Deutschland Nordrhein-Westfalen Kreisfreie Stadt Bonn

Bad Godesberg (I) / OT von Bonn


Die Nachbildung am
alten Standort

Historischer Stich als
Titelblatt des Buches
Das Hochkreuz bey
Godesberg (1983)

Stich vonJ.J. Huguenet
nach Zeichnung von
Hoffmann

Ansichtskarte mit
Ansicht von 1889

Kupferstich von
B.H. Hundeshagen

Lithographie nach
C.A. Meyer von
P. Schieffer

Joseph Mallord
William Turner,
Hochkreuz und
Godesburg, 1817

PLZ: 5317X

GPS: N 50° 42,105', O 7° 8,941'

Standort: An der Stadtbahn-Haltestelle Hochkreuz / Deutsches Museum (Nachbildung).

Größe / Material:

Geschichte: Zur Datierung des Hochkreuzes von Bonn Bad Godesberg, welches sich heute im Plastikenhof des Bonner Landesmuseums befindet, findet man folgende Quellen: "ist dat steinen cruitz tuschen Gudesberch und Bunne von Bischof Walram von Jülich (1332-1349) gesetzt worden." (Nach der Koelhoff'schen Chronik; Chroniken der niederrheinischen Städte, Köln III, S.672).
"Urkundlich erwähnt wird es schon 1445. Die Sage, dass das Kreuz von Ritter Heinrich von Drachenfels im Jahre 1493 als Sühne für einen Brudermord errichtet sei, ist späteren Ursprungs." (Clemen 1905). In dieser Quelle heißt es weiter: "Von dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich (1332-1349) gestiftetes, und durch die Kölner Dombauhütte aufgeführtes Wegekreuz. Hohe dreigeschossige Trachytsäulen, durch reich profilierte, von Wimpergen bekrönte, und Fialen begleitete Spitzbogenblenden gegliedert, und mit steinerner Pyramide bekrönt.
Das Denkmal ist ein Hochkreuz, das durchaus die Formen der ausgebildeten Gotik der Mitte des 14. Jh. zeigt. Es besitzt im Aufbau einige Verwandschaft mit dem Xantener Hochkreuz. Größere Ähnlihkeit weisen die süddeutschen Hochkreuze auf, das zu Regensburg am Wittelsbacher Platz, das zu Wien am Wienerberg."
Das Hochkreuz von Bonn Bad Godesberg zeigte in der Mitte des 19.Jh. derart starke Schäden, daß es 1859 nach Zeichnungen des Kölner Dombaumeisters Zwirner und unter der Leitung des Baumeisters Dietrich völlig erneuert worden ist. Eine Zeichung zeigt die starken Schäden zu damaliger Zeit: Fialen, Kreuzblumen und Köpfe der unteren Figuren fehlen, große Stücke sind herausgebrochen.
Durch die Enteignung des zum Bau der Straßenbahn notwendigen Geländes erwarb die Stadt Bonn im vorigen Jahrhundert auch das Hochkreuz mit den dazugehörigen Grundstücken. Mit Schreiben vom 19. Mai 1956 regte die Stadt Bonn an, das Hochkreuz, welches sich bisher in Friesdorf befand, in das Eigentum der Stadt Bonn Bad Godesberg zu überführen. Die damalige Stadtverwaltung beschloß am 17.Juli 1956 dieses Angebot anzunehmen.
Durch die Neugestaltung des Bundesstraße 9 mußte schließlich das Hochkreuz seinen alten Standort aufgeben. Am 17.Juli 1956 wurde auch beschlossen das Hochkreuz zu versetzen. Im Zuge dieser Maßnahmen sollte zudem die bereits 1952 durchgeführte Restaurierung des Denkmals wieder aufgenommen werden.
Im Septemer 1956 wurde mit den Abtragungsarbeiten am Kreuz begonnen. Ende 1957 wurde es unweit seines alten Standortes aufgebaut.
Man versah den Schaft der Pyramide mit einem 6cm starken Vierkanteisen, das durch den Kern bis 2.00m über die Oberkante der Treppenstufe eingelassen und mit Zement vergossen wurde.
Der Arbeitsbericht von Albert Schmitt (Köln) und Klaus Petersen (Bonn) berichtet über die Restaurierung in den Jahren 1958-1959:
"Die Kreuzblumen und Krabben, im Original aus Drachenfelser Trachyt, wurden in Muschelkalk ergänzt."
Diese Ergänzungen sind deutlich auf Fotos aus jener Zeit erkennbar. Fehlende Partien wurden in Mineros ergänzt. Die Wimperge, die aufstrebenden Schrägkanten mit Kriechkrabben umfassen zwei musizierende Engel und zwei Evangelisten aus Burgsandstein. Die großen Figuren in den Sockelnischen (Christus, Johannes der Täufer, 2 Engel) sind ebenfalls aus Burgsandstein gearbeitet.
Durch den zunehmenden Autoverkehr in der neuen Bundeshauptstadt, die Erschütterungen durch die schweren Lastzüge und vorbeifahrenden Straßenbahnen und die zunehmende Luftverschmutzung, nahmen die Schäden an der Steinsubstanz des Hochkreuzes in nicht aufzuhaltender Weise derart zu, daß durch abscherende und gelockerte Teile akute Gefahr für die Passanten bestand. Aus diesem Grund wurde 1978 ein Schutzgerüst errichtet.
Die stark zerstörte und die Passanten gefährdende Substanz des Hochkreuzes von Bonn Bad Godesberg veranlasste die Stadt Bonn 1977 nun, durchgreifende Restaurierungsmaßnahmen ausführen zu lassen. Man beschloß das Hochkreuz abzubauen, es zu restaurieren und nach Abschluß dieser Arbeiten im Plastikenhof des Bonner Landesmuseums aufzubauen.
Im August 1979 wurden die einzelnen Werkstücke vom Schutzgerüst aus numeriert, gelöste Partien sichergestellt und Fotos angefertigt.
Im Septemer 1979 wurde die Gesteinsoberfläche zur Sicherung mit Tegovakon V (Goldschmidt AG, Essen), einem Kieselsäureester im Airlessverfahren in mehreren Arbeitsgängen gefestigt.
Ende Oktober 1979 wurde das Schutzgerüst abgebaut und einen Monat später ein neues Gerüst, geeignet zur Aufnahme der Lasten, erstellt. Das Eigengewicht der Kreuzes, in der Grundfläche 1.80x1.80m, in der Stufenanlage 2.50x2.50m groß, beträgt ca.10 Kubikmeter Werksteinmaterial, abzüglich 20% Ausarbeitung, also ca.20 Tonnen.
Nach ca.5 Wochen nach Festigung der Gesteinoberfläche wurde mit dem Abbau des Kreuzes begonnen. Schon beim Versuch die große Fiale zu lösen stellte sich heraus, daß das 6 cm starke Vierkanteisen in einem Abstand von je 2 m herausgeschweißt werden muß. Für diese Maßnahme mußte ein breiter Schlitz zum Eisen gestemmt werden. Trotz größter Schonung war es nicht zu vermeiden, daß bei dieser Maßnahme Risse und Brüche entstanden.
Die einzelnen Werkstücke wurden mit Hilfe eines Greifzuges mit Laufkatze abgebaut und auf Lastwagen verladen.
Die Bekrönungsfiliale und Kreuzblume zeigten keine größeren Schäden. Sie wurden in die Bildhauerwerkstatt der Firma Eich (Köln) transportiert. Dort wurde eine Kopie in Basaltlava angefertigt.
Die Wimperge, Fialen, Kreuzblumen, Figuren und Sockel wurden in die Werkstatt der Firma Ebert nach Köln-Niehl verbracht. Die Restaurierungsarbeiten in der Werkstatt dauerten von Januar 1980 bis März 1981.
Als erste Maßnahme stand die Entfernung der Zementteile an. Jeder Stein wurde tagelang gewässert und mit einer Naturborstenbürste gereinigt.
Damit die Bildhauerarbeiten für das neue Kreuz parallel verlaufen konnten, wurden Fehlstellen an Wimpergen, Fialen und Kreuzblumen in Gips anmodelliert, und die Steine in die Werkstatt der Firma Eich geschafft.
Für fehlende Teile mußten von vorhandenen gleichaussehenden Partien Kautschukformen hergestellt werden. Hierfür wurde auf den Stein zunächst Trennwachs aufgetragen (Fa. Eberhard-Chemie, Köln). Als nächstes wurde in mehreren Arbeitsgängen eine Kautschukformmasse "Ebaflex" (Eberhard-Chemie, Köln) aufgetragen und anschließend, nach ca.6-8 Stunde der Bereich mit Gips ummantelt. Nach Fertigstellung der Form konnte bei den Trachytteilen die Steinersatzmasse "Mineros" (Krusemark, Mühlheim/Main), bei den Sandsteinbereichen "Steinmasse RS" (Schmalstieg KG, Burgwedel), eingebracht werden. Zur Vermeidung von Luftblasen wurden die Steinersatzmassen mit dem Holz eingestampft. Nach ca.3-4 Wochen wurden Gipsmantel und Kautschukform entfernt, die Gießhaut abgeschliffen und die Oberfläche nachgearbeitet, sowie Messingdübel eingebracht.
Im September 1981 wurde bauseitig das Fundament im Plastikenhof des Bonner Landesmuseums erstellt. Der Wiederaufbau der Kreuzes fand im Oktober 1981 statt. Statt des Eisenankers wurde mit V4A Ankern gedübelt und so die notwendige Standsicherheit hergestellt. Im November 1981 wurden die restlichen Fehlstellen geschlossen sowie die Kreuzblumen, Fialen und Figuren versetzt. Anfang Dezember 1981 wurde die Gesteinsoberfläche mit "Tegovakon T" (Goldschmidt AG, Essen) im Airlessverfahren gefestigt und hydrophobiert. (Ebert 1982)

Das Hochkreuz zwischen Bonn und Godesberg. Dreiviertel Stunde von Bonn an der grossen Landstrasse, welche an dem linken Rheinufer vorbeiführt, ist eingothisches baudenkmal, das sogenannte Hochkreuz, errichtet, welches sowohl durch den Geschmack in dem es erbaut, als durch sein Alter die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Stürme in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft sind während eines Zeitraumes von einem halben Jahrtausend an demselben vorübergegangen, ohne dasselbe zu erschüttern. Selbst der Zahn der Zeit konnte ihm bis jetzt nicht so viel schaden, dass es nicht beinahe völlig wiederhergestellt werden können.
Ueber die Veranlassung zur Errichtung dieses Denkmals ist man nicht im Reinen; man sagt zwei Ritter aus dem benachbarten Friesdorf hätten einen Zweikampf gegeneinander ausgefochten, in dem der eine sein Leben eingebüst habe; dem Ueberlebenden sei von dem kölnischen Erzbischofe Walram die Busse auferlegt worden, dieses Kreuz zu errichten.
Mit Urkunden lässt sich diese Meinung nicht belegen, und so ist es denn begreiflich, dass man dieser Erklärungsweise keinen großen Werth beilegt und sie blos als eine solche zu betrachten geneigt ist, die man gegeben habe, weil man nichts Besseres zu sagen wußte. Allein, wenn man auch nicht im Stande ist, eine solche Erklärung mit Urkunden zu belegen, so gibt es doch noch ein anderes Mittel, sie zu stützen und sie zu einer solchen zu erheben, die einen hohen Grad von Glaubwürdigkeit, wenn nicht völlige Gewissheit hat. Um dies zu sehen, muß man seinen Blick über das genannte Denkmal hinaus erheben, und in die Zeiten zurückgehen, in denen dasselbe errichtet worden. Thut man das, so wird man in verschiedenen Gegenden Deutschlands steinerne Kreuze, kleinere und größere, wahrnehmen, über deren Deutung man bisher garnicht im Klaren war. Man findet diese Kreuze z.B. in Altbaiern, in Schwaben, in Franken, am Rheine und ohne Zweifel in vielen anderen Gegenden Deutschlands. Was den Ursprung derselben betrifft, so hat man dieselben je nach historischen Daten und Vermuthungen, in den verschiedenen Gegenden in verschiedenem Sinne erklärt; so z.B. wurden sie in Thüringen Zehnt- oder Bonifaciussteine (Waldmann 1857) genannt, weil man die Idee der Zehntfreiheit in jenen Gegenden an dieselben anknüpfte. Die richtige Erklärung ist aber weit näher gelegen.
Am Rhein und in Westphalen z.B. war es eine alte Sitte, die jetzt noch nicht erloschen ist, an den Wegen und an Stellen, wo jemand erschlagen worden war, ein Kreuz, und wenn die Mittel der Hinterbliebenen es erlaubten, ein steinernes Kreuz zu errichten. Hatte der Erschlagene bei Lebzeiten eine höhere Stelle in der Gesellschaft eingenommen, und war er bei den Seinigen beliebt, so übernahmen diese es, ein solches Denkmal zu errichten. [...] (Prof. Braun 1858)
Anmerkung: Prof. Braun läßt diesem Text eine Aufzählung von Sühnevergleichen folgen und ist sichtlich bemüht das Hochkreuz von Bad Godesberg in diese Tradition einzureihen.

Sage: 1. Das Kreuz soll von Ritter Heinrich von Drachenfels im Jahre 1493 als Sühne für einen Brudermord errichtet worden sein.
2. Zwei Ritter aus Friesdorf hätten einen Zweikampf hier gehabt. Der Überlebende hätte vomkölnischen Erzbischof Walram die Buse auferlegt bekommen, das Kreuz hier zu errichten.

Quellen und Literatur:
Ebert, H. - Vorgeschichte und vorangegangene Maßnahmen am Hochkreuz von Bonn Bad Godesberg in: Restaurierungsbericht - Hochkreuz, 1982
Clemen, Pauls: Kunstdenkmäler des Stadt und des Kreises Bonn, Düsseldorf 1905
Das Hochkreuz bey Godesberg. Zur Geschichte und Bedeutung eines gotischen Denkmals, Rheinland Verl., Köln 1983, Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmseums Bonn, Nr.116 mit Sammlung hist. Abbildungen
Rheinland, Mal. - Das hohe Kreuz bei Bonn, in: Rheinischer Sagen- und Liederschatz in Volksgeschichten, Legenden und Mythen vom Rhein und seinen Nebenflüssen, S.23-24, hrg. von Joh. Wilh. Spitz, Düsseldorf und Cöln 1843
Neumann, Hellmuth - Das Hochkreuz bei Bonn, in: Die schönsten Rheinsagen, Ernst Oldenburg Verlag, um1920, S.120-122
Prof. Braun - Das Hochkreuz zwischen Bonn und Godesberg, in: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, S.161-165, 13.Jg., Bonn 1858
Waldmann, Heinrich Maria - Über den thüringischen Gott Stuffo. Eine Untersuchung der ältern Geschichte des Hülfensberges, eines berühmten Wallfahrtsortes im Eichsfelde. Heiligenstadt 1857, S.96–97 und 99 ff. Nach einer maschinenschriftliche Kopie von Walter Saal.
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recherchiert von Dipl. Ing. Klaus Bouchon, Stadtplanungsamt Bonn / Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach / Uwe Stößel, Saalfeld / Benno Lux, Lünne



Bad Godesberg (II) / OT von Bonn


Kreuzoberteil

Kreuzstamm

Jahreszahl
auf Sockel

GPS:

Standort: Vor dem Haus "Muffendorfer Hauptstraße 37".

Größe / Material:

Geschichte: Steinkreuz auf Sockel mit Nische. Vom Gekreuzigten sind nur Hände und Füße im Relief dargestellt. Im Sockel, über der Nische mit Muschelabschluss, die Jahreszahl 1692. Auf der Ablage ein Blumenopfer.

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Roland Gottschalg (Fotos von Juli 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine