Deutschland Thüringen Lkr. Schmalkalden-Meiningen

Breitungen (I)


Ost-Ansicht

Blick zum Standort

Tafel mit Inschrift,
am Stein aufgestellt

Abbildung bei
Büchel (2007)

PLZ: 98597

GPS: N 50° 44.530', O 10° 19.329'

Standort: Ca. 1,5km südlich vom Bahnhof Breitungen am Waldrand unmittelbar westlich beim Hotel "Seeblick" an einer Wegekreuzung an einer Ecke der Gemarkungsgrenze.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Bezeichnung: "Jäger-" oder "Sachsenstein". Ursprünglicher Standort – heute in einem miltärischen Sperrgebiet. Gemarkung Breitungen (Breitunger Walddistrikt am Pleß), nahe der Kohlstätte unterhalb des alten Kutscherweges.
Der auf der Abbildung bei Büchel (2007) noch zu erkennende Deckstein auf dem Denkmal ist mittlerweile verschwunden.
Die Inschrift auf den beiden Seiten des Denkmals:
Vorderseite:
Hier ist
das harte und unglückliche SterbeBett
Eines in einem Augenblick frischen u. gesunden
Im andern aber Tod und entleibten Jägers
denn
der Weyl. Ehrengeachte und Wohlversuchte
Herr Johannes Sachs
Hoch. Fürstl. Sächs. Meiningen treu gewesener
Jäger und Büchsenspanner
Herrn Johannes Michael Sachsens
Hoch. Fürstl. Sächs. Amtsvoigts zu Fr.Breitungen
Mittlerer Sohn
Welcher 1700 den 3. May gebohren ward.
Ist allhie zwar in seinem Beruff
doch auf eine unglückliche Weise
Anno 1722 d. 6 Junii
gestorben
Sintemal denselbigen
ein unglücklicher Schuß
da die Flinte ihm ohnversehent losgegangen
das Leben plötzlich geraubet -
u. das kurtze Ziel gesetzet auf
XXII Jahre IV Wochen VI Tage.

Rückseite:
Siehe da
Eilfertiger Wanders Mann
Eine Mercuriale Säule an einem ungewohnten Ort
Sie zeiget dir etwas unglückliches an
Und kann doch den besten Weg lehren
Flieh ! Hier ist der Tod!
Doch halt!
Dieweil Du anderswo vielleicht wirst sterben
So lerne erst allhier leben.
Ach, wohin Du willst
Der Todt kommt Dir doch entgegen
u. vielleicht trägst Du ihn jetzen bei dir selbst
Das was Dich beschützen sollt nimmt dir das Leben
Ein unglücklich Schuß lehret Dich das rechte Ziel treffen.
Ein unverhofft. Fall den gewissen ungewissen Tod
Ein wohlgeratener Sohn den Eltern
[...]
Ein munterer und wacker Jäger
Der allhier in des Todtes Strecke gerathen.
Ein fleißiger und treuer Diener Sr. Hohen Herrschaft
Der allhier seinen Dienst mit seinem Leben aufgegeben.
Sein Dienst wird gelobet,
sein Leben gepriesen,
Nur sein Todt verwünscht,
[...] weil er geschehen unzeitig,
unversehens.

[...] Der Stein ist nur 500 Meter nördlich der markanten Haarnadelkurve, dort wo der "alte Kutschenweg" direkt zum Pleßhaus führte, in der Karte vermerkt. Aus diesem Übungsgelände ist der Gedenkstein herausgenommen worden und 5 Kilometer östlich am Gasthaus "Seeblick" bei Breitungen neu errichtet worden.
Damit wurde das Denkmal vor Beschädigungen oder Vernichtung bewahrt.
Das Gasthaus "Seeblick" wurde als Jagdhaus unter Herzog Georg II. in den Jahren 1886 - 1887 gebaut und in den Jahren 1974 - 1975 umgesetzt und ausgestaltet.
Das Denkmal ist gut restauriert und auf Holztafeln ist die auf dem Stein nur schwer lesbare Inschrift "übersetzt".
Einen Hinweis darauf, dass das Ereignis 5 Kilometer nordwestlich vom jetzigen Standort geschah, habe ich bei meinem Besuch vermisst.
Der Herzogliche Jäger Johannes Sachs ist, wie der Wortlaut der Inschrift besagt, das Opfer eines Unfalls geworden, - auch wenn mündliche Überlieferungen andere Ursachen sehen. "...Sein Dienst wird gelobet, sein Leben gepriesen, Nur sein Todt verwünscht, weil er geschehen unzeitig, unversehens...".
Johannes Sachs wurde nur 22 Jahre alt. (Büchel 2007)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wehner Otto - Von Schloß Salzungen über den Jägerstein nach dem Pleß, in: Kreuz und quer durch Thüringen, Monatshefte für wanderfrohe Nachbarn. 3.Jg., Heft 1, August 1926, S.23-32
Luther Friedrich - Vom Pleß und seinem Anhang. Eine geschichtlich-sprachliche Wanderung (Schluß), in: Heimat-Warte, Beilage des Salzunger Tageblatt, 11.Jg. Nr.7 vom 1. April 1933, S.49-52
Dittmar, R. - Gedenksteine zwischen Breitungen und Helmers, in: Freies Wort, 32.Jg., Kreisausgabe Schmalkalden, Nr.195 vom 19.08.1983
Köllner, Helmut - Steinkreuze und andere Kleindenkmale im Kreis, in: Freies Wort, 34.Jg., Kreisausgabe Schmalkalden, Nr.162 vom 13.07.1985
Köllner, Helmut - Steinkreuze und artverwandte steinerne Flurdenkmale im Altkreis Schmalkalden, in: Schmalkalden 2001, S.12
Störzner, Frank - Heimtückischer Mord oder tragischer Unglücksfall?, in: Geschichte(n) in Stein, 2001, S.31-32
Büchel, Helmut - Der Sachsenstein, in: Hörselbergbote, Heft 69, Sommer 2007, S.42f.
rhoenklub-breitungen.de - Oktober 2008
Störzner Frank - Ein Stein für einen jungen Jäger, der ein Geheimnis kannte - und deshalb ums Leben kam, in: Thüringer Allgemeine vom 21.02.2015
recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda



Heimtückischer Mord oder tragischer Unglücksfall?
von Frank Störzner

Der “Jägerstein” am alten Standplatz auf dem Pleß, hier als Zeichnung auf Ludwig Wuckes Buch “Der Jägerstein”.

Der "Jägerstein" ist ein kunstvolles, stattliches Denkmal, dessen geschwungener oberer Abschluss derzeit leider abgeschlagen am Boden liegt. 1985 war der Stein gänzlich umgestürzt. Auf seinen beiden Seiten ist er mit einer ebenso ausführlichen wie aufwendigen Inschrift versehen, die auf einer neben dem Denkmal aufgestellten Holztafel bequem nachgelesen werden kann. Aus ihr geht hervor, dass der Stein an den fürstlich-sächsisch-meiningischen Jäger Johannes Sachs erinnert, der am 6. Juni 1722 "auf eine unglückliche Weise", indem "die Flinte ihm ohnversehent loßgangen", ums Leben kam. Doch schon seinerzeit gab es sofort Gerüchte und Zweifel an dieser offiziellen Darstellung. Sachs war immerhin einer der beiden Augenzeugen eines Verbrechens, in das der von 1706 bis 1724 regierende Herzog Ernst Ludwig I. von Sachsen-Meiningen verwickelt war. Der Landjägermeister des Herzogs, dessen als ausgesprochen attraktiv beschriebene Gattin dem Herzog sehr angetan war, wurde auf der Jagd "vom Schlag getroffen", obgleich mehrere in der Nähe befindliche Ohrenzeugen einen Schuss vernommen hatten. Eine gerichtliche Untersuchung wusste der Herzog zu verhindern, war er doch selbst einer der beiden Augenzeugen! Und der zweite Zeuge war Sachs, der nur wenig später seinen Landesherrn auf dem Kutschbock zur Jagd begleitete. Durch die Rüttelbewegung des Wagens soll sich aus einer der dahinter aufgestellten Gewehre ein Schuß gelöst und den 22-jährigen Jäger und "Büchsenspanner" durch den Rücken ins Herz getroffen haben. Herzog Ernst Ludwig selbst ließ an der Unglücksstelle am Pleßberg den "Jägerstein", mitunter auch "Sachsstein" genannt, errichten. Sachs wurde zwei Tage später in Frauenbreitungen beigesetzt. Das ganze Geschehen ist von dem Dichter und Sagensammler Ludwig Wucke zu einer Novelle verarbeitet worden, die erst nach seinem Tode (1883) im Nachlass gefunden und mit einem Vorwort Ludwig Hertels 1905 in geringer Auflage veröffentlicht wurde.
(Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.31-32)



Breitungen (II)


Abbildung bei
Störzner (1988)

GPS: N 50° 44,430', O 10° 18,134'

Standort: Das Steinkreuz ist schwer aufzufinden. Man erreicht es zu Fuß vom Breitunger Ortsteil Knollbach. Dort folgt man der Wandermarkierung grünes nach rechts zeigendes Dreieck auf weißem Grund, nach Helmers. Hinter einem neugebauten Haus am südlichen Ortsrand führt der schmale Wanderweg in südsüdwestliche Richtung steil bergauf. Der Weg war Anfang Juli 2007 noch durch umgestürzte Bäume in Folge des Orkan Kyrill mühsam begehbar. Nach etwa 1600m erreicht man auf der Höhe den Forstort "Schwarzer Stock" (teilweise in den Wanderkarten eingetragen), eine Wegespinne mit einer Schutzhütte. Vor der Schutzhütte führt ein stark verwachsener Trampelpfad in westliche Richtung, diesem Pfad etwa 40m folgen, und von diesem Pfad aus sieht man, etwa 10m in nördliche Richtung, das wegelos stehende Kreuz.
Eine zweite von der Entfernung her etwa gleiche Wegestrecke ist es, den selben Wanderweg von Helmers zu erwandern, dieser Weg war als Forstabfahrtweg schon geräumt.
Eine dritte Möglichkeit ist eine Wegestrecke vom Jäger- oder Sachsenstein, aber auf dieser Strecke war im Juli 2007 noch kein Durchkommen, zumal die Wegemarkierung in diesem Gebiet sehr lückenhaft ist und an Kreuzungen meistens die Wegweiser fehlen.

Größe / Material: 80:46:21 / Sandstein

Geschichte: Sehr gut erhaltenes Kreuz in Kleeblattform mit nach unten leicht verbreiteten Schaft. Arme gerundet und Kopf nur angedeutet. Auf der Westseite, im Kreuzungsfeld und auf dem Schaft ist eingeritzt:
H
C. A. H.
D. 9. Juny
1738
Ist bei der Bevölkerung unter dem Namen "Heinigkreuz" oder auch "Holzfällerstein" bekannt. Gedenkkreuz für den 1738 hier verunglückten Caspar Adam Heinig.
Im Kirchenbuch von Rosa (Standort Kirchenarchiv Roßdorf) befindet sich folgender Sterbeeintrag aus dem Jahr 1738: "D. 11ten Juny ist Frank Heinigs ältester Sohn, Caspar Adam im 22t. jahr seines alters Chtl. weiß beerdigt word. nachdem derselbe von einer umgehauenen Eiche, welche noch ob. gar gehg (= gehangen F. Störzner), unter welcher er hingegang. plötzl. umschlug. ganz zerschmettert worden.“
Köber (1960) hat das bei ihm unter Frauenbreitungen geführte Steinkreuz 1960 offenbar nicht gefunden und stattdessen irrig einen Forstgrenzstein als "Stumpf" inventarisiert (Karteikarte im Nachlaß H. Köber).

Sage: Hier soll ein Holzfäller von einem umstürzenden Baum getötet worden sein (1983 mündlich).

Quellen und Literatur:
Lehfeldt, P. / Voss. G. - Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Herzogtum Sachsen-Meiningen, I. Band, 2. Abtheilung, Kreis Meiningen, Amtsgerichtsbezirke Salzungen und Wasungen, Jena 1910, Frauenbreitungen, S.65.
Lilie, Georg - Steinkreuze in Thüringen und im fränkischen Grenzgebiete, in: Thüringer Monatsblätter, 23.Jg. (1915/16) Nr.8, 1915 (November), S.105-107
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.69, Nr.490 unter Frauenbreitungen
Clemen, Walther - Steinerne Zeugen alten Volksrechts, in: Schmalkalder Heimatzeitung, 2.Jg., Nr.48 vom 29.11.1962.
Dittmar, R. - Gedenksteine zwischen Breitungen und Helmers, in: Freies Wort, 32.Jg., Kreisausgabe Schmalkalden, Nr.195 vom 19.08.1983
Köllner, Helmut - Steinkreuze und andere Kleindenkmale im Kreis, in: Freies Wort, 34.Jg., Kreisausgabe Schmalkalden, Nr.162 vom 13.07.1985
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.79
Köllner, Helmut - Steinkreuze und artverwandte steinerne Flurdenkmale im Altkreis Schmalkalden, in: Schmalkalden 2001, S.9
Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.33
recherchiert von Uwe Stößel, Saalfeld


Sühnekreuze & Mordsteine