Der arme Vetter - 39439 Amesdorf
Zwischen Warmsdorf, Amesdorf und Schackenthal befanden sich vor dem Dreißigjährigen Kriege noch die Dörfer Bündel, Kohlen und Lenz. In Kohlen
wohnte ein reicher Bauer, der wegen seiner Mildtätigkeit und seiner Hilfsbereitschaft allgemein sehr beliebt war. Da er sehr viel Verwandte in der Umgebung
hatte, nannte man ihn allgemein nur den Vetter. Eines Tages hörte er, daß eine Rotte Soldaten das Dorf Lenzen überfallen und angezündet hatten, aber auch
sonst sehr übel hausten. Als er den Feuerschein von Lenzen sah, wo zwei Schwestern von ihm wohnten, wollte er ihnen zu Hilfe eilen, schwang sich auf sein
Pferd und ritt los. Aber kaum hatte er den dritten Teil des Weges zurückgelegt, kam ihm schon die Rotte Soldaten entgegen, die ihn umzingelten, beraubten
und erschlugen. Auch seine Schwestern hatten in dem brennenden Dorf ihr Leben verloren. - Nach dem Krieg setzten ihm seine Verwandten in der Bündeischen
Flur ein hohes Steinkreuz, das den Namen "Der arme Vetter" bekam.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.17)