelze ein wildes Wasser geworden. Der eine Ritter
sprang vom Pferd, kniete nieder und stellte sein Leben in den Schutz des Heiligen Nikolaus. Der andere verlachte seinen Genossen
und prahlte, er verlasse sich auf seine eigene Kraft und auf sein Pferd, daher brauche er nicht des Himmels und des heiligen Hilfe.
Damit sprengte er in die Fluten. Aber das Pferd scheute vordem schäumenden Sturz der Wogen, und es warf den Reiter ab. Der
versank und ward nicht mehr gesehen.
Danach ritt der andere in den Fluß, und er kam glücklich hindurch. Nahe dieser Stelle ließ er als Zeichen
des Dankes für die Rettung ein steinernes Kreuz errichten. Dann zog er weiter fort. Das Kreuz steht noch heute in der Nähe von
Altenhundem, es trägt die Inschrift: "Heiliger Nikolaus, hilf uns über Wasser und Land!" (Groeteken.)
(Kühn, Fritz - Sagen des Sauerlandes. Meschede 1936, S.123)
Das Kreuz zu Niedereimer - 59821 Arnsberg-Niedereimer
Im Felde bei Niedereimer steht ein uraltes, verwittertes Kreuz. Hier wartete einst ein Ritter mit finsteren
Gedanken auf seinen Bruder, der des Weges kommen mußte. Er wollte ihn ermorden, damit er das Erbe nicht mit ihm zu teilen
brauchte.
Der Jüngste kam sorglos herangeritten. Als er nahe am Kreuz war, sprengte der Bruder auf ihn zu und
würgte den Ahnungslosen. Es half kein Bitten und kein Flehen, der Ritter stieß den armen Bruder das Schwert ins Herz und ließ ihn
liegen in seinem Blute.
Doch der Mörder fand keine Ruhe. Die schwere Schuld ließ ihn nicht los. Er irrte umher Tag und Nacht.
Und eines Tages wurde er ermordet aufgefunden.
Nicht lange danach kam um Mitternacht ein Wanderer an dem Kreuz vorüber. Da sah er einen Reiter
dahersprengen im schwarzen flatternden Mantel. Kein Hufschlag war zu vernehmen, kein Schnauben und kein Klirren der Waffen.
Der Wanderer blieb erstarrt stehen. Der Reiter sprang ab und kauerte am Kreuz nieder. Mit knöchernen Händen umfaßte er den
Stein. Es rannen Blutstropfen herab. Der Reiter fuhr mit den Händen darüber, als wollte er sie abwischen. Und es klang ein grausiges
Klagen aus seinem Munde. Da nahte ein anderer Schatten. Der blieb auch am Kreuz stehen. Das Mondlicht fiel in ein fahles,
schmerzverzerrtes Gesicht, das anklagend zu dem Mörder aufsah. – Von dem Turm her schlug’s Mitternacht. Da verwehten die
beiden Schatten und tauchten unter in Nacht und Wind. (Groeteken.)
(Kühn, Fritz - Sagen des Sauerlandes. Meschede 1936, S.125-126)
Der Altarstein - 57392 Schmallenberg-Latrop
Es war um die Zeit, als den alten Sachsen das Christentum gebracht wurde. Die Boden des neuen Glaubens kamen auch in die Täler
des Sauerlandes. Viele der Sachsen aber verstockten sich gegen die Christenlehre und zogen sich ingrimmig zurück in die einsamen
Täler und Schluchten.
Im Grubental, dort wo heute das Dörfchen Latrop liegt, errichteten sie einen steinernen Altar. Eine Drude
brachte die Opfer dar, und sie kündete den Willen der Götter. Es war ihnen der Wald hierselbst eine heilige Stätte, und sie waren
sicher vor Lauschern und Eiferern.
Dennoch erschien eines Tages die fremden Mönche. Von Wormbach her waren sie eingedrungen. Nun
wanderte die Drude fort. Der Altarstein lag darauf verachtet und verlassen da. Die Mönche aber errichteten an der Stätte eine Säule
mit einem Kreuz darauf. Ein Weg, im Schatten hoher Eichen, führt heute noch daran vorüber. (Groeteken.)
(Kühn, Fritz - Sagen des Sauerlandes. Meschede 1936, S.44-45)
Das rote Kreuz - 59955 Winterberg-Züschen
Auf dem Wege von Züschen zum Kahlen Astenberg stand vorzeiten ein Kreuz. Nun ist es verfallen. Im
Volksmund heißt es immer noch das "Rote Kreuz". Zwei Handelsleute aus Züschen, die Brüder Völlmecke, hatten es errichtet. Es
waren die Handelsleute, die alljährlich in die Eifel zogen und hier ihrem mühsamen Gewerbe nachgingen. Einst traf es sich, daß
andere Handelsleute ihnen zuvorgekommen waren. So klopften sie überall vergeblich an. Daher beschlossen sie, auf gut Glück
weiterzuwandern. Sie ließen sich den Weg nach Belgien zeigen.
Drei Tage lang gingen sie schon durch den Wald, und immer noch nicht fanden sie das Ende. Es wurde
wieder Abend. Da vernahmen sie von ferne Hundegebell. Sie gingen darauf zu und kamen an ein düsteres Waldwirtschaftshaus. Es
erschien ihnen so unheimlich, daß sie sich fürchteten einzukehren. Aber die große Müdigkeit zwang sie dennoch, um ein Nachtlager
zu fragen. Der Wirt, in dessen Augen das Böse lauerte, wies ihnen eine kleine Kammer an. Sie hatten sich kaum zur Ruhe gelegt, als
es leise an die Türe klopfte. Da stand eine Magd vor ihnen und flüsterte ihnen zu, hier wären sie im Hause eines Mörders; wenn das
Leben ihnen lieb sei, sollten sie fliehen.
Schnell warfen sie sich in die Kleider und sprangen zum Fenster hinaus. Der Hund schlug an. Sie liefen in
den Wald. Bald aber hörten sie fluchende Männerstimmen und jagende Hunde. Sie sahen die Schatten eines Holzgerüstes, kletterten
hinauf und warteten ab. In ihrer nächtlichen Angst gelobten sie, ein Kreuz zu errichten, wenn Gott sie aus der Gefahr errette.
Als der Morgen kam erkannten sie mit schaudern, daß sie auf einem blutbespritzten Galgen saßen. Sie
stiegen eilends herab. Die Lust zum Handeln im fremden Land war ihnen vergangen. Darum kehrten sie in die Heimat zurück. Ihr
Gelübde erfüllten sie. Und bald stand am Weg das Steinkreuz in roter Farbe als eine Erinnerung an den blutigen Galgen. (Groeteken.)
(Kühn, Fritz - Sagen des Sauerlandes. Meschede 1936, S.124-125)